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Version 1.38 vom 19. Januar 2007

 



Zur Weiterleitung auf "rossaepfel-theorie.de" bitte hier klicken.

 

 

 

 

 

Die Umverteilung nach oben durch steigenden Shareholder-Value bei sinkenden Reallöhnen, Sozialkürzungen, Senkung des Spitzensteuersatzes und der Steuern für hohe Kapitalerträge anstelle einer Steuerfinanzierung von Sozialbeiträgen entspricht der Wirtschafts-"Theorie" des Neoliberalismus. Sie wird auch als Pferdeäpfel-Theorie oder Rossäpfel-Theorie bezeichnet (vgl. Trickle-down-Theorie). Sie besagt: Wenn man die Rösser gut füttert, fällt hinten auch genug für die Spatzen ab, sh. http://www.rossaepfel-theorie.de - erster Abschnitt. Dort wird die Kritik an der steuerlichen Umverteilung nach oben durch einen Appell von mehr als 400 US-Ökonomen, darunter 10 Nobelpreisträgern, dargestellt.

Auf dieser Webseite sind Dateien ausgelagert, die unter rossaepfel-theorie.de teilweise als Exkurse enthalten waren, aber dort den thematischen Rahmen sprengen würden. Deshalb werden sie hier  als frei verfügbare Inhalte veröffentlicht und sollen nach und nach um weitere Exkurse ergänzt werden.


 


 

 

 

 

  Für englischsprachige Google- oder BabelFish-Nutzer:


The URL rossaepfel-exkurse.de contains excursions referring to the so-called "Rossäpfel-Theorie" (cf. http://www.rossaepfel-theorie.de) which might be translated as "Steed Droppings Theory" ("Steed’s Apples Theory") – the trojan horses being well fed in favour of the sparrows behind. However these noble feeders are not simply horses but steeds and their droppings are not simply excrements but apples - almost like kings' orbs (in German: "Reichsapfel"). This generous supply side is based on Reaganomics' "Trickle-down theory" or "Horse and Sparrow Economics", as John Kenneth Galbraith called it (cf. Wikipedia http://en.wikipedia.org/wiki/Trickle-down_theory).

In this way tax revenue increases with dropping marginal tax rates (according to Neoliberals like Reagan's David Stockman and Arthur Laffer) so that the maximum revenue should be achieved by tax cuts in that situation.

Unfortunately, a complete translation from German into English cannot be given at present for this extensive text.

 


 

 

 

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Titelbild:


 

Djenné-Reiter, sh. AMXAM Klassische afrikanische Kunst, und dort mit Klick auf Djenne Reiter.jpg.

Die Figur wird hier nur symbolisch verwendet. Die Collage erfolgt in bewusstem Kontrast zu ihrer künstlerischen Originalität. Es handelt sich allerdings nicht nur um die Originalität eines Einzelwerks, sondern der Kultur, wie man an anderen Plastiken aus Mali mit ähnlicher Bartdarstellung erkennt; vgl. z.B. die "Bearded Male Figure 1300/1400, Terra cotta, Djenne African" des Detroit Institute of Arts.

Dennoch symbolisiert die Figur keineswegs indigene Unschuld, sondern  die Universalität der Rossäpfel-Verteilung, denn der Typ Djenné-Reiter gehörte zu den Instrumenten und Nutznießern der islamischen Sklavenjäger-, Ausbeutungs- und Missionierungsimperien vom Mittelalter bis zur Neuzeit (einschließlich Handel von Sklaven gegen arabische Pferde als "Rüstungsgüter") mit bis zu 100.000 Reitern im Djenné-Reich und ähnlichen Truppen im sudanesischen Bornu-Reich;  sh. die historische Landkarte des Mali-Reiches auf der Webseite des National Museum of African Art, Washington DC und den Beitrag "Kanem-Bornu" vom 13.12.2004 im Geschichtsforum.de mit Bezug auf das Buch von Joseph Ki-Zerbo: Die Geschichte Schwarzafrikas, Fischer-Verlag, ISBN 3-596-26417-0. Sh. auch Gerhard Rohlfs: Quer durch Afrika - Die Erstdurchquerung der Sahara vom Mittelalter zum Golf von Guinea, 1865-1867, "Zwölftes Kapitel: Die Hauptstadt Kuka, der Markt und das Reich Bornu", veröffentlicht im Projekt Gutenberg bei gutenberg.spiegel.de, und die erstaunliche Moschee von Djenné bei Wikipedia, mit Links zu den beeindruckenden Detailansichten.

Der Djenné-Reiter erinnert also auf gewisse Weise auch an die heutigen  Dschandschawid (engl. Janjaweed) in der sudanesischen Region Darfur, sh.  Wikipedia: Dschandschawid (Stand 7.2.2005) mit späterem Link zur englischsprachigen Quelle: "Janjaweed defector confesses Sudan's atrocities in Darfur", sudantribune.com, 19.10.2006 .

 

 

 

 

 

Inhaltsübersicht
 

 

 

 

 

 

 

 

  • Sammlung von Exkursen zur "Rossäpfel-Theorie"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So mögen denn alle wissen, die es ignorieren, die Feinde Gottes und der Menschheit, welchen Namen sie sich auch geben, dass zwischen dem Starken und dem Schwachen, zwischen dem Reichen und dem Armen, zwischen dem Herrn und dem Knecht, es die Freiheit ist, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit.
(Pater Henri-Dominique Lacordaire -
hier im Geiste von Jean-Jacques Rousseau (1712-1778); sh. auch – als kleine Aufmerksamkeit für die "christliche" Union sowie für sonstige "Liberalisierer" und "Deregulierer"
– die Übersetzung aus Lacordaires CONFÉRENCES, 1848, hier unter Lacordaire.htm.)
 




Vorwort zu den Übersetzungen



Lacordaire meint also die "Freiheit" und "Liberalisierung" zugunsten der Privilegierten auf Kosten der übrigen.

Im Folgenden wurden einige Wikipedia-Texte zum Neoliberalismus und Liberalismus ins Deutsche übersetzt, auch zum Vergleich mit den teilweise politisch kontroversen deutschen Wikipedia-Artikeln zu den Stichworten (sh. http://de.wikipedia.org/wiki/Neoliberalismus und http://de.wikipedia.org/wiki/Liberalismus). Besonders in Deutschland haben die Bestverdiener in den Medien mit einer Allparteien-Koalition zur drastischen Senkung ihrer Spitzensteuersätze den Mainstream bestimmt. Diese Ideologie und Manipulation zur Umverteilung nach oben wird von ihnen, von ihren "wissenschaftlichen" Instituten und Nachbetern in die letzten Winkel der Meinungsproduktion verbreitet. - Damit sich die Lektüre nicht in bloßer Allgemeinbildung erschöpft, enthält das Vorwort zur Konkretisierung noch einige praktische Beispiele. Dabei sind auch Aspekte der Rossäpfel-Theorie einbezogen.

Die Untersuchung der Begriffsentwicklung im Hinblick auf die historischen Begleitumstände ist gewiss interessant, gerade bei diesen wichtigen Beispielen für die Entstehung von  Ideologien durch die Vorherrschaft bestimmter Interessengruppen in der öffentlichen Meinung. Sie kann aber auch zur Ablenkung von den heutigen Zuständen genutzt werden. Um das zu vermeiden und bei dem aktuellen international verbreiteten Begriffsverständnis zu bleiben, wird hier ansonsten unter "Neoliberalismus" einfach die Politik und "Theorie" der Umverteilung nach oben verstanden, also die "Rossäpfel-Theorie" (engl. Trickle-down-Theory) mit ihrer zugrunde liegende Praxis der Recht(s)denkenden (sh. http://www.rossaepfel-theorie.de, erster Abschnitt), und zwar auch in bezug auf die Verelendung in den Entwicklungsländer zugunsten der dortigen Kleptokraten-Cliquen und der reichen Länder (sh. ebd. den Abschnitt zur Dritten Welt). Man könnte auch sagen: die Politik und "Theorie" des Egoismus für die verantwortlichen Profiteure anstelle des (sozialen) Gewissens.
 

Eingefügt am 14.11.2008 mit Ergänzung vom 7.1.2009
nach weiterer Beobachtung von neoliberalen Begriffsdeutungen des Neoliberalismus durch die deutschen Wikipedia,
unterstützt durch Sprachregelungsversuche der Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan (SPD) in einem DLF-Interview vom 14.11.2008 um 6:45 Uhr, dass der "Ordoliberalismus" (der "sozialen Marktwirtschaft") "der eigentliche Neoliberalismus in den 30-er bis 50-er,  60-er Jahren war":  "...das, was man dann heute oft als neue soziale Marktwirtschaft gefordert hat oder Deregulierung, war eigentlich ein Zurück zum Laissez-faire, nicht der wirkliche Neoliberalismus" (ebd.)
Die "neue" asoziale Marktwirtschaft der Neoliberalen wird zum bloßen "Laissez-faire" herabgestuft, so dass der Verrat an der Sozialdemokratie noch als  Fortsetzung der "soziale Marktwirtschaft" und als "guter Neoliberalismus" präsentiert werden kann:

 

Die soziale Marktwirtschaft in Deutschland war durch die ökonomische Doktrin des "Ordoliberalismus" wesentlich mitgeprägt. Darin steht "Liberalismus" für "Markt",  "Ordo" für dessen staatliche "Ordnung" bzw. "Regulierung" und "sozial" als Zutat der ursprünglichen "christlichen" und "sozialdemokratischen" Impulse nach dem Krieg. Mit fortschreitender Etablierung der neuen Geld-"Eliten" und ihrer profitierenden Meinungsmacher in Politik und Medien wurde die "soziale Marktwirtschaft" immer mehr deformiert und korrumpiert. Das Soziale wurde immer mehr zur Maske, und der Staat sollte sich mit seinen "Regulierungen" möglichst weitgehend aus der Abzockerei heraushalten. Gleichwohl wurde der Begriff des "Sozialen" und der staatlichen "Ordnung" von den Umverteilungsprofiteuren weiterhin beschworen, auch zur Absicherung ihrer Beute aus dem Volkseinkommen gegen die Kritik.  Kennzeichnend für den Neoliberalismus ist also gerade die Deregulierungs-Wut und auch die Ausplünderung des Staates zur Umverteilung nach oben in die eigenen Taschen, das heißt die Schwächung des Staates und seiner Ordnung. Daher ist der Irreführungs-Begriff "Ordoliberalismus" für diese Ideologie völlig abwegig.

 

Die Profiteure von realen und begrifflichen Deformationen versuchen und versuchten auf vielfältige Weise zu allen Zeiten, ihre Selbstbedienung durch begriffliche Falschmünzerei zu verschleiern. Sie zählen daher die deutschen Verfechter des Ordoliberalismus zu den Vertretern eines früheren "Neoliberalismus" (sh. Wikipedia: Neoliberalismus, Stand 14.11.2008). Allerdings war der frühere "Neoliberalismus" noch nicht so offensichtlich von der Umverteilung nach oben bestimmt, weil diese Zustände zusammen mit den Begriffsverdrehungen erst später offenkundig geworden sind. Tatsächlich ist der Neoliberalismus damit zur Deformation der sozialen Marktwirtschaft geworden. Das Wort im  Sinne der Neoliberalen verweist auf einen  Begriff, der nur zur Täuschung aufrecht erhalten wird, und zwar mit großem Erfolg, wie man unter anderem in der deutschen Wikipedia und bei der Präsidentschaftskandidatin beobachten kann.

 

Auch das Medienkapital setzen auf diese Begriffs-Deformation. So wurde z.B. Oskar Lafontaine von einem Interviewer für DIE WELT gefragt:

 

WELT ONLINE: Was ist aus Ihnen geworden, dass Sie das Wort „liberal“ als Schimpfwort einsetzen? Sie galten früher in der SPD als ein moderner Linksliberaler.

 

Lafontaine (der gar nicht "liberal", sondern "neoliberal" gesagt hatte): Liberal ist für mich kein Schimpfwort, aber ich muss das Wort heute so verwenden, wie es verwendet wird. Es hat eine inhaltliche Veränderung erfahren. Zwei Hinweise nur. Erstens: Die Ordoliberalen der Freiburger Schule, die sich damals auch Neoliberale nannten, forderten einen starken Staat. Davon kann ja heute bei den Liberalen keine Rede mehr sein. Zweitens: Die Ordoliberalen wollten nicht die Kontrolle wirtschaftlicher Macht, sondern die Verhinderung wirtschaftlicher Macht. Wenn man dies heute im Bundestag fordern würde, würde man wie ein Mensch angesehen, der von einem anderen Stern kommt…Und drittens: Einer der Vordenker des Neoliberalismus, Alexander Rüstow, sagte, der Staat muss dorthin, wo er hingehört, über die Wirtschaft. Davon kann in einer Zeit, in der ein ehemaliger Bundesbank-Präsident zutreffend gesagt hat, die Finanzmärkte kontrollieren und beherrschen die Politik, nicht mehr die Rede sein…Wir haben im Gründungsaufruf der Linken auf die ordoliberale Schule von Freiburg Bezug genommen. Der Wettbewerb steigert für uns nicht nur die wirtschaftliche Effizienz, sondern er ist wichtiges Instrument der Machtkontrolle. Ich zitiere immer wieder Alexander Rüstow oder Walter Eucken zum Erschrecken von CDU/CSU und FDP im Bundestag.

 

(Sh. "INTERVIEW MIT DEM LINKEN-CHEF – Sind sie etwa ein Liberaler, Herr Lafontaine?", welt.de, 30.12.2008.)


Dagegen bedeutete "Liberalismus" im klassischen Sinne auch die Befreiung ("Libération") des (Besitz-)Bürgertums von der Verteilungshoheit und aus der Fremdbestimmtheit durch König, Adel und die hohe Geistlichkeit mit Hilfe der eingespannten weiterhin Unterprivilegierten. (Sh.: "Der klassische Liberalismus war Ausdruck einer bürgerlichen Elite aus Handel und Gewerbe" aus dem italienischen Artikel.) Die aufgestiegene Klasse der Geschäftsleute konnten sich den Staat nicht mehr anders vorstellen als ein Gebilde nach den Regeln ihrer Vertragsfreiheit - nach Art ihrer täglichen Geschäfte - und schafften damit sogar den großen Fortschritt zu einem Vertragswerk (Verfassung) für das gesamte Gemeinwesen mit Wahlrecht, zunächst allerdings nur für die Besitzenden zum Schutz ihres Privateigentum gegen ihre Revolutionsverbündeten.

Dazu heißt es im Artikel "Liberalism": "Er [John Locke] billigte nicht die Demokratie, denn er fürchtete, dass die Beteiligung des Volkes an der Macht das heilige Recht auf Privateigentum untergraben könnte" – zu ergänzen durch das italienische Zitat: "Im Unterschied zu John Locke betrachtete Mill das Recht auf Privateigentum nicht als Naturrecht, sondern vertrat unter dem Einfluss seiner sozialistischen Zeitgenossen den Standpunkt, dass es historisch die Frucht eines ’Diebstahls’ sei", womit aber sicher nicht das gemeint war, was der Mensch sich nach Locke durch "Arbeit seines Körpers und das Werk seiner Hände" aneignete ("The Labour of his body and work of his hands", sh. Iohn Locke: Two Treatises of Government, 1690, Second Treatise, Sect. 27). Gemeint war bestimmt auch nicht das Land, das jemand persönlich mit seiner Familie bearbeitet ("As much land as a man tills, plants, improves, cultivates, and can use the product of, so much is his property.", ebd. Sect. 32) und der Besitzschutz dafür, z.B. gegen seine Übertragung an abschöpfende "Gutsherren" nach kapitalistisch abgewandeltem "feudalen" Muster ("feudal" heißt lt. Duden ursprünglich das  feudum, feodum = Lehngut betreffend, umgebildet nach mlat. al(l)odium "Eigengut" und althochdeutsch fihu = Vieh, urverwandt mit lateinisch pecu, entsprechend "pekuniär",  dort schon das Tausch-"Geld" betreffend), also nicht als Nutznießer "von Gottes Gnaden" (und "von Gnaden" seines Militärs), sondern von Gnaden seines nachrückenden oder vergötzten Kapitals.

Das Problem entsteht erst mit andauernder Knechtschaft durch das Privateigentum, besonders dann, wenn der Eigentümer selbst mehr von den Erträgen erhält, aber weniger dafür leistet als seine Knechte. Die Kritik richtet sich also nicht in erster Linie gegen den Besitz von Kapital als "geronnene Arbeit", sondern gegen die Abschöpfung des Volkseinkommens durch die Vormacht des Kapitalbesitzes, vor allem dann, wenn die Kapitalerträge weniger mit Steuern und Abgaben belastet sind als die Arbeit selbst. Diese steuerliche Marktverzerrung zugunsten des Kapitals trägt bei zum Ersatz von Arbeitsplätzen durch Kapital. Einen weiteren Beitrag zur Arbeitsplatzvernichtung leistet die Koppelung der Manager-Bezüge an die Interessen der Kapitalbesitzer und nicht der Kapital-Schöpfer.

"Der Standpunkt von Mill wurde geteilt von Ökonomen wie John Maynard Keynes (der das Laissez-faire kritisierte als Erbe vergangener Zeiten, sich aber gleichwohl als Liberaler verstand) und von Philosophen wie Benedetto Croce" ("Liberalismo", italienisch, ebd.). Die Vertreter des Liberalismus waren also zunächst antidemokratisch und musste quasi durch die Stände unter ihnen zur Demokratie gezwungen werden, wie sie selbst mit deren Hilfe die Monarchie zu ihrem profitablen Liberalismus gezwungen hatten. Die "Liberalen"  "beeilten sich, die Rede und Meinungsfreiheit in allem abzulehnen, was gegen ihre Interessen ging" (ebd.). In Preußen beschränkte man sich bis 1918 auf ein Dreiklassenwahlrecht (sh. u.a. Wikipedia: Wahlrecht mit weiteren Verlinkungen).

Zur Verbrämung ihres Schein-Idealismus konnten sich die Besitz-Liberalen des humanitären Beiwerks mehr oder weniger idealistischer Aufklärer bedienen. Deren Rationalität begründete das Äquivalenzprinzip des Tausches (gleicher Marktwerte, z.B. Marktwert der überschüssigen Arbeitskraft von Landlosen) auch zeitgemäß theoretisch gegen frühere Verteilungsvorstellungen des Feudalismus, Despotismus, Gemeineigentums oder gar des Potlachs von Naturvölkern, bei dem der Wert des Geschenks um des eigenen Ruhmes willen mit dem Gegengeschenk möglichst noch übertroffen werden soll.

In autoritären Regimen, Organisationen und Systemen der Manipulation durch Medien, Kapital usw. bedeutet "Liberalismus" im wörtlichen Sinne  auch heute nicht Mainstream-Treue, sondern Schwimmen gegen den Strom der geschickt vorfabrizierten Meinungen.

In den USA bezeichnen die Republikaner sogar die etwas links von ihnen und trotzdem noch rechts stehenden Demokraten eher abfällig als "Liberale", selten als "Linke" – ganz abgesehen davon, dass es dort, vor allem dank des Kapitaleinsatzes in den Medien und kapitaltreuer Medienmacher, noch weniger Linke gibt als inzwischen in Deutschland. Aber selbst die revolutionären Besitzbürger als Nutznießer der Französischen Revolution standen nicht links auf Seiten ihrer verarmten Umverteilungsopfer, sondern lediglich gegen die Autoritären - gewissermaßen so wie heute viele "Liberale" in den USA und anderswo.

Es wurde je ein Text zum "Neoliberalismus" aus dem Französischen und Englischen sowie je ein Text zum "Liberalismus" aus dem Englischen, Spanischen und Italienischen ins Deutsche übersetzt, wobei besonders der englische Text zum "Liberalismus" auch detaillierte Aussagen zum "Neoliberalismus" enthält. Zur Übersetzung ist anzumerken, dass in anderen Sprachen mit weniger idealistischen Denktraditionen die Ideologen der Umverteilung nach oben großzügig als "Philosophen" und "Denker" bezeichnet werden, obwohl der philó-sophos doch eigentlich ein "Freund der Weisheit" und Wissenschaft, aber nicht von Lug und Trug ist. Harmlos und schlicht ist dagegen die geläufige amerikanische Redeweise von einer "Geschäfts-philosophie". - Wo man "Philosoph" nicht ohne weiteres mit Synonymen übersetzen konnte, wurde bei Bedarf in eckigen Klammern "[Ideologe]" als ein Lieblingsbegriff der Liberalen und Neoliberalen hinzugefügt.

Beim Vergleich der Texte fällt unter anderem auf,  dass lediglich in der Version der deutschen Wikipedia von einer zeitweiligen Bedeutung des Begriffes "Neoliberalismus" als Kontrastbegriff zu "Laissez-faire" und Planwirtschaft sowie von seiner Beanspruchung für die Idee der "sozialen Marktwirtschaft" die Rede ist. Der deutsche Ökonom Walter Eucken als ein Hauptvertreter dieses Ordoliberalismus (sh. Wikipedia: Ordoliberalismus)  kommt in den übersetzten Versionen nicht vor und ist auch in diesem Zusammenhang mit Yahoo und Google außerhalb des deutschen Sprachraums kaum zu finden.

Allerdings ist  in den beiden englischsprachigen und dem französischsprachigen Artikeln davon die Rede, dass u.a. Keynes den Begriff "new liberal" verwendet habe, um die sozialdemokratische Interventionspolitik (nach den großen Wirtschaftskrisen und dem wirtschaftsliberalem Chaos) gegen den klassischen Liberalismus zu unterstützen. In dem englischsprachigen Artikel zum "Liberalismus" heißt es, dass dieser "New Liberalism" im Sinne von Keynes und anderen als politische Praxis und als Bezeichnung verdrängt wurde durch den "Neoliberalismus" und die "Laissez-faire"-Politik seit Reagan und Thatcher und dass man statt dessen in den USA einfach nur von "Liberalismus" (im Gegensatz zum Neokonservatismus der Republikaner) spricht. Neokonservatismus ist Neoliberalismus in Fragen der Umverteilung nach oben plus Antiliberalismus bei Institutionen, die seit je her auch der Volksunterdrückung und Gängelung dienen (obrigkeitlich missbrauchte Sexualmoral, Funktionalisierung des Vaterlandsbegriffs im Interesse von Kriegsprofiteuren, seit Charles Darwin auch Antidarwinismus usw.).

Die Idee der sozialen Marktwirtschaft im Sinne von Eucken spielte in Deutschland gleich nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch sicher eine größere Rolle als beispielsweise in den USA, zumal weder SPD noch CDU an eine Umverteilung des Volkseinkommens nach oben durch Senkung des damaligen Spitzensteuersatzes von 56 Prozent bei florierender Wirtschaft dachten. In den USA lag damals der Spitzensteuersatz  sogar noch über 70, 80 oder sogar 90 Prozent (sh. Rossäpfel-Exkurse.de/sammlung.htm m.w.Nachw.), so dass die Wirtschaft ebenfalls nicht durch Umschichtung der Konsumkraft nach oben zur Kapitalhortung geschwächt wurde.

Im Hinblick auf das immense international flottierende Investitions-, Kredit- und "Heuschrecken"-Kapital – auch gespeist aus deutschen rosa-grünlichen Steuergeschenken - ist die oft falsch verstandene definitorische "Buchhaltungs"-Gleichung  "Sparen = Investitionen" (für eine geschlossene Vokswirtschaft mit ausgeglichenem Staatshaushalt) bei der deutschen Konsumschwäche ohnehin überhaupt kein Argument für die Umverteilung nach oben (sh. http://www.rossaepfel-theorie.de), wohl aber immer noch für die durch Umverteilung  gutgenährten  "Heuschrecken mit prominenten Namen, die heißen Franz, Gerhard und Ute", lt. Oskar Lafontaine, N24.de, Netzeitung, 3.5.2005, und erst recht für die "Freiheitlichen" und heutigen "Christlichen". "Fragen nach den Gründen für die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich werden als 'Neiddebatte' abgetan" (Günter Grass: "Freiheit nach Börsenmaß", DIE ZEIT, 4.5.2005 Nr. 19, und Radio Bremen/NDR; zum Scheinangriff von "Heuschrecken" auf "Heuschrecken" sh. auch Hans Magnus Enzensberger: "Klassenkampf als Märchenstunde", DER SPIEGEL 9.5.2005 Nr. 19, und die gleichzeitige zwanghafte Planung einer drastischen Körperschaftsteuersenkung für Unternehmen - als Folge bereitwilliger oder kalkulierter (?) EU-Aufnahme von subventionierten Steuerdumpern - trotz neu geschätzter zusätzlicher Einnahmeminderungen von 67 Milliarden Euro, kumuliert bis Ende 2008, und Haushaltsdefiziten über 3 Prozent, vgl. "Volkswirte verlangen von Eichel weniger Schönfärberei", DW-World.de, 12.5.2005). Die Verfügbarkeit bezahlbarer Unternehmenskredite richtet sich jedoch nach anderen Kriterien (sh. unten "Basel II"). Solange das EU-finanzierte Steuerdumping nicht beendet und die Überversorgung der Eurokraten nicht eingeschränkt wird, sollten die EU-Beiträge nicht erhöht, sondern gesenkt werden.

Die geforderten oder bereits durchgeführten Senkungen der persönlichen Spitzensteuersätze zusammen mit den Prozentsätzen der übrigen Steuersenkungen für Spitzeneinkommen sind die untrüglichen Kennzahlen für das Ausmaß des Neoliberalismus in den einzelnen Parteien und Desinformationsbeiträgen. Typisch ist dort auch die Tabuisierung des Zusammenhangs dieser Umverteilung nach oben mit den zugehörigen fiskalischen und sozialen Problemen sowie mit den Erhöhungsplänen für die Mehrwertsteuer im Blendwerk von Talkshows und Medien. Ein solcher Gradmesser für den Neoliberalismus setzt selbstverständlich voraus, dass die Klein- und Normalverdiener durch Steuerfinanzierung von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberanteilen zur Sozialversicherung mit den Spitzensteuersätzen der "Wirtschaftswunder"-Jahre wie auch durch andere Maßnahmen für die steuerliche Mehrbelastung zumindest vollständig entlastet werden und die "Steuerschlupflöcher" sowie die legalen Steuersparmodelle ohne Ausgleichsgeschenke geschlossen werden, damit die Spitzensteuersätze auch greifen.

Der neoliberale Maßstab wurde besonders drastisch gesetzt durch die stufenweisen Absenkungen des föderalen Spitzensteuersatzes in den USA von den obigen 70 bis 90% auf etwa 30% durch das große Umverteiler-Vorbild Ronald Reagan und  - nach späterer Anhebung und Haushaltssanierung durch die demokratische Clinton-Regierung -  erneut von maximal 39,8% auf 36,1% in 2005 durch George W. Bush (alles plus US-Regionalsteuern, sh. ebd.: Sammlung.htm). Die deutsche rosa-gilbgrüne Regierung hat den Spitzensteuersatz bereits von scheinbaren 53 auf 42 Prozent abgesenkt, die CDU wollte ihn mit ihrem großangelegten Arbeitsplatz-Vernichtungsprogramm lt. Merz-Konzept noch weiter auf 36% und die FDP auf 35% drücken (vgl. Rossäpfel-Theorie.de, Abschnitt 1 ff. ).

Paul Kirchhof, Steuerrechtspapst oder zumindest Kardinal, ehemaliger Verfassungsrichter und  Protagonist des neoliberalen und quasi legislativen Halbteilungsgrundsatzes gegen seinen damaligen BVG-Richterkollegen Ernst Böckenförde gemäß BVG-Urteil von 1995 (d.h. der Staat kann - angeblich lt. Verfassung - auch beim Milliardär einschließlich Vermögensteuer höchstens die Hälfte des laufenden Einkommens beanspruchen), befürwortet sogar eine Absenkung des Spitzensteuersatzes auf 25% (mit Verbreiterung der Bemessungsgrundlage vor allem zu Lasten der Klein- und Normalverdiener, also des Konsums, das heißt der Arbeitsplätze), und der gerade abgelöste Vorsitzende des neoliberalen Sachverständigenrates Wolfgang Wiegard, SPD,  fände dies "natürlich noch viel schöner" (vgl. Rossäpfel-Theorie.de, Abschnitt 1).

Schon wegen dieses Neoliberalismus-Maßstabs dient es nur der Begriffsverwirrung, wenn z.B. Joseph Stiglitz, ein entschiedener Kritiker der Steuersenkung für Bestverdiener (sh. rossaepfel-theorie.de, Abschnitt 1), von interessierter Seite als "Neoliberaler" in Anspruch genommen ("beschrieben") wird (sh. Artikel "Liberalism").

Von dem liberalen Wirtschaftshistoriker Bradford DeLong wird in dem Artikel "Neoliberalism" zwar gesagt, dass er eine staatliche Umverteilung akzeptiert, aber nicht, ob es sich dabei um eine Umverteilung nach oben handeln soll. Von daher kann man anhand des Textes nicht nachvollziehen, warum DeLong deshalb ein "Neoliberaler" sein soll. Seine Forderung nach staatlicher "Schrumpfung" ist zwar ein Indiz, aber noch kein untrügliches Zeichen für Neoliberalismus, da die Privatisierung von Post, Telekommunikation, Müllabfuhr, Energieversorgung und in einigen anderen Bereichen - bei staatlichen Garantien gegen Monopolpreise, Ausschlachtung und Funktionsverfall - in der Tat sinnvoll sein kann.

Oft geht es bei der Privatisierung jedoch um Korruption oder reine Ideologie (sh. z.B. Wilhelm Rühl: "Privatisierung fördert und legalisiert Korruption", meinepolitik.de, 6.10.1995), wie z.B. die Preisexplosion durch Privatisierung der Energieversorgung in Deutschland zeigt oder das britische Eisenbahn-Fiasko, die US-amerikanischen Stromnetz-Kollapse und internationale Kommerz-TV-Verdummung oder die ausufernden Folgekosten der Gemeinden bei der Wohngeldzahlung an Hartz-IV-Empfänger durch Privatisierung der Müllabfuhr und "Freistellung" oder Lohn-Halbierung bei ihren ehemals langjährig Beschäftigten. Die minimalen Einsparungen der Gemeinden durch die Dumping-Löhne der privaten bestverdienenden Entsorger können bei weitem nicht die öffentlichen und privaten Mehrbelastungen decken (sh. den interessanten Monitor-Beitrag: "Die 'orangene Revolution' - Städte holen die Müllabfuhr von Privaten zurück",  wdr.de, 18.1.07). Der massenhafte Verkauf von Wohnungen aus öffentlichem Eigentum an "Heuschrecken"-Fonds zu Schleuderpreisen verweist ebenfalls auf Korruption und/oder künstlich herbeigeführte Not der Gemeinden durch die steuerliche Umverteilung nach oben.


Auch DeLongs Forderung nach Beseitigung von internationalen Handelsrestriktionen kann ihn nicht ohne weiteres als Neoliberalen ausweisen. Der freie Marktzutritt für internationale "Heuschrecken" zur Abschöpfung der Differenz zwischen Korruptions- und Weltmarktpreisen für Rohstoffe, womöglich mit Privatarmeen und mit dem Schutz eigener moralisierender Regierungen, wie noch heute z.B.  in Lateinamerika und vor allem in Afrika, ist zwar zu kritisieren. Aber die protektionistischen Agrarsubventionen der Industrieländer anstelle von persönlichen Hilfen für Landwirte sind z.B. geradezu kennzeichnend für den Neoliberalismus, weil sie der Umverteilung zu Lasten der Ärmsten in der Dritten Welt dienen.

Solche Ungenauigkeiten in den entscheidenden Punkten sind kennzeichnend für die neoliberale Propaganda. Nachdem der Wettbewerb der Systeme entfallen ist, triumphiert sie geradezu wettbewerbswidrig mit ihrer weltweiten Monopolstellung bis in die meisten sozialdemokratischen Parteien hinein. Jegliche Ankündigungen der Neoliberalen von Wohltaten oder angeblich alternativlosen Maßnahmen sind also mit mehr Skepsis als Vertrauen zu betrachten.

Statt die Spitzensteuersätze zu senken, finanziert man z.B. in Dänemark die Sozialversicherungsbeiträge weitgehend durch die höheren Steuern (sh. hier MISSOC), insbesondere mit einem Spitzensteuersatz von 59% (sh. www.bundesfinanzministerium.de: "Steuerreform 2000 - Grafische Darstellungen und internationale Vergleiche", Version 1.8.2005, Blatt 10 - Erstellt Dezember 2004; Webseite zieht dort häufiger um ohne Link-Weiterleitung!). So stärkt man die Konsumnachfrage, was wiederum Voraussetzung für zusätzliche Investitionen ist und die Arbeitslosenquote trotz der dänischen Randlage auf einem wesentlich niedrigeren Niveau als in Deutschland hält. Durch die Steuerfinanzierung von Arbeitgeberanteilen werden gerade die Arbeitsplatzbeschaffer entlastet, also vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen, die ihre Gewinne und die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter nicht mit Subventionen aus deren Steuergeldern verstärkt in die neuen Steuerdumping-Länder verlagern.

Größere Unternehmen werden durch die falsche Anreizpolitik der Neoliberalen förmlich zur Verlagerung ihrer Arbeitsplätze und umfrisierten Gewinne ins unmittelbar angrenzende östliche EU-Ausland getrieben, allein schon wegen des dadurch ausgelösten Wettbewerbsdrucks, weil auch die deutsche Regierung mit ihrem EU-Erweiterungskommisar durch EU-Subventionierung des Steuerdumpings vor der Haustür eine Steuerspirale nach unten und eine massive Umverteilung zu ihren Gunsten nach oben in Gang gesetzt hat. Dabei wurde sie unterstützt durch die Neoliberalen in anderen Parteien und EU-Ländern wie auch durch die überbezahlten Eurokraten - sei es aus Ignoranz oder aus der Position der Nutznießer oder eher aus beidem. Auf diese Weise haben sie eine weitere Verarmung des Staates und großer Bevölkerungsgruppen eingeleitet (sh. rossaepfel-theorie.de) und wollen dies nun auch noch möglichst unbemerkt in der EU-Verfassung zementieren. Im Gegensatz zu Dänemark schafft man in Deutschland außerdem durch Steuersenkung für Bestverdiener künstlich eine staatliche Zwangslage, um spätestens durch eine neoliberale Nachfolgeregierung die  Erhöhung der Mehrwertsteuer oder gar die Verdoppelung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für Grundnahrungsmittel mit geheucheltem Bedauern als einzige Alternative zum Ausgleich zu präsentieren (sh. Rossäpfel-Theorie, Abschnitt 1).

Eine steuerliche Entlastung der Arbeitsplatzbeschaffer bei den Lohnzusatzkosten wie in den skandinavischen Ländern wäre auch in Deutschland ohne weiteres finanzierbar durch Rücknahme der Steuersenkung für Bestverdiener, also insbesondere für neoliberale Meinungsmacher, Talkzirkus-Veranstalter(innen), Politiker, Verbandsfunktionäre, Steuerfluchthelfer, Arbeitsplatzvernichter aufgrund falscher Anreize usw. Sie würden eine Senkung des international sehr niedrigen deutschen Körperschaftsteuersatzes von nur noch scheinbaren 25 auf 19 Prozent (+ Solidaritätzuschlag - sh. "Steuerreform 2000 - Grafische Darstellungen...", a.a.O., Blatt 13 und 14!) sofort wieder als vorfabriziertes Argument für die weitere Senkung ihrer persönlichen Spitzensteuersätze zur Gleichstellung mit juristischen Personen ins Feld führen, weil die abgesenkte Körperschaftsteuer seit 2001 nicht mehr nur zur Verrechnung mit der höheren oder geringeren persönliche Einkommensteuer erhoben wird und die Regierung  (auch wegen blockierter Verteilungsfragen) nun wieder absurderweise die Körperschaftsteuer statt der international nahezu einmaligen deutschen Gewerbeertragsteuer senken und umfinanzieren will mit Milliardengeschenken an die Shareholder, und zwar im überraschenden Eiltempo durch den Kanzler und Opernfreund der Bosse kurz vor seiner voraussichtlichen vorzeitigen Stabübergabe an die noch hemmungsloseren Umverteiler, Konsumabwürger und damit zumindest tendenziellen Arbeitsplatzvernichter (sh. Rossäpfel-Theorie).

Er gewährt so noch einmal ein nachträgliches Geschenk für die "Revolution des Kapitals" und dessen Drohung der "Steuervermeidung durch Verlagerung" dank subventioniertem Steuerdumping in der EU  (sh. den Lafontaine-kritischen Artikel von Marc Beise: "Die Macht im Staat",  Handelsblatt, 1.3.1999),  indem er die Unternehmen an der falschen Stelle entlastet, ohne die Shareholder, Konzernbosse, Minister, Meinungsmacher und sonstigen Bestverdiener entsprechend mehr zu belasten. Jene "Revolution" war ein Anlass für den mehr oder weniger erzwungenen Rücktritt des Finanzministers Oskar Lafontaine vom 11.3.1999, der sich der Übernahme der Richtlinienkompetenz für die Steuerpolitik durch die Konzernbosse und ihren Kanzler nicht fügte und den Schröder deshalb offenbar mit Hilfe des Bündnisses für Arbeit entmachten wollte (Handelsblatt, a.a.O.).

Die Senkung der Spitzensteuersätze hat den eigentlichen Arbeitsplatzbeschaffern ohnehin kaum etwas gebracht, denn diese neoliberal zurechgestutzten Maximalsätze gelten für sie meist nicht einmal: "Die Hälfte aller Personenunternehmen hat einen Gewinn von unter 26.000 € im Jahr. Dreiviertel liegen unter 52.000 €; nahezu alle unter 128.000 €", sh. "Grafische Darstellungen...", a.a.O., Blatt 17.

Dort kann man auch nachlesen, dass der Spitzensteuersatz für Verheiratete ohne Kinder erst beim Doppelten von 52.152 Euro (plus etlicher Freibeträge) beginnt, also bei Verheirateten mit Kindern noch oberhalb der 128.000 Euro. Ebenda sieht man (auf Blatt 5), dass beim jetzigen Spitzensteuersatz von scheinbaren 42% (= 44,31% incl. Solidaritätszuschlag - für jedes zusätzliche Einkommen) die durchschnittliche  Einkommensteuerbelastung auf das Einkommen insgesamt für diese 128.000 €  bei etwa 30% anstelle der früheren 35% liegt, dass sie aber für die meisten Arbeitsplatzbeschaffer weit darunter bleibt, so dass auch die Gewerbesteuer kaum eine Rolle spielt. Dagegen liegen allein die Anteile der Arbeitgeber zur Sozialversicherung ihrer Arbeitnehmer bei ca. 20% von den gezahlten Bruttolöhnen und schwächen so auch die Eigenkapitalbasis zur Erlangung günstiger Kredite (sh. Basel II). Die Arbeitnehmer zahlen noch einmal das Gleiche. Die Besserverdiener und ihre Arbeitgeber zahlen für ihre Einkommensteile über 61.800 Euro (in 2004) gar nichts, und die Parlamentarier haben nahezu alles umsonst, aber mit viel höheren Pensionen.

Der englischsprachige "Liberalismus"-Artikel (von üblicherweise mehreren bis zahlreichen Verfassern unterschiedlicher politischer Richtungen) wiederholt unter der Überschrift "Liberalismus heute" zwar noch einmal in aller Ausführlichkeit etliche Aussagen seiner vorhergehenden Abschnitte - mit der Feststellung, dass der Liberalismus manchmal für Steuersenkungen und manchmal für Steuererhöhungen sei. Viel interessanter wäre heute aber die eigentliche Frage an den Liberalismus und Neoliberalismus (z.B. in Deutschland), nämlich nach der Senkung der Steuern für Bestverdiener (z.B. durch RosaGilbgrün um 11% = 110.000 Euro + Soli für jede zusätzliche Einkommens-Million von teilweise fragwürdigen oder verlagerungsfreudigen DAX-Managern sowie entsprechendem Segen für bestverdienende Politiker und Meinungsmacher). Dadurch fabrizierte man den angeblichen Zwang zur Erhöhung der Mehrwertsteuer und zu den Sozialkürzungen für die Ärmsten. Ein solcher entarteter (?) Liberalismus garantiert dem Geschröpften wie auch dem Nutznießer die "Freiheit", "alles zu tun, was er bezahlen kann" (vgl. den spanischsprachigen Wikipedia-Artikel). Die "Freiheit" wird hier zur persönlichen Bereicherungsfreiheit aus dem Volkseinkommen durch Versklavung anderer.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übersetzungen von WIKIPEDIA-Artikeln als Ergänzung zur

 

"Rossäpfel-Theorie" (sh. http://www.rossaepfel-theorie.de).

 

 

 

 

 
 

Übersetzung des Artikels "Néolibéralisme"

 

aus der französischsprachigen WIKIPEDIA

 

nach dem Stand vom 15. Feb. 2005

 

unter http://fr.wikipedia.org/wiki/N%C3%A9olib%C3%A9ralisme.

 

Hyperlinks zu anderen Wikipedia-Artikeln und zu externen Quellen siehe dort.

 

Copyright für den Artikel incl. Übersetzung nach den GNU-Bestimmungen der WIKIPEDIA.

 

 

 

Néolibéralisme

 

Un article de Wikipédia,
l'encyclopédie libre.

 

 

 

Neoliberalismus

 

Ein Artikel der WIKIPEDIA

Die freie Enzyklopädie.

 

 
 

Le terme néolibéralisme est une étiquette politique péjorative qui désigne, pour ses détracteurs, l'adhésion sans réserve à un ensemble de doctrines économiques libérales. Il est a peu près synonyme d'ultra-libéralisme, bien que ce dernier terme soit plus péjorativement connoté encore. Il est à souligner qu'aucun économiste ni aucun politicien ne se désigne comme néolibéral. Ces derniers se déclarent plutôt libéraux ou encore libertarien.

 

Die Bezeichnung Neoliberalismus ist für seine Gegner ein negativ besetztes politisches Etikett, das die bedingungslose Anhängerschaft an eine Gesamtheit von liberalen ökonomischen Lehrmeinungen ausdrückt. Sie ist fast synonym mit "Ultra-Liberalismus", obwohl dieser Ausdruck noch negativer besetzt ist. Dabei ist zu unterstreichen, dass kein Ökonom oder Politiker sich selbst als neoliberal bezeichnet. Sie bezeichnen sich eher als Liberale oder auch als Libertäre.

 
 

 

Selon ses détracteurs, une figure de proue de ce « néolibéralisme » serait l'économiste Milton Friedman, Prix Nobel en l'économie et un monétariste, et l'école de Chicago qu'il a fondée. Les dirigeants politiques des années 1980 que sont Margaret Thatcher au Royaume-Uni et de Ronald Reagan aux États-Unis, sont souvent aussi considérés comme des emblèmes du néolibéralisme. Ces personnalités ne se définissent pas elles-mêmes comme ultra-libérales.

 

 

Nach Ansicht seiner Gegner ist eine Galionsfigur dieses Neoliberalismus der Ökonom Milton Friedman, Nobelpreisträger für Ökonomie und Monetarist, sowie mit ihm die Chicago-Schule, die er gegründet hat. Die politischen Führer der 1980er Jahre, insbesondere Margaret Thatcher für Großbritannien und Ronald Reagan für die USA, werden oft auch als Bannerträger des Neoliberalismus betrachtet. Diese Personen definieren sich nicht selbst als Ultra-Liberale.

 
 

 

Les opposants au « néolibéralisme » sont pour l'essentiel à la gauche, mais aussi la droite conservatrice étatiste. Ils reprochent au néolibéralisme d'accroître les inégalités sociales, de réduire la souveraineté des états, et de nuire au développement du tiers monde. Les libéraux soulignent qu'au contraire ces phénomènes résultent de l'intervention de l'Etat.

 

 

Die Gegner des "Neoliberalismus" kommen im wesentlichen von links, aber auch von der rechten konservativ-etatistischen Seite. Sie werfen dem Neoliberalismus vor, die sozialen Ungleichheiten zu verschärfen, die Souveränität der Staaten zu vermindern und der Dritten Welt in ihrer Entwicklung zu schaden. Die Liberalen unterstreichen dagegen, dass diese Erscheinungen durch die Intervention des Staates verursacht werden.

 
 

 

Le terme « new liberal » a été revendiqué par Keynes, en opposition avec le libéralisme classique, et pour soutenir des politiques social-démocrates interventionnistes.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bezeichnung  « new liberal » wurde verwendet von  Keynes als Gegensatz zum klassischen Liberalismus und war als Unterstützung  einer  sozialdemokratischen Politik der Interventionen zu verstehen.

 
 
 

 

Übersetzung des Artikels "Neoliberalism"

 

aus der englischsprachigen WIKIPEDIA

 

nach dem Stand vom 16. Feb. 2005

 

unter http://en.wikipedia.org/wiki/Neoliberalism

 

Hyperlinks zu anderen Wikipedia-Artikeln und zu externen Quellen siehe dort.

 

Copyright für den Artikel incl. Übersetzung nach den GNU-Bestimmungen der WIKIPEDIA.

 

 

 

 

Neoliberalism

From Wikipedia, the free encyclopedia.

(Redirected from Neo-Liberalism)

 

 

 

Neoliberalismus

Ein Artikel der WIKIPEDIA

Die freie Enzyklopädie.

(Umgeleitet von Neo-Liberalism)

 

 
 

 

 

The term neoliberalism is used to describe a political-economic philosophy that had major implications for government policies beginning in the 1970s – and increasingly prominent since 1980 – that de-emphasizes or rejects positive government intervention in the economy, focusing instead on achieving progress and even social justice by encouraging free-market methods and less restricted operations of business and "development". Its supporters argue that the net gains for all under free trade and capitalism will outweigh the costs in all, or almost all, cases.

 

 

 

Der Ausdruck Neoliberalismus wird verwendet zur Beschreibung einer Philosophie [Ideologie] der politischen Ökonomie, die bedeutende Auswirkungen hatte auf die Politik von Regierungen ab Beginn der 1970er Jahre  und noch mehr ab 1980. Mit dem Konzept sollen positive Eingriffe der Regierung in den Wirtschaftsablauf vermindert oder zurückgewiesen werden und statt dessen durch Bestärkung marktwirtschaftlicher Methoden und weniger Regulierung der Unternehmen sowie der wirtschaftlichen "Entwicklung" Fortschritt und sogar soziale Gerechtigkeit erreicht werden. Die Befürworter des Konzepts behaupten, dass der Mehrertrag für jedermann durch freien Handel und Kapitalismus die Belastungen in allen oder fast allen Fällen überwiege.

 

 
 

It can be contrasted with economic nationalism, fair trade and anti-capitalism, three different alternatives to neoliberalism.

 

Es kann als Gegenkonzept gesehen werden zum ökonomischen Nationalismus, fairem Handel und Anti-Kapitalismus als drei Alternativen zum Neoliberalismus.

 

 
 

The term "neoliberalism" has also been used in a theological sense as a drive to deliberately modify the beliefs and practices of the church (especially evangelical) to conform to cultural post-modernism. This entry concerns only political-economic neoliberalism.

 

Der Ausdruck "Neoliberalismus" wurde auch in einem theologischen Sinne verwendet als Impuls zur eigenständigen Veränderung von Glaubenssätzen und Verhaltensgrundsätzen der Kirche (besonders der evangelikalen) zur Anpassung an den kulturellen Post-Modernismus. Dieser Artikel betrifft nur den politisch-ökonomischen Neoliberalismus.

 

 

 
 

 

Contents

 

1 Brief Discussion

 

2 Brief History

 

3 Theory

 

4 Practice

 

5 Who is a Neoliberal?

 

6 See also

 

7 External critical resources

 

 

 

Inhalt

 

1 Kurze Diskussion
 

2 Kurze Geschichte
 

3 Theorie
 

4 Praxis
 

5 Wer ist ein Neoliberaler?
 

6 Siehe auch
 

7 Externe kritische Quellen
 

 

 

 
 

Brief Discussion

 

The term neoliberalism is not the only one for this movement, many supporters argue that it is simply "liberalism", while critics often label it pejoratively as "Thatcherism". Because of close association between this philosophy and neoclassical economics, and confusion with the overloaded term "liberal", some advocate the term "neoclassical philosophy". It is criticized (in different ways) by socialist, liberal, anarchist, and conservative parties, intellectuals, and economists. Some portray neoliberalism as the imposition of "free markets from the top-down" since it has been promoted by international financial institutions such as the IMF and the World Bank and by centralized state organizations such as the European Union and the U.S. government. Others identify neoliberalism with neo-corporatism, and political-economic domination by multinational corporations.

 

 

Kurze Diskussion

 

Der Ausdruck Neoliberalismus ist nicht der einzige für diese Bewegung. Statt dessen behaupten viele ihrer Anhänger, dass es sich einfach nur um Liberalismus handele, während Kritiker sie abfällig als "Thatcherismus" etikettieren. Wegen der engen Verbindung dieser Weltanschauung und der neoklassischen Ökonomie sowie wegen der Überfrachtung der Bezeichnung "liberal" schlagen manche den Ausdruck "neoklassische Philosophie" vor. Das Konzept wird (auf unterschiedliche Weise) kritisiert von sozialistischen, liberalen, anarchistischen und konservativen Parteien, Intellektuellen und Ökonomen. Einige beschreiben den Neoliberalismus als die Aufpfropfung des "freien Marktes von oben", da er vorangetrieben wurde von internationalen Finanzinstitutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank, von Staatengemeinschaften wie der Europäischen Union und von der US-Regierung. Andere setzen den Neoliberalismus gleich mit Neo-Korporatismus und der wirtschaftspolitischen Herrschaft internationaler Konzerne.

 

 
 

Though many liberals adhere to neoliberalism, their ideology has a broader content, and other liberals oppose neoliberalism. Neoliberalism is not a version of the liberalism of John Dewey, Woodrow Wilson, John Maynard Keynes, Franklin Roosevelt, or the British Liberal Democrats, which saw a positive role for government, as part of a capitalist economy, in serving the public interest. Rather, it focuses on the establishment of a stable medium of exchange, and the reduction of localized rules, regulations and barriers to commerce, and the privatization of state-run enterprises. Critics of neoliberalism associate it with globalization, and with the rise of multinational corporations, as well as monetary and fiscal austerity at the expense of social programs.

 

Obwohl viele Liberale dem Neoliberalismus anhängen, hat ihre Ideologie doch einen breiteren Inhalt, und andere Liberale sind Gegner des Neoliberalismus. Der Neoliberalismus ist nicht eine Version des Liberalismus von John Dewey, Woodrow Wilson, John Maynard Keynes, Franklin Roosevelt oder von den britischen Liberal Democrats, die eine positive Rolle für die Regierung sahen als Teil einer kapitalistischen Wirtschaft im Dienst am öffentlichen Interesse. Vielmehr beschränkt er sich auf die Herstellung eines stabilen Austauschsystems und die Verminderung regionalisierter Regeln, Regulierungen, Handelsschranken und die Privatisierung staatlicher Unternehmen. Kritiker des Neoliberalismus bringen ihn in Verbindung mit Globalisierung und mit dem Aufstieg internationaler Konzerne sowie mit geld- und finanzpolitischer Verknappungspolitik auf Kosten von Sozialprogrammen.

 

 
 

 

The term is often used as a pejorative; in this context it means not the economic theory, but the implementation of global capitalism and the power of multinational corporations, as well as the effects of free trade on wages and social structures.

 

 

 

 

Der Ausdruck wird oft abwertend gebraucht. Dann bezeichnet er keine Wirtschaftstheorie, sondern die Errichtung des globalen Kapitalismus, die Macht internationaler Konzerne sowie die Einflüsse des Freihandels auf Löhne und soziale Strukturen.

 
 

Brief History

 

Just as classical liberal philosophy justified and encouraged the "first era of globalization" which came to an end with the shocks of the First World War, the collapse of the Gold Standard, and the Great Depression, neoliberalism is associated with the contemporary "second era of globalization," the seeds of which were planted after the Second World War. In between, during the period from 1915 until the 1960s or so, different versions of more statist liberalism and economic nationalism guided the economic and social policies of many nations.

 

 

Kurze Geschichte

 

Zwar rechtfertigte und ermutigte ausgerechnet die klassische liberale Philosophie die "erste Ära der Globalisierung", die zu einem Ende kam mit den Erschütterungen des Ersten Weltkriegs, dem Zusammenbruch des Goldstandards und der großen Weltwirtschaftskrise. Aber der Neoliberalismus wird verbunden mit der derzeitigen "zweiten Ära der Globalisierung", deren Saat nach dem Zweiten Weltkrieg gelegt wurde. In der Zwischenzeit, also von 1915 bis etwa 1960, leiteten verschiedene Versionen eines eher dirigistischen Liberalismus und eines ökonomischem Nationalismus die Wirtschafts- und Sozialpolitik vieler Nationen.

 

 
 

Neoliberalism's economic roots begin with the re-establishment of international monetary stability with the Bretton Woods Agreement, which fixed currencies to the US Dollar and the US Dollar to gold. As an ideological movement, it became increasingly prevalent based on the work of Robert Mundell and Arthur Flemming. The Mont Pelerin Society, founded at about the same time by thinkers such as Friedrich Hayek, Milton Friedman, and Michael Polanyi spawned free-market think tanks and advocacy groups in the UK and the US during the 1960s and 1970s. They drew upon the theories of the Austrian School of economics and monetarism. Neoliberalism argued that protectionism and government programs produced economic inefficiencies, and that developing nations should open their markets to the outside, and focus on exporting. Also emphasized was the liquidation of state-owned corporations, and the reduction in rules designed to hinder business. Neoliberal ideas found expression in a series of trade talks to form the General Agreement on Tariffs and Trade as well as regional free trade agreements such as the European Union and the North American Free Trade Agreement. These agreements went beyond textbook "free trade" to encourage the free movement of capital funds and direct private investment and to limit national restriction of business privileges.

 

Die politischen Wurzeln des Neoliberalismus entstanden mit der Wiederherstellung der internationalen Währungsstabilität durch das Bretton-Woods-Abkommen, das feste Wechselkurse zum Dollar und des Dollars zum Gold festschrieb. Als ideologische Bewegung kam er zunehmend zur Vorherrschaft auf der Grundlage der Arbeiten von  Robert Mundell und Arthur Flemming. Die Mont-Pelerin- Gesellschaft, die etwa zur gleichen Zeit durch Theoretiker wie Friedrich Hayek, Milton Friedman und Michael Polanyi gegründet wurde, förderte Denkfabriken für den freien Markt sowie Unterstützergruppen in Großbritannien und den USA während der 1960er und 1970er Jahre. Sie beriefen sich auf die Theorien der Österreichischen Schule für Nationalökonomie und auf den Monetarismus. Der Neoliberalismus argumentierte, dass Protektionismus und Regierungsprogramme ökonomische Ineffizienz produzierten und dass die Entwicklungsländer  ihre Märkte nach außen öffnen und sich auf den Export konzentrieren sollten. Nachdruck wurde auch gelegt auf die Privatisierung staatseigener Unternehmen und auf den Abbau von Regelungen zur Behinderung geschäftlicher Aktivitäten. Neoliberale Gedanken fanden ihren Ausdruck in einer Reihe von Handelsgesprächen zur Bildung des General Agreement on Tariffs and Trade (GATT), in regionalen Abkommen für freien Handel wie der Europäischen Union (EU) und auch in dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA). Diese Abkommen gingen über den Lehrbuch-"Freihandel" hinaus zur Förderung des freien Kapitalverkehrs, der Privatinvestitionen und zur Begrenzung von staatlichen Einschränkungen unternehmerische Entfaltungsansprüche.

 

 
 

The slow and quantitative development of neoliberalism after World War II became more rapid in the 1970s, and not always by peaceful means. One of the often-touted neoliberal success stories is General Augusto Pinochet's Chile – which began with a CIA-backed coup, violently ousting the democratically-elected government of Salvador Allende in Chile. The Allende government had pursued radical social-democratic policies and has sometimes been labeled "Marxist." "Free market" policies, including privatization of state assets, were imposed by "los Chicago Boys," Chicago school economists inspired by Milton Friedman. These policies were later imitated by the Bretton Woods institutions operating in many other poor countries, particularly in Latin America.

 

 

Die langsame nur quantitative Entwicklung des Neoliberalismus nach dem Zweiten Weltkrieg wurde beschleunigt in den 1970er Jahren. Dies geschah nicht nur mit friedlichem Mitteln. Eine der vielgepriesenen neoliberalen Erfolgsgeschichten wird General Pinochet in Chile zugeschrieben. Sie begann mit seinem Staatsstreich, der von der CIA unterstützt wurde und die demokratisch gewählte Regierung von Salvador Allende in Chile mit Gewalt aus dem Amt trieb. Die Allende-Regierung hatte eine radikal-sozialdemokratische Politik verfolgt und wurde manchmal als "marxistisch" etikettiert. Anschließend wurde eine Politik des "freien Marktes" mit Privatisierung von Staatsvermögen verordnet durch "los Chicago Boys", also Ökonomen der Chicago School, die von Milton Friedman inspiriert waren. Diese Politik wurde später nachgeahmt durch Bretton-Woods-Institutionen, die in vielen anderen armen Ländern aktiv wurden, besonders in Lateinamerika.

 

 
 

The rise of this wave of neoliberalism culminated with the Reagan government in the United States and that of Margaret Thatcher in Britain – along with the fall of the Soviet Union and the fading of social democracy and new liberalism as counterbalances or alternatives to unbridled capitalism. The Reagan and Thatcher governments not only shifted their own countries' policies toward laissez-faire but used their control of the major Bretton Woods institutions to impose their policies on the rest of the world. For this reason, some regard neoliberalism as synonymous with the "Washington Consensus," the dominant policy view at the International Monetary Fund (IMF), the World Bank, and the U.S. Treasury at the end of the 20th century and the start of the 21st. A major axiom of the neoliberal school is that (to quote Thatcher) "There Is No Alternative" to globalized capitalism. This slogan is often abbreviated as "TINA".

 

Das Anschwellen dieser neoliberalen Welle fand seinen Höhepunkt mit der Regierung von Reagan in den Vereinigten Staaten und von Margaret Thatcher in Großbritannien - parallel mit dem Fall der Sowjetunion sowie dem Dahinwelken der Sozialdemokratie und des "New Liberalism" als Gegengewichte oder Alternativen zu einem ungezügelten Kapitalismus. Die Regierungen von Reagan und Thatcher drehten nicht nur den Kurs ihrer eigenen Länder in Richtung auf ein Laissez-faire, sondern nutzten ihren Einfluss in den wichtigsten Bretton-Woods-Institutionen, um ihre Politik dem Rest der Welt aufzuzwingen.  Aus diesem Grund betrachten manche den Neoliberalismus als Synonym für den "Washington Consensus", also die vorherrschende Politikrichtung des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank und der US-Finanzpolitik am Ende des 20sten und zu Beginn des 21sten Jahrhunderts. Ein Haupt-Axiom der neoliberalen Schule ist (nach dem Thatcher-Zitat): "Es gibt keine Alternative" zum globalen Kapitalismus. Dieses Schlagwort wird oft abgekürzt als "TINA" ("There Is No Alternative").

 
 

 

In the late 1980s and early 1990s neoliberal policies had been embraced by the conventionally-defined center-left, as Bill Clinton of the United States backed the North American Free Trade Agreement. Free trade was seen as essential to his economic program, which promoted the creation of technology and intellectual property rights as the means by which America would be able to reduce or manage its persistent balance of trade deficit. Some center-left neoliberal economists argued that protectionism is not a left or right issue, but an issue of asymmetry, and therefore a general cause for concern.

 

 

 

In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren gab es eine Umarmung der neoliberalen Politik durch die "linke Mitte" (nach herkömmlicher Definition), als Bill Clinton für die USA das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) unterstützte. Freihandel wurde als wesentlicher Bestandteil seines Wirtschaftsprogramms angesehen, das die Schaffung von Rechten an  technologischem und geistigem Eigentum voranbringen wollte als Mittel der Vereinigten Staaten zur Verminderung oder Eindämmung  ihres andauernden Handelsbilanzdefizits. Einige neoliberale Mitte-links-Ökonomen argumentierten, dass Protektionismus kein Problem der Rechten oder Linken ist, sondern ein Problem der Asymmetrie und daher allgemeine Aufmerksamkeit verdient.

 

 
 

Critics of neoliberalism in both theory and practice are numerous. This is particularly true in developing nations whose assets have been sold off to foreigners and whose domestic political and economic institutions had been undermined by the effects of being exposed to trade and rapid flows of capital. Even within the neoliberal movement there is intense criticism of how many developed nations have demanded that others liberalize their markets for manufactured goods, while protecting their own domestic agricultural markets.

 

Die Kritiker des Neoliberalismus in Theorie und Praxis sind zahlreich. Dies gilt ganz besonders in Entwicklungsländern, deren Wertobjekte an Ausländer ausverkauft wurden und deren eigene politische und ökonomische Institutionen unterminiert wurden, indem man sie Handel und schnellem Kapitalfluss aussetzte. Selbst innerhalb der neoliberalen Bewegung gibt es nachdrückliche Kritik daran, dass so viele entwickelte Länder die Marktöffnung von anderen für ihre Industrieprodukte gefordert haben, während sie selbst Protektionismus für ihre eigenen Agrarprodukte betreiben.

 
 

 

Anti-globalization advocates are the most vociferous opponents of neoliberalism, particularly its implementation as "free capital flows" but not free labor flows. They argue that neoliberal policies encourage a "race to the bottom" as capital flows to the lowest environmental and labor standards, and is merely updated "beggar they neighbor" imperialism, dating back 200 years. In this they are in fundamental agreement with many of neoliberalism's supporters who argue that neoliberalism represents an updated version of classical liberalism.

 

 

 

Die Globalisierungskritiker sind die lautstärksten Gegner des Neoliberalismus, besonders im Hinblick auf die Einführung des "freien Kapitalflusses" ohne Freizügigkeit für Arbeitskräfte. Sie argumentieren, dass die neoliberale Politik eine "Spirale nach unten" bestärkt, da das Kapital dorthin fließt, wo die niedrigsten Umwelt- und Arbeitsstandards herrschen, und dass es sich dabei lediglich um ein Update des "beggar thy neighbor"-Imperialismus  (= "bring deinen Nachbarn an den Bettelstab") handelt, der schon vor zweihundert Jahren regierte. In dieser Hinsicht stimmen sie grundlegend überein  mit vielen Anhängern des Neoliberalismus, die ihrerseits den Neoliberalismus als aktualisierte Version des klassischen Liberalismus beanspruchen.

 
 

 

Some economists argue that neoliberal policies can create "moral hazard": governments and international financial institutitions must bail out developing nations and their creditors because they are "too big to fail". This simply encourages further risk-taking and crises. They point to the string of currency melt-downs in the – Mexico, Russia, Eastern Europe, East Asia and Argentina – as proof that there is a danger to allowing risk-taking without sufficient penalty or regulation.

 

 

 

Einige Ökonomen argumentieren, dass eine neoliberale Politik "moralische Risiken" mit sich bringen kann: Regierungen und internationale Finanzinstitutionen müssen für Entwicklungsländer und ihre Gläubiger einspringen, weil die "zu groß zum Scheitern" seien. Dies  ermutige einfach zur Übernahme weiterer Risiken und führe zu Krisen. Sie zeigen auf die Reihe von dahinschmelzenden Währungen - in Mexiko, Russland, Osteuropa, Ostasien und Argentinien - als Beweis für die Gefahr durch Zulassung von Risikoübernahmen ohne hinreichende Sanktionierungen oder Regulierungen.

 

 

 
 

Theory

 

As described by UC Berkeley economic historian and defender of neoliberalism Professor Bradford DeLong (http://www.j-bradford-delong.net/), this "ism" has two main tenets:

 

 

Theorie

 

Der Wirtschaftshistoriker und Verfechter des Neoliberalismus Professor Bradford DeLong  von der University of California, Berkeley, schreibt diesem "ismus" zwei wesentliche Lehrsätze zu:

 
 

"The first is that close economic contact between the industrial core [of the capitalist world economy] and the developing periphery is the best way to accelerate the transfer of technology which is the sine qua non for making poor economies rich (hence all barriers to international trade should be eliminated as fast as possible). The second is that governments in general lack the capacity to run large industrial and commercial enterprises. Hence, [except] for core missions of income distribution, public-good infrastructure, administration of justice, and a few others, governments should shrink and privatize."

 

 

"Der erste ist, dass enger wirtschaftlicher Kontakt zwischen dem industriellen Kern [der kapitalistischen Weltwirtschaft] und den Entwicklungsländern in den Randlagen der beste Weg ist, den Technologietransfer zu beschleunigen, und dass dies die Voraussetzung ist (sine qua non),  um arme Wirtschaftssysteme reich zu machen  (deshalb sollten also alle Beschränkungen des internationalen Handels so schnell wie möglich beseitigt werden). Der zweite ist, dass die Regierungen im allgemeinen nicht in der Lage sind, große Industrie- und Handelsunternehmen zu betreiben. Die Regierungen sollten also schrumpfen und privatisieren, mit Ausnahme von Kernaufgaben der Einkommensverteilung,  öffentlicher Güter, Infrastruktur, Justizwesen und einigen anderen Bereichen."

 

 
 

To critics of neoliberalism, these two principles represent parts of the  "trickle-down theory", i.e., that under free-market capitalism, economic growth and technological change benefit even the poorest countries and people, even if that process is dominated by multinational corporations, rich domestic elites, and organizations such as the IMF dominated by rich countries' financiers. To defenders, "Development is Freedom" (i.e., free-market capitalism). More economic growth, more specialization and more opportunity create chances for individuals to achieve than more rigid structures which provide only illusory protection.

 

Für Kritiker des Neoliberalismus sind diese beiden Prinzipien Teile der "Trickle-down-Theorie". Die besagt, dass unter den kapitalistischen Bedingungen des freien Marktes das wirtschaftliche Wachstum und der technologische Wandel selbst für die  ärmsten Länder und Menschen nützlich sind, selbst wenn dieser Prozess beherrscht wird von internationalen Konzernen, reichen inländischen Eliten und Organisationen wie dem IWF, die ihrerseits von den Finanziers reicher Länder beherrscht werden. Für die Verteidiger des Neoliberalismus gilt die Devise "Entwicklung ist Freiheit" (d.h. Kapitalismus des freien Marktes). Mit mehr wirtschaftlichem Wachstum, mehr Spezialisierung und mehr Möglichkeiten würden Chancen für die Individuen geschaffen, die mehr als ["more" "than" umgestellt] den illusorischen Schutz starrer Strukturen böten.

 

 
 

The concept of neoliberalism became popular among economists not only as the balance of political power changed (as discussed above), but as many decided that post-World War II national development strategies for poor countries were not having the intended effects. In particular, funding for mega-projects left poor countries with high debts but little growth to show for it. It is also a reaction to the perceived failures of populist and modern liberal economic policies, such as import-substituting industrialization.

 

Das Konzept des Neoliberalismus wurde unter Ökonomen nicht erst mit der Änderung der politischen Machtverhältnisse populär (wie oben diskutiert), sondern als viele entschieden, dass die nationalen Entwicklungsstrategien für arme Länder nach dem Zweiten Weltkrieg nicht die beabsichtigten Wirkungen hatten. Insbesondere die Unterstützung von Mega-Projekten in den armen Ländern hinterließen dort einen Schuldenberg, aber wenig Wachstum als Ausgleich. Der Neoliberalismus ist auch eine Reaktion auf das wahrgenommene Scheitern von populistischen und modernen Konzepten liberaler Politik wie der Import-ersetzenden Industrialisierung.

 
 

 

Failures of the East-Asian  (Taiwanese, South Korean) policies of state-guided export-led economic growth and of the centrally-planned or "communist" economies also were interpreted as requiring neoliberal medicine. The export-led economies were criticized as involving "crony capitalism," while most of the centrally-planned countries fell apart economically and politically in late 1980s and early 1990s.

 

 

 

Das Scheitern der ostasiatischen (taiwanesischen, koreanischen) Politik staatlich gelenkten und Export-geleiteten wirtschaftlichen Wachstums und auch der "kommunistischen" Wirtschaftssysteme mit staatlicher Planwirtschaft wurde interpretiert als Indikation für neoliberale Medizin. Die exportgeleiteten Wirtschaftssysteme wurden kritisiert als Nährboden für "Kumpel-Kapitalismus" (Allokation durch Kumpanei anstelle von Marktwirtschaft), während die meisten zentralen Planwirtschaften in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren politisch und ökonomisch zusammenfielen.

 

 
 

As noted, the neoliberal doctrine is linked to the so-called "Washington consensus," a set of specific policy goals designed for Latin American countries. In addition to the tenets of neoliberalism noted by Professor deLong, the Washington consensus stipulated that a country should have stable exchange rates and a government budget in balance.

 

Wie erwähnt, ist die neoliberale Ideologie verbunden mit dem sogenannten "Washington-Consensus", einem Bündel von bestimmten Politikzielen für lateinamerikanische Länder. Zusätzlich zu den obigen neoliberalen Grundsätzen von Professor DeLong bestimmte der Washington-Konsens, dass ein Land stabile Wechselkurse und einen ausgeglichenen Regierungshaushalt haben sollte.

 
 

 

While some use the terms neoliberal and libertarian or classical liberalism interchangeably there is a difference between the two philosophies. While both share a belief in market economics and free trade, neoliberal economics theory shares with neoliberal international relations theory (and liberal internationalism) a belief in international regimes and a degree of global governance as a means of negotiating and administering international agreements. Neoliberals believe that greater economic and political interdependence will lead to progress and a reduction of international tensions or at least divert states from utilizing military means to resolve conflict. Libertarians reject the neoliberal belief that global governance bodies or state negotiated treaty regimes that bind the individual are desirable.

 

 

 

Während einige ohne Unterscheidung von neoliberalem und libertärem oder klassischem Liberalismus sprechen, besteht doch ein Unterschied zwischen den beiden [den drei]Ideologien. Während sie gemeinsam an die Marktwirtschaft und den freien Handel glauben, teilt die neoliberale Wirtschaftstheorie mit der neoliberalen Theorie der internationalen Beziehungen (und dem liberalen Internationalismus) den Glauben an internationale Ordnungssysteme und einen gewissen Grad von globaler Administration als Mittel zur Verhandlung und Verwaltung internationaler Vereinbarungen. Neoliberale glauben, dass eine größere wirtschaftliche und politische internationale Verflechtung dem Fortschritt dient und dazu führt, dass internationale Spannungen abgebaut werden oder zumindest Staaten von der Konfliktlösung mit militärischer Gewalt abhält. Libertäre lehnen den neoliberalen Glauben ab, dass globale Administrationen oder staatlich verhandelte Abkommen mit individueller Bindung wünschbar wären.

 

 
 

Much of neoliberalism accepts macro-economic theory that assumes full employment and rational expectations, that is, it is a modern neoclassical and free-market economic theory. Others rely on the benevolence and technical expertise of the IMF and other international financial institutions to solve the world's economic problems.

 

 

Der Neoliberalismus akzeptiert überwiegend eine makroökonomische Theorie der Vollbeschäftigung und rationalen Erwartungen, ist also eine moderne neoklassische und marktwirtschaftliche ökonomische Theorie. Andere verlassen sich auf das Wohlwollen und den technischen Sachverstand des IWF und weiterer internationaler Finanz-Institutionen zur Lösung der weltwirtschaftlichen Probleme.

 

 

 
 

Practice

 

The practice of neoliberal ideas varies widely. Some proponents see transparency, development and uniformity of regulations as the most important goals, while many others see the dismantling of state regulations, as such, as the primary purpose. Many leading implementors of neoliberal policies criticize the manner in which those policies are implemented. Some blame the institutions such as the World Bank and IMF directly, while others argue that by the time the IMF and World Bank are involved, the problems have already become endemic – they blame the "shock therapy" approach which was taken in the 1980s for much of the economic damage, and argue that "big bang" marketization, such as was pursued in Russia, leads to centralized corrupt economic oligarchy, the very opposite of what neoliberalism proposes.

 

 

Praxis

 

In der Praxis variieren die neoliberalen Vorstellungen weitgehend. Einige Befürworter sehen die wichtigsten Ziele in Transparenz, Entwicklung und einheitlichen Regelungen, während viele andere die Hauptaufgabe sehen im Abbau von staatlichen Regulierungen als solchen. Viele führende Umsetzer neoliberaler Politik kritisieren die Art und Weise, mit der die Umsetzung erfolgt. Manche beschuldigen die Institutionen wie die Weltbank und den IWF direkt, während andere argumentieren, dass die Weltbank und der IWF bei der Übernahme ihrer Aufgaben bereits weltweite Probleme vorgefunden haben. Sie sehen die Schuld am Großteil des angerichteten wirtschaftlichen Schadens im Ansatz einer "Schock-Therapie" , der in den 1980er Jahren gewählt wurde. Solche Marktliberalisierung nach dem "Big Bang"-Prinzip, wie sie in Russland durchgesetzt wurde, führe zu zentralen korrupten ökonomischen Oligarchien, also zum genauen Gegenteil dessen, was der Neoliberalismus fordere.

 

 
 

There were also catastrophic failures. In particular, Nobel prize winner and former World Bank chief economist Joseph Stiglitz argues that the IMF is guilty of forcing neoliberal and Washington consensus policy goals on countries at times when it was not appropriate (i.e., the Asian Economic Crisis), with devastating results. The "cookie cutter" approach of applying the same policy no matter what the specificities were can be seen in this crisis, as the I.M.F. pushed for government budget cuts even though government budget deficits had nothing to do with the crisis. Neoliberalism has also been criticised by populists, social democrats, and anti-capitalists, who argue that unbridled market forces inevitably increase inequality in wealth and hence power.

 

 

Es gab auch katastrophale Fehlschläge. Insbesondere der Nobelpreisträger und frühere Chef-Ökonom der Weltbank Joseph Stiglitz vertritt die Auffassung, dass der IWF schuld sei an der zwangsweisen Durchsetzung der neoliberalen Ziele und der Washington-Consensus-Politik in verschiedenen Ländern zu einer Zeit, als es überhaupt nicht zweckmäßig war (insbesondere bei der ökonomischen Krise in Asien), mit verheerenden Ergebnissen. Der "Keks-Stanzer"-Zugriff mit der gleichen Politik-Schablone unabhängig von der besonderen Lage kann an dieser Krise studiert werden, da der IWF staatliche Budgetkürzungen durchsetzte, obwohl die Defizite des Staatshaushalts mit der Krise gar nichts zu tun hatten. Der Neoliberalismus wurde auch kritisiert von Populisten, Sozialdemokraten und Anti-Kapitalisten, die argumentieren, dass ungezügelte Marktmächte unvermeidlich die Ungleichheit in der Verteilung des Wohlstandes und damit auch der Macht verschärfen.

 

 
 

In a recent book, Professor Robert Pollin  summarizes the neoliberal record. Excluding the People's Republic of China, which did not follow the neoliberal lead, the era of the "developmental state" (1961-80) saw a per capita growth rate of real gross domestic product that averaged 3.2 percent per year. On the other hand, during the neoliberal era (1981-99) this growth rate fell to 0.7 percent per year, slowing both absolutely and relative to the wealthier countries of the OECD. China, which shifted from pure state planning to state-guided export promotion, saw its per capita growth rate rise from 2.5 to 8.4 percent between these periods. (See Robert Pollin, Contours of Descent, p. 131. ISBN 1-85984-673-4) Thus, according to the neoliberals' own standards, their policies can be seen as a failure. Pollin also shows the rapid increase in income inequality between these periods, especially when China is excluded from the sample. The increase in economic inequality is one major hallmark of neoliberalism.

 

 

In einem kürzlich erschienenen Buch fasst Professor Robert Pollin die neoliberale Bilanz zusammen. Abgesehen von der Volksrepublik China, die den neoliberalen Rezepten nicht gefolgt ist, gab es in der Ära der Entwicklung (1961-80) ein Pro-Kopf-Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes mit einem Jahresdurchschnitt von 3,2 Prozent. Auf der anderen Seite fiel diese Rate während der neoliberalen Ära (1981-99) auf 0,7 Prozent jährlich, also eine absolute, aber auch eine relative Verlangsamung bei den wohlhabenderen Ländern der OECD. China, das von reiner staatlicher Planwirtschaft auf staatlich forcierte Exportwirtschaft umschwenkte, konnte ein Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens von 2,5 auf 8,4 Prozent in diesen Zeitabschnitten verzeichnen. (Siehe Robert Pollin, Contours of Descent, S. 131. ISBN 1-85984-673-4). So kann man also die neoliberale Politik, gemessen an ihren eigenen Standards, als gescheitert ansehen. Pollin zeigt auch die schnelle Zunahme der Ungleichheit in der Einkommensverteilung während dieser Zeitabschnitte, besonders dann, wenn man China nicht in diese Auswahl einbezieht. Die Zunahme der wirtschaftlichen Ungleichheit ist ein wesentliches Kennzeichen des Neoliberalismus.

 

 
 

It is an open question as to whether the western world continues to be dominated by neoliberal policies. Whilst the European Union and many individual countries have policies which support workers' rights, some scholars argue that these are adaptations of the core neoliberal economic model rather than a fundamental move away from it.
 

 

Es ist eine offene Frage, ob die westliche Welt weiterhin von neoliberaler Politik dominiert wird. Während die Europäische Union und viele einzelne Länder eine Politik betreiben, die die Arbeitnehmerrechte unterstützt, vertreten einige Wissenschaftler die Auffassung, dass es sich dabei eher um Anpassungen des neoliberalen ökonomischen Kernmodells handelt als um eine fundamentale Abweichung davon.

 

 
 

This short entry cannot end the debate. One question is whether it is better to define neoliberalism in terms of its self-image (as Professor deLong does) or in terms of its actual practice. Either way, these critiques do not automatically indicate that neoliberalism should be dumped. It is possible, as the more militant advocates of laissez-faire say, that neoliberal policies were not applied in a pure enough form. Alternatively, one might argue that if neoliberalism had not been pursued, economic events would have been even worse. Further, it is possible that neoliberalism could be reformed.

 

 

 

Dieser kurze Artikel kann nicht die Debatte beenden. Eine Frage ist, ob es besser wäre, den Neoliberalismus im Sinne seines Selbstbildnisses zu definieren (wie Professor DeLong es tut) oder im Sinne seiner aktuellen Praxis.  Wie dem auch sei, bedeuten die Kritiken doch nicht automatisch, dass der Neoliberalismus entsorgt werden sollte. Es ist möglich, wie es die militanteren Fürsprecher des Laissez-faire sagen, dass die neoliberale Politik nicht in einer hinreichend reinen Form umgesetzt wurde. Alternativ dazu könnte man argumentieren, dass ohne die neoliberale Politik die wirtschaftlichen Verhältnisse noch schlechter wären. Außerdem ist es möglich, dass man den Neoliberalismus reformieren könnte.

 

 

 
 

Who is a Neoliberal?

 

As with many poltical terms, since the word is used in different ways by different groups, different people can be classified in different ways based on it. The most restrictive definition of neoliberal is "laissez-faire, capital market driven, privatization and trade arrangements". Under this specific form, neoliberalism is a business-conservative policy aimed at enforcing stringent budget discipline on developed and developing nations by requiring, for all but the US, balanced budgets and trade flows. This is based on a specific interpretation of the Mundell-Fleming model and is most associated with the Washington Consensus. In these terms the prominent neoliberals are people such as Margaret Thatcher, Robert Barro, and Alan Greenspan.

 

 

In the broader sense, where a neoliberal is an individual who subscribes to Prof. DeLong's formulation of neoliberalism, any advocate of government restricted to supplying public goods, and globalized free trade is a neoliberal. By this broader definition Robert Rubin, Joseph Stiglitz and Amartya Sen are "neoliberals", even though all three have been highly critical of the neoliberalism of the more restrictive form, and the manner by which such institutions as the IMF and World Bank have been run in the post-Bretton Woods era.

 

Wer ist ein Neoliberaler?

 

Wie bei vielen politischen Begriffen ist es so,

dass durch den Gebrauch des Wortes auf unterschiedliche Art von unterschiedlichen Gruppen damit auch unterschiedliche Leute auf unterschiedliche Weise klassifiziert werden können. Die engste Definition von "Neoliberalismus" ist "Laissez-faire, Kapitalmarkt-Steuerung, Privatisierung und Handelsabkommen". In dieser speziellen Form ist der Neoliberalismus eine konservative Politik der Geschäftswelt zur Durchsetzung einer strengen Haushaltsdisziplin in entwickelten und weniger entwickelten Ländern, indem man alle, mit Ausnahme der USA, zum Ausgleich ihrer Staatshaushalte und ihrer Handelsbilanzen auffordert. Dies gründet sich auf eine besondere Interpretation des Mundell-Fleming-Modells und ist aufs engste verbunden mit dem Washington-Konsens. In diesem Sinn sind die prominenten Neoliberalen Leute wie Margaret Thatcher, Robert Barro und Alan Greenspan.

 

Im weiteren Sinne ist ein Neoliberaler jemand, der die Grundsätze von Prof. DeLong zum Neoliberalismus akzeptiert, der also die Beschränkung der Regierung auf die Bereitstellung öffentlicher Güter und Sicherung des globalen Freihandels befürwortet. In diesem weiteren Sinn gehören zu den "Neoliberalen" Robert Rubin, Joseph Stiglitz und Amartya Sen, obwohl sich alle drei äußerst kritisch geäußert haben gegenüber dem Neoliberalismus im engeren Sinne und zu der Art und Weise, in der Institutionen wie der IWF und die Weltbank in der Nach-Bretton-Woods-Ära betrieben wurden.

 

 
 

 

The key argument between these two usages can be seen from Stiglitz' criticisms of the Washington Consensus: namely, by the measures that he follows, that while globalization and global trade are good, they have been conducted in a manner that seems almost designed to impoverish poorer nations. He specifically cites agricultural subsidies and barriers, for example for sugar, the average prices paid for imports and exports between developing and core nations, and the damaging effects of "hot money" as the vehicle for foreign investment. For a laissez-faire neoliberal, other than an admission that agricultural subsidies are bad, none of these constitute indictments of laissez-faire policies.

 

 

 

 

 

 

Das Schlüssel-Argument im Verhältnis dieser beiden Einstellungen sieht man in der Kritik von Stiglitz am Washington-Konsens: dass nämlich  durch dessen Maßnahmenkatalog die Globalisierung und der internationale Handel trotz ihrer Nützlichkeit in einer Weise realisiert wurden, die nach allem Anschein fast angelegt war auf eine weitere Verarmung der ärmeren Nationen. Er zitiert besonders Subventionen und Handelsschranken im Agrarbereich, z.B. bei Zucker, die Durchschnittspreise für Importe und Exporte zwischen Entwicklungsländern und Kernländern und die schädlichen Wirkungen des Flucht- und Spekulationskapitals ("hot money")  als Vehikel für Fremdinvestitionen. Für einen Laissez-faire-Neoliberalen sind davon nur die Agrarsubventionen abzulehnen. Alles andere akzeptiert er nicht als Anklage gegen die Laissez-faire-Politik.

 

 
 

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