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Datei zuletzt ergänzt am 10. August 2009.
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1) Steuersenkungen
("Tax Cuts") in den USA, seit wann?
2) Dankeschön für Parteienfinanzierung in den USA,
Gefälligkeiten und Selbstgefälligkeiten in Deutschland?
3) Rentenklau
4)
Schiefes Pisa?
5) Karstadt als
Grenzanbieter?
6) Opel als Grenzanbieter?
7) "Gesundheitsfonds"
zur Umverteilung nach oben
verlagert am 8.8.2006 nach
http://www.rossaepfel-theorie.de/Gesundheitsreform.htm
8) Neoliberalismus?
9) Peter Krämer
10)
Klassenkampf-Zitate
von Warren Buffett
11)
Warren Buffett zur Tolerierung von Derivaten als
"finanziellen Massenvernichtungswaffen"
1)
Steuersenkungen
("Tax Cuts") in den USA, seit wann?
Unter Ronald Reagan erfolgte eine erhebliche Umverteilung des
Volkseinkommens nach oben durch drastische Steuersenkungen. George W. Bush hat
diese Politik fortgesetzt Der föderale Spitzensteuersatz
(Einkommensteuer des Bundes) und die entsprechenden Steuersätze für die übrigen
Besserverdiener wurden unter seiner Regierung noch weiter abgesenkt von maximal
39,8% in 2002 auf 36,1% ab 2003.
Die föderalen
Basis-Steuersätze für Kleinverdiener (10% und 15%) wurden dagegen nicht
abgesenkt.
Das hätte bei diesen niedrigen Einkommensklassen allerdings sowieso kaum etwas
gebracht:
Die
aktuellen Steuersenkungen
in den USA sind aufgelistet in der chronologische Übersicht "Summary
of Tax Law Changes", turbotax.com, ohne Datum, aber als anscheinend stets aktuelle
Service-Seite, unter
http://turbotax.com/articles/SummaryofTaxLawChanges.html. Sh. dazu auch die umfassenden Steuer-Tabellen von
Daniel Osborne: "2003 Tax Changes",
Virginia State University, Farm Business Management Update, August/September
2003, unter
http://www.ext.vt.edu/news/periodicals/fmu/2003-08/taxchanges.html, mit den Senkungen der Spitzensteuersätze, der Steuern auf
Zinsgewinne und auf Wertzuwachs.
Zur stufenweisen Abschaffung der
Erbschaftsteuer auf Betreiben der Bush-Regierung durch die Senatsentscheidung
vom Mai 2001 sh. den engagierten
Artikel von Shannon Jones und Patrick Martin: "US Senate approves record
tax cut for the wealthy”, wsws.org, 25.5.2001, unter
http://www.wsws.org/articles/2001/may2001/tax-m25.shtml, ggf. mit
automatischer Google-Übersetzung. (Vgl. dazu auch
http://www.rossaepfel-theorie.de,
erster Abschnitt,
Fußnote 100.) Die Absenkungen erfolgten zunächst befristet bis einschließlich
2010.
Zu diesen
Steuersenkungen durch George W. Bush sagte der demokratische
Präsidentschaftskandidat John Kerry Mitte 2003: "54 Prozent der letzten
Steuersenkung gehen an 1% der Amerikaner" ("54 percent of the recent
tax cut goes to 1 percent of Americans"); sh. thehillpolitics.com, 3.7.2003,
unter
http://www.thehillpolitics.com/modules.php?op=modload&name=News&file=article&sid=158.
Zu den
historischen US-Bundes-Einkommensteuersätzen mit den eingangs angegebenen
39,8% und 36,1% incl. vorübergehender Zusatzsteuer vgl. die Tabelle von Paul L Caron:
"Top Federal Income Tax Rates on Regular Income and Capital Gains
since 1916”, unter
http://www.ctj.org/pdf/regcg.pdf, erreicht über TaxProf Blog, A Member of
the Law Professor Blogs Network, 17.5.2004, über
http://taxprof.typepad.com/taxprof_blog/2004/05/chart_on_tax_ra.html und dort mit Klick auf den zitierten Titel. Man sieht darin, dass die oben genannten
39,8% eine Zusatzsteuer von 1,2 Prozentpunkten und daß die die 36,1% zusätzliche 1,1
Prozentpunkte enthalten.
In den US-Wirtschaftswunderjahren
nach dem 2. Weltkrieg lagen die US-Spitzensteuersätze noch über 70, 80 und
sogar 90 Prozent. Erst aber 1971/1972 wurde der föderale Spitzensteuersatz für
Arbeitseinkommen auf 60 und dann auf 50 Prozent gesenkt. Für die übrigen
Einkünfte blieb er bis zur Präsidentschaft von Ronald Reagan (1981 – 1988/89)
bei 70%. Zu diesen Einkünften gehören die "Unearned Income"
("unverdiente Einkommen", also im wesentlichen Vermögenserträge). Sh. "unearned
income" in dem
Glossar disabilitybenefits101.com des World Institute on Disability unter
http://www.disabilitybenefits101.org/glossary.htm.
Sh. auch "Tax Reform Act of 1969" in: Keith M. Carlson: "Trends in the Federal
Revenues: 1955-86”, mit Text der Federal Reserve Bank of St. Louis vom Mai 1981,
S. 32, unter
http://research.stlouisfed.org/publications/review/81/05/Trends_May1981.pdf.
Nach dem Regierungsantritt von Ronald Reagan (20.1.1981 – 20.1.1989; sh.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ronald_Reagan) erfolgte eine drastische
Absenkung des föderalen Spitzensteuersatzes durch die republikanische
Kahlschlags- und Umverteilungspolitiker zunächst auf 50% ab 1982 und dann weiter
bis auf 28% (1988- 1990), diesmal allerdings in Reagan-typischer Weise nur für
die Spitzenverdiener, während sich für die mittleren Einkommen noch ein
Differenzsteuersatz von 33% ergab; sh. dazu mit Strg/f [33] (wegen der
33%) die verschiedenen
Erklärungen auf der Google-Question–and-Answers-Seite "Reagan’s tax bracket ‚bubble’"
mit weiteren Quellenangaben, unter
http://answers.google.com/answers/threadview?id=51212.
2) Dankeschön für Parteienfinanzierung in den USA,
Gefälligkeiten und Selbstgefälligkeiten in Deutschland?
Die früheren
Steuersenkungen durch Bush werden kritisch beleuchtet von Richard A. Gephardt
(House Democratic Leader): SPECIAL REPORT, Bush’s Washington: Special Interests
Reign over Bipartisanship and Civility, 29.03.2001, unter
http://www.truthout.org/mm_01/4.DPC.specialinterest.pdf,
mit zahlreichen Pressezitaten, gefunden mit [bush "tax cuts" payback "campaign
donations" Alaska], und in der ausführlicheren Version des U.S. House Democratic Policy Committee:
"The First 100 Days – Leaving no Special Interest behind",
26.04.2001, gefunden ohne [Alaska], unter
http://www.truthout.org/mm_01/4.DPC.100Days.pdf – leider
nicht automatisch, aber in Teilen übersetzbar durch "Textauswahl"
(T-Schaltfläche im Acrobat Reader) und durch Kopieren von Teilen nach
http://translate.google.com/translate_t.
Sh. ferner (gegen
äußerst lohnende taz-Online-Abo-Gebühr von nur 5 € mtl.): Michael Streck:
"Wahlkampfspenden zahlen sich aus, 75 der 100 US-Senatoren erhielten Zuwendungen
des Energiekonzerns Enron. Sie revanchierten sich mit entsprechenden Gesetzen",
26.01.2002, (sowie etliche andere Artikel) bei
www.taz.de, dort gefunden mit [Bush +wahlkampf +spenden].
Sh. auch (mit
Google-Übersetzungsfunktion verfügbar): NRDC: The Bush-Cheney Energy Plan:
Players Profits and Paybacks, Juni 2001, unter
http://www.nrdc.org/air/energy/aplayers.asp, und - mit Liste des
"Bush Energy
Transition Team"- unter
http://www.nrdc.org/air/energy/aplayers2.asp , gefunden
mit ["bush-cheney energy plan"].
Die Übersetzung kann
erfolgen unter
http://www.google.de/language_tools?hl=de, indem man die Adresse (URL) dort
in des Feld "Eine Webseite übersetzen" kopiert.
Zum Dankeschön-Thema in den USA ist es nicht gelungen, eine kostenlose
deutschsprachige Quelle zu finden – hier mit möglichst punktgenauer Illustration
des römischen Rechtsgrundsatzes "do ut des" ("ich gebe, damit du gibst";
sh. unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Do_ut_des),
anwendbar auf Großspender mit Traumrenditen zu Lasten der "working
poor". Der deutlichste Hinweis auf diesen Zusammenhang kam durch einen
nicht mehr auffindbaren Beitrag von Clemens Verenkotte zur Gewährung von
Steuergeschenken an Energieunternehmen (Bush’s Großspender) in
Milliardenhöhe und von Bohrlizenzen im Naturschutzgebiet von
Alaska durch das von der Bush-Partei dominierte US-Repräsentantenhaus.
Der Beitrag wurde gesendet im Deutschlandfunk am 2.8.2001 um 8.27 Uhr
und bezog sich auf einen Artikel im WallStreetJournal. Schon damals war
die lange Suche nach einem vergleichbaren Bericht in den deutschen
Medien vergeblich. Sie sollte vor allem als einer von etlichen
Medientests dienen. Die Umverteilung an die
Kumpanen erfolgt in der "Demokratie" vor allem über die Steuergesetzgebung mit
begleitendem Wortgeklingel und nicht - wie früher oder wie in den
Bananenrepubliken noch heute - mit Hilfe des Militärs. Auch die hohen Spenden
der Anwaltslobby werden "gewürdigt", indem sie weiterhin ein Vermögen verdienen
können, wenn jemand unglücklich vom Stuhl fällt und der Hersteller verklagt
wird.
Ein "Dankeschön" erhält
jetzt auch die US-Waffelobby: Mit ihrer Kongress-Mehrheit sorgten die
Republikaner nun wieder für den freien Verkauf von automatischen Schusswaffen –
gegen schwachen Widerstand der eingeschüchterten Demokraten; sh. Daniel
Scheschkewitz: "US-Politiker kuschen vor der Waffenlobby", dw-world.de,
14.9.2004, unter
http://www.dw-world.de/german/0,1594,8213_A_1327788_1_A,00.html?mpb=de. Hier besteht das Geschenk nicht in der Beute bei den Armen,
sondern in Menschenleben.
Auch in
Deutschland ist das Dankeschön-Thema nicht unbekannt;
sh. dazu das Interview des
Deutschlandfunks mit dem Verfassungsrechtlers Herbert von Arnim:
Zum Beispiel
gibt es seit zwei Jahren eine Vorschrift, dass Spenden über 50.000 Euro
unverzüglich gemeldet und dann veröffentlicht werden müssen. Diese wichtige
Vorschrift der Publikation von Großspenden findet aber keine Sanktion. Wenn man
sie also nicht einhält, gibt es überhaupt keine Sanktionen …
Beispielsweise - ganz
gravierender Punkt - überprüfen die Wirtschaftsprüfer nur die Finanzen der
Bundesparteien und der Landesparteien. Unterhalb der Landesparteien, da gibt es
zig-tausende von Ortsverbänden, die werden von den Wirtschaftsprüfern nur
Stichproben mäßig geprüft. Da müssen nur zehn von insgesamt etwa 15.000 der
Union geprüft werden, also weniger als ein Promille. Das heißt, da wo die Masse
der Finanzen der Parteien stattfindet, nämlich unterhalb der Landesebene, findet
überhaupt keine Prüfung statt. Das ist ein unmöglicher Zustand, dass hunderte
von Millionen von Euro vergeben werden, ohne dass das selbst von den
Wirtschaftsprüfern, die da die einzige Kontrolle darstellen, geprüft wird. Auch
das ist eine offene Flanke, über die überhaupt nicht geredet wird …,
sh. Deutschlandfunk, 18.9.2004, unter
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/304601/.
Die Umverteilung nach oben hat hierzulande aber mehr mit Gefälligkeiten
gegenüber den wahlentscheidenden Meinungsmachern und mit Selbstgefälligkeit
bei der Steuersenkung zu eigenen Gunsten zu tun, auch wenn das natürlich
nicht als öffentliche Begründung dient.
3) Rentenklau
Trotz des jährlichen Bundeszuschusses
von ca. 60 Milliarden Euro mit starker Bezuschussung der Renten in
den neuen Bundesländern konnte die bisherige Zweckentfremdung der
Rentenkassen
nicht ausgeglichen werden. Das Ergebnis sind ihre ständig abnehmenden Mini-Renditen weit unter dem niedrigen Guthabenzinsen
der Sparkassen
Diese Renditen aus der gesetzlichen
Rentenversicherung bedeuten nicht nur einen Ertragsklau, sondern
angesichts der langfristigen Preissteigerungsrate auch einen
Substanzklau. Dagegen sagt
Friedrich Merz: "Wir liegen jetzt bei jährlich über 80
Milliarden Euro Zuschuss an die deutsche Rentenversicherung aus dem
Bundeshaushalt", spiegel.de, 10.4.2004, mit der Überschrift "Ich verstehe
die CSU nicht", unter
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,294583,00.html.
Tatsächlich entfallen von den geplanten "81,9
Milliarden Euro im Jahr 2003 für Gesundheit und Soziales" (sh. die Überschrift
vom 6.12.2002 zum Stichwort "Rente" unter
bundesregierung.de, jetzt dort nur noch im Cache, hier zur Sicherung
gespeichert unter
Cache_Sozialetat_2003, Stand 24.11.05) ca. 77,6 Milliarden Euro in
2003 auf den
Etatposten "15 13 Sozialversicherung". Davon entfallen allein 11,9 Milliarden Euro auf Kindererziehungszeiten, 3,7 Milliarden
Euro auf "Kriegsopferversorgung und -fürsorge", 2,5 Milliarden auf die
"Überführung von Ansprüchen und Anwartschaften aus Zusatzversorgungssystemen
der ehemaligen DDR" usw., also auf gesamtstaatliche Aufgaben. Schon unter
der schwarz-gelben Kohl-Regierung konnte der zuständige Minister Norbert
Blüm seiner Koalition stolz vermelden, dass er allein für das Jahr 1997
die Renten- und Arbeitslosenversicherung um 98 Milliarden DM geschröpft
hatte (sh. hier
rossaepfel-theorie.de/Kohl-Verteilung.htm).
Statt der obigen 77,6 Milliarden Euro sind 77,3 Milliarden Euro
aufgeführt für "Leistungen an die Gesetzl. Rentenversicherung" in dem Kreisdiagramm "Ausgaben des Bundes", aus dem man auch
sehr gut diesen Betrag als Anteil an den gesamten "Ausgaben des
Bundes" von 256,7 Milliarden Euro im Jahre 2003 ersehen kann (sh. "Die
soziale Situation in Deutschland", bpb.de, Stand 11.2004).
Zum
Vergleich mit den Planzahlen sh. den "Bundeshaushalt 2005 - Einzelpläne
- 15 Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung - 15 13
Sozialversicherung" mit den Ist-Zahlen für 2003,
bundesfinanzministerium.de, Stand 24.11.05, zu erreichen über
http://www.bundesfinanzministerium.de/bundeshaushalt2005. Darin
findet man die
geplanten Gesamtausgaben für den Haushaltstitel 15 13
Sozialversicherung" von ca. 79 Milliarden Euro in 2004 und von
knapp 81 Milliarden Euro in 2005 unter "Abschluss
des Kapitels 1513". - Zum Haushaltstitel 15 09
"Kriegsopferversorgung und -fürsorge sowie gleichartige Leistungen"
findet man zum Vergleich mit den obigen 3,7 Milliarden Euro die
Gesamtausgaben für 2004 in Höhe von ca. 3,4 Milliarden Euro im
Haushaltsplan unter "Abschluss
des Kapitels 1509".
Die gesamten Ausgaben des Bundes von 256,7 Milliarden
Euro für das Jahr 2003 findet man auch wieder im "Fachblick -
Monatsbericht des BMF 2005 - November" , Seite 73, Tabelle "3
Bundeshaushalt 2000 bis 2005 - Gesamtübersicht", zu erreichen über
bundesfinanzministerium.de. Sie ist dort ebenfalls aufgeführt in der Tabelle "6 Der öffentliche Gesamthaushalt von 1999 bis
2005" auf Seite 80 als Teil der gesamten Staatsausgaben von 618,3 Milliarden
Euro (ohne Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung)
im Jahre 2003. Die Ausgaben des Bundes für 2004 sind dort mit 260,5 Milliarden Euro
ausgewiesen. Dazu findet man das Bruttoinlandsprodukt für 2004 in der
Tabelle auf Seite 23 mit 2.119 Mrd. Euro real und 2.216 Mrd. Euro
nominal, so dass sich für 2004 ohne die üblicherweise einbezogenen
Rentenversicherungsleistungen (und Versichertenbeiträge) eine
Staatsquote von 618,3/2.216 = 27,9 Prozent ergeben würde. In einigen
Staaten (z.B. Dänemark) ist aber die Sozialversicherung
teilweise bzw. weitgehend über Steuern finanziert. Die staatlich verpflichtenden
Sozialversicherungsbeiträge gehen auch ohnedies in die Abgabenquote (=
Fiskalquote) ein, die sich zu internationalen Vergleichen verwenden
lässt. Sie lag in Deutschland im Jahre 2004 bei dem
vergleichsweise niedrigen Wert von 39,9 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts (sh.
wko.at,
Stand April 2005).
Auf der Ausgabenseite werden zu den obigen 618,3
Milliarden Euro noch die Leistungen aus der gesetzlichen
Rentenversicherung gerechnet von ... Euro im Jahre 2003 Dagegen lag die deutsche Staatsquote in 2004 nach der
üblichen Berechnung bei 47,5
Prozent
(sh. "Staatsausgaben (Gesamtstaat) in % des BIP",
wko.at, 30.10.2005, sowie die
Erläuterungen hier unter
rossaepfel-theorie.de und die sehr hilfreiche Schichtendarstellung
"Zusammensetzung der Staatsquote in Deutschland" für die Jahre 1995 bis
2002 nach der "Quelle: Statistisches Bundesamt, Arbeitsunterlage Staat,
Stand Februar 2003, erreichbar über die "Vorlesungsfolien" zur Vorlesung
"Steuern" von Hans-Werner Sinn unter
http://www.lrz-muenchen.de/~ces/l03_steuern_v.htm
mit Sicherungskopie
hier unter
Zusammensetzung_Staatsquote.pdf.
Ein wesentlich größerer unbezifferter
Teil entfällt jedoch auf die Hauptversorgung aus der "Überführung von
Ansprüchen und Anwartschaften … der ehemaligen DDR", also auf
Vereinigungskosten, die man einfach nur den Arbeitnehmern mit ihren
Einkommensteilen unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze aufgebürdet hat.
Die
Hans-Böckler-Stiftung schreibt mit Bezug auf ein DIW-Gutachten:
Von zehn Euro, welche die Rentenversicherung ausgibt, gehören vier
eigentlich nicht zu ihren Leistungen. Der Bund zahlt zwar einen
Zuschuss, aber es verbleiben immer noch 39,2 Milliarden. Den weitaus
größten Teil machen Witwen- und Witwerrenten aus. Sie galten bis 1986
als versicherungseigene Leistung. Seitdem werden allerdings die
Einkünfte des hinterbliebenen Ehepartners auf die Witwenrente
angerechnet. Diese Rentenart sei damit "von einer Versicherungsleistung
zu einer Fürsorgeleistung" geworden, die nur noch bei Bedürftigkeit
gezahlt wird, sagen die Wirtschaftsforscher.
Auch die Frührenten (Altersrente vor dem 65. Lebensjahr, Berufs- und
Erwerbsunfähigkeitsrenten wegen Arbeitsmarktlage) gelten als
versicherungsfremd – dies umso mehr, seitdem es
versicherungsmathematische Abschläge für diejenigen gibt, die vorzeitig
aus dem Erwerbsleben ausscheiden.
(Sh. "Versicherungsfremde
Leistungen", Böckler Impuls 6/2005.)
All diese versicherungsfremden Leistungen sollten also
abgedeckt werden durch den "Bundeszuschuss für die Rentenversicherung einschließlich der
Bundesknappschaft" von 61,2 Milliarden für 2003 lt. Renten-Info der
Bundesregierung vom 6.12.2002 mit der bereits teilweise zitierten
Überschrift "Rente – 81,9 Milliarden Euro im Jahr 2003 für
Gesundheit und Soziales" unter der ehemaligen Themensammlung
Themen-A-Z zum Stichwort "Rente". Die ca. 60 Milliarden in den
Gesamtaufwendungen von ca. 80 Milliarden Euro lassen sich für 2004 und
2005 ableiten aus der bereits zitierten Haushaltsposition "Abschluss
des Kapitels 1513". Solche "Abschöpfungen" der Versicherten-Beiträge
für fremde Zwecke können aber mit diesen
Zuschüssen bei weitem nicht kompensiert werden, wie man an den Mini-Renditen
erkennt.
Diese Enteignungs-Renditen
belaufen sich für den Geburtenjahrgang 1930 immerhin noch auf 3,5%, aber
für den Jahrgang 1945 nur noch auf 1,8% (nach
optimistischer VdR-Schätzung – Verband Deutscher Rentenversicherungsträger) mit
stark abnehmender Tendenz für spätere Jahrgängen. Im Vergleich dazu liegen die DAX-Renditen
zwischen 7 und 8% und die Renditen für festverzinsliche Wertpapiere
bei
immerhin noch 4,8%, alles für die Jahre 1975-1994. Sh. dazu die
Untersuchung Nr. 585-00 von Alex Börsch-Supan für das IVS der Uni Mannheim:
Rentabilitätsvergleiche im Umlage- und Kapitaldeckungs-Verfahren, Seite 13 f.,
unter
http://www.vwl.uni-mannheim.de/institut/papers/585.pdf.
Ähnliche Renditesätze finden sich auch in einer
Untersuchung von Hans-Georg Petersen und Bernd Raffelhüschen: Die gesetzliche und freiwillige
Altersversorgung als Element eines konsumorientierten Steuer- und Sozialsystems,
S. 13, unter
http://www.einfachsteuer.de/idee/download/altersvorsorge.pdf sowie unter
http://www.einfachsteuer.de/leitbilder/html/idalter.html.
Über die verfassungsrechtlichen
Problematik solcher Enteignungs-Renditen wurde
wohl noch nicht ausreichend nachgedacht, aber zu "Null-Renditen" schrieb der
Bundesverfassungsgerichts-Präsident Papier immerhin:
Für heutige Beitragszahler muß die Rendite der
Beitragsleistungen also zwar nicht unbedingt das bisherige Niveau halten, eine "Null-Rendite" oder gar ein Minuswert
dergestalt, daß die Rentenzahlungen nicht mehr ausreichen, um das "investierte
Kapital" zu verbrauchen, könnte jedoch die Frage aufwerfen, ob nicht die Grenze
der verfassungsrechtlich unzulässigen, evidenten Disproportionalität von
Leistung und Gegenleistung erreicht oder überschritten wird,
sh.: Hans-Jürgen Papier, Präsident des Bundesverfassungsgerichts:
"Überholte Verfassung?", in: FAZ, 27.11.2003, Nr. 276, S. 8, unter
http://www.wiwi.uni-rostock.de/~polreg/download/Verfassung.pdf.
Andererseits verweist die
Bundesversicherungsanstalt für Angestellte auf eine eigene Studie, wonach die
Renditen in der gesetzlichen Rentenversicherung angeblich auch weiterhin
bei mindestens 3% liegen. Man findet eine Einführung in diese
Untersuchung bei bfa.de mit [rendite ohsmann stolz]. Von dort gibt es einen Link
zu "Publikationen/Zeitschriften" mit dem Heft 2/2004 und dem Artikel von Sabine Ohsmann und Ulrich Stolz: Entwicklung der Rendite in der gesetzlichen
Rentenversicherung.
Selbst wenn man "das bisherige Niveau" der
Renditen im Sinne von Hans-Jürgen Papier mit diesen drei Prozent
ansetzt, so entspricht das einer realen "Null-Rendite" und
Renditeenteignung, denn der Preisindex für "alle privaten
Haushalte" lag z.B. im Jahre 1962 bei 33 im Vergleich zu 104,8 für das
Jahr 1999. In den fünf Jahren von 1999 bis 2004 ist der neue
"Verbraucherpreisindex" noch einmal von 98,6 auf 106,2 gestiegen (sh.
"Verbraucherpreisindex für Deutschland - Lange Reihen - Oktober 2005",
destatis.de). Das bedeutet in den 42 Beitragszahler-Jahren von 1962
bis 2004 eine Steigerung von (104,8/33) * (106,2/98,6) = 3,42 auf das
3,42fache, also eine jährliche Preissteigerung um den Faktor von
durchschnittlich x in x42 = 3,42 mit log x = log 3,42/42 =
0,012715 und x = 1,0297, also um 2,97%. Insofern ergäben die 3 Prozent
Scheinrendite gerade einmal eine reale Rendite von jährlich 3,0 - 2,97 =
0,03%.
Betrachtet man dagegen das "Durchschnittsentgelt" in der gesetzlichen
Rentenversicherung der alten Bundesländer von 7.328 Euro im Jahre 1962
im Vergleich zu den 29.429 Euro im Jahre 2004 (sh. die Broschüre "Wie
berechne ich meine Rente? - alte Bundesländer", Tabelle 5, Seite
19-20, zu erreichen über
deutsche-rentenversicherung-bund.de), so ergibt sich eine Steigerung
auf das 29.428/7.328 = 4,02fache, also ein durchschnittliche jährliche
Steigerung mit dem Faktor x in log x = log 4,02/42 = 0,014386 und
x = 1,0337, so dass bei den schöngerechneten 3,0 Prozent
Nominalrendite nicht nur die reale Rendite sondern auch bereits ein Teil
des eingezahlten Geldwertes enteignet wäre - zugunsten der Steuersenkung
für Bestverdiener.
(Zur Systematik: Die "Rendite" bezeichnet den
durchschnittlichen nominalen Ertrag der Zahlungsreihe, bezogen auf
die Beitragsraten, wobei die
Kapitalwertmethode
(sh. banstudent.de) anzuwenden ist . Die
durchschnittliche Rendite jeder einzelnen Beitragsrate von angeblich
3,0 Prozent wird um die
durchschnittliche Teuerungsrate auf reale 0,03
Prozent gemindert. Sie muss ich auch auf die zukünftige Verzinsung
des ratenweise ausgezahlten Kapitals beziehen, da ein Kapital zum
Rentenbeginn nicht ausgewiesen wird. Wenn die Rentensteigerungen der
Teuerungsrate oder dem weiteren Anstieg der Durchschnittsentgelte
entsprechen, ist für die Zukunft keine weitere reale Minderung der
angegebenen Nominalrendite zu berücksichtigen. Auch eine
Leistungsminderung infolge zunehmender Restlebenserwartungen nach
neueren Sterbetafeln ist nicht als Renditeminderung aufzufassen,
wenn sie genau nach der durchschnittlichen längeren Rentenzahlung
kalkuliert ist. Alle anderen Belastungen der Rentner einschließlich
einer nicht kompensierten Mehrwertsteuererhöhung bedeuten jedoch
eine weitere reale Kürzung der angegebenen nominalen Renditen.)
Die Abweichungen zu den anderen
finanzwissenschaftlichen Untersuchungen liegen vielleicht zum Teil in einer
unzulässigen Durchschnittsbildung mit den unterschiedlichen Renditen
verschiedener Jahrgänge
aufgrund früherer weniger restriktiver Rentenfestsetzungen oder in der Bewertung
von Zusatzleistungen der gesetzlichen Rentenversicherung, die über den reinen
Altersrentenvertrag hinausgehen. Auch in der privaten Rentenversicherung mindern
selbstverständlich zusätzliche Todesfall-, Berufsunfähigkeits- und sonstige
Absicherungen die Rendite des Gesamtbeitrags, ganz abgesehen von Ausfall- und
Ersatzzeiten. Eine kritische Betrachtung gegenüber hauseigenen, aber auch
gegenüber anderen Gutachten ist geboten, ohne damit die fachliche Qualifikation
der Gutachter in Frage zu stellen. Für einen Vergleich der Studien fehlt hier
noch die Zeit.
Die Schönredner werden darauf hinweisen, dass in
Deutschland für die Rentenversicherung kein Kapitaldeckungssystem
mit verzinslicher Anlage der Rentenbeiträge, sondern ein Umlagesystem
gilt, bei dem das eingezahlte Geld gleich wieder abfließt, und dass dieses
System gegenüber der Kapitaldeckung vor willkürlichen staatlichen
Kapitalabschöpfungen etwas besser schützt (was ja im Hinblick auf die
versicherungsfremden Leistungen kaum der Fall ist). Aber dieses Ablenkungsargument darf nicht dazu führen, dass
die Rentner kaum eine Rendite auf ihr jahrzehntelang eingezahltes Geld aus dem
Zwangssystem haben, weil man das Ersparte nicht angelegt, sondern schon mit
Beginn der Bundesrepublik die Renten der vorhergehenden Generation durch
die künftigen Rentner allein hat finanzieren lassen. Die Vermeidung der
Geldanlage hat dem Staat
nach der Währungsreform gewiss hohe Sozialausgaben erspart, aber es kann nicht
sein, dass die fast renditelosen zukünftigen Rentner und die nachfolgenden
Rentnergenerationen in diesem staatlichen Zwangssystem auch noch
die hinterzogenen Steuern und die Steuersenkungen für Besserverdiener
bezahlen und auch noch die Kosten des Wiederaufbaus nach dem Kriege sowie die
Kosten der Einheit tragen. Für
eine eigene Frühverrentung müssen sie allerdings aufkommen, aber nicht für die
bisherigen Frühverrentungsaktionen als falsche Politik zur Bekämpfung der
Arbeitslosigkeit.
Die möglichen Folgen des Umlagesystems bei abnehmender Kinderzahl war
den CDU/FDP-Regierungen nach dem Zweiten Weltkrieg völlig klar. Die
Adenauer-Regierungen
(bis 1963) und die anschließenden CDU/FDP-Regierungen
(bis 1969) vertrauten aber zweckoptimistisch auf die anhaltend
hohen Geburtenraten von mehr als zwei Kindern pro Frau (sh. die
Grafiken bei
bpd.de und: "Western Europe, total fertility rate, 1960-2001" aus Husslein P
Speculum - Zeitschrift für Gynäkologie und Geburtshilfe 2005; 23 (2):
4-5, gespeichert unter
www.kup.at).
Adenauer soll gesagt haben: "Kinder kriegen die Leute sowieso" (sh.
"Rentner
der Titanic", zeit.de,
47/2002). Sie konnte in der Tat nicht den Absturz der Geburtenraten von 1967 bis 1975
auf 1,5 Kinder je Frau voraussehen (ebd.) als Folge des
Pillenknicks.
Bei teilweiser Kapitaldeckung hätte man auch die Bestverdiener und deren Meinungsmache
mehr zur Finanzierung heranziehen müssen und dadurch Wählerstimmen
verloren. So konnten
die Gesetzesmacher auch ihre eigene Beteiligung niedrig halten. Dieser
Zweckoptimismus wurde von nachfolgenden Politikern beibehalten
in der Gewissheit für die Parlamentarier-Renten: "Unsere Renten sind
sicher". Er artete aus zum Motto "nach mir die
Sintflut", als die rosa-grünliche Regierung ab 1998 mit Druck der CDU
den Spitzensteuersatz von 53 auf 42 Prozent senkte, obwohl die Folgen
des Pillenknicks schon völlig klar waren. Man wusste, dass Politiker normalerweise später nicht zur
Verantwortung gezogen und schadenersatzpflichtig gemacht werden für die
Schäden, die sie angerichtet haben. Andernfalls hätte man schon damals
spätestens ab den sechziger Jahren die Kosten zur Sicherung der Sozialsysteme nicht allein den
Arbeitnehmern (und ihren Arbeitgebern) aufbürden dürfen. Man belastete
und belastet also mit den Kosten des Sozialstaates weiterhin nur
Lohn- und Gehaltsanteile im unteren Bereich bis zu den
Beitragsbemessungsgrenzen, allerdings viel mehr als in früheren
Jahrzehnten. Den Gipfel
dieser Selbstversorgermentalität erreichten die Meinungsmacher von CDU
und FDP, als sie ihren Spitzensteuersatz noch weiter senken wollte auf 36 Prozent
(CDU) oder 35 Prozent (FDP) bzw. 25 Prozent (CDU mit Merkels "Visionär"
Kirchhof), statt endlich sich und die übrigen Best-"Verdiener" an der
Reparatur des Umlagesystems zu beteiligen.
Die Renditen der Renten würden auch mit den
unwahrscheinlich hoch gegriffenen drei oder vier Prozent deutlich unter den
Alternativergebnissen der Privatvorsorge in den letzten Jahrzehnten liegen.
Der Rentenklau ist ein schleichender Renditeklau und - preisbereinigt
- auch ein Substanzklau (= Realwertklau). Er besteht vor allem darin,
dass diese knappen Renditen zugunsten der Steuersenkung für Besserverdiener noch
weiter gekürzt werden.
Den Substanzklau aus den eingezahlten Beiträge lassen jedoch die
Politiker, Richter und beamteten Sachverständigen nicht gelten, zumal
sie ihre üppigen Versorgungen bekommen, ohne selbst irgendeine Substanz
eingezahlt zu haben, und sie daher gegen den Substanzklau gefeit sind.
So heißt es im
Gesetzentwurf zum Alterseinkünftegesetz,
BT-Drs. 15/2150
v. 9.12.03, S. 23:
Beispiel:
Jemand erwirbt im Jahre 2003 einen Zerobond mit 25 Jahren Laufzeit zu 2
953 Euro (aus versteuertem Einkommen).
Nach Ablauf von 25 Jahren erhält er 10 000 Euro zurück. Nach geltendem
Steuerrecht sind nur 2 953 Euro steuerfrei zu belassen, steuerpflichtig
ist die volle Differenz in Höhe von (10 000 – 2.953 =) 7.047 Euro.
Das Anwachsen des Kontos von 2.953 auf das (10.000/2.953
=) 3,386fache in 25 Jahren entspricht einer nominalen "Rendite" von 5%.
Die durchschnittliche
Preissteigerungsrate lag in den Jahren 1995 bis 2005 für Deutschland
bei 1,43% (108,3/93,9=1,153), in den 15 Jahren davor für das frühere
Bundesgebiet bei 2,77% (100/66,4=1,506, lt.
destatis.de,
2.4.06). Eine "Rendite" in dieser Höhe aus der Rentenversicherung wäre
damit aufgezehrt. Dagegen haben Großanleger über diesen Zeitraum sicher
wesentlich Rendite erreicht als die Klein- und Normalverdiener im
Zwangssystem der Beitrags-Zweckentfremdung. Die meisten Großanleger
hatten auch sicher mehr als die obigen 5 Prozent, und zwar überwiegend
steuerfrei, soweit sie längerfristige Anlagen mit wenig
Gewinnausschüttung gewählt haben. Bei ihnen würde sich die
Vervierfachung ihres irgendwie erworbenen Kapitals in etwa 25 Jahren
auch nicht auf die obigen ca. 3.000 Euro beziehen, sondern vielleicht
auf etliche Millionen oder Milliarden.
Die Kleinverdiener wurden nicht gerade
zur privaten Vorsorge motiviert mit dem Politikerspruch: "Unsere Renten sind
sicher". Man hat ihnen nicht gesagt, dass dies nur für kostenlose
Politikerrenten gilt:
Politiker erwerben, ohne
irgendwelche eigenen Beiträge zu leisten, schon nach wenigen Jahren hohe
Versorgungsansprüche, die lange vor Erreichen der allgemeinen Altersgrenze zu
laufen beginnen. Das Einkommen eines Bundesministers ist fünfmal so hoch wie das
eines durchschnittlichen Arbeitnehmers, er erwirbt pro Jahr aber eine bis zu
35fache Versorgung. Deshalb kann ein Bundesminister schon nach eindreiviertel
Jahren Amtszeit eine höhere Versorgung erwerben, als ein durchschnittlicher
Arbeitnehmer während seines ganzen Arbeitslebens. Ein Bundestagsabgeordneter
bezieht ein dreifaches Arbeitnehmereinkommen, erwirbt pro Jahr aber eine bis zu
elffache Versorgung …
Parlamentarische Staatssekretäre und
Bundesminister, die gleichzeitig Abgeordnete sind, erhalten – neben ihren
Amtsbezügen – noch einmal (umgerechnet auf Bruttobezüge) rund 100.000 Euro
jährlich, obwohl sie gar nicht die Zeit haben, noch zusätzlich ein Mandat zu
betreuen. [9] Dieses ungerechtfertigte Privileg genießen auch die Minister
Fischer, Künast und Trittin, obwohl die Grünen stets der Meinung waren,
Ministeramt und Abgeordnetenmandat seien eigentlich unvereinbar. Solche
Unvereinbarkeit ist übrigens die geltende Verfassungslage in Hamburg und Bremen
und auch in den meisten westlichen Demokratien,
zitiert aus Hans Herbert von Arnim: Die Besoldung von Politikern, Stand
26.8.2003, unter
http://www.hfv-speyer.de/VONARNIM/zrp03.htm.
Zur Begründung einer Zwangslage für den weiteren Rentenklau hat man
inzwischen die Reserven der Rentenkasse immer mehr abgeschmolzen und
sogar noch mehr Bürokratie-Stress für die Unternehmen durch Vorverlegung
des monatlichen Beitragszahlungszeitpunktes um zwei Wochen verordnet.
DIE WELT kann daher als Kahlschlags-Argument melden: "Die Rentenkassen
sind leer" - und weiter:
Wenn wir von den Annahmen der Bundesregierung ausgehen, ist dann ein
vorgezogener Bundeszuschuß erforderlich", sagte Franz Ruland, Direktor
des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) dem
Handelsblatt. Experten schätzen, daß etwa 450 Millionen Euro aus dem im
Oktober fälligen Bundesbeitrag vorgezogen werden müssen. Das hat es seit
1985 nicht mehr gegeben. Zu dem werde die Wahrscheinlichkeit "eher
größer als kleiner", daß die Alterskassen zum Jahresende einen
regelrechten Kredit des Bundes benötigen, sagte Ruland. Die Zahlung sei
aber "auf jeden Fall gesichert"...
Bloß keine Panik lautete denn auch die Botschaft, die das
Sozialministerium wenig später in die Redaktionen sandte. Die
Sonderzahlung sei "nichts Ungewöhnliches". Mit der "Beschleunigung des
Wachstums" werde sich die Lage alsbald normalisieren und bereits 2006
sei quasi alles wieder im Lot,
sh. Cornelia Weber: "Rente
vor dem Kollaps?", welt.de, 27.7.05. Dazu noch das Foto eines
protestierenden Mannes mit Trillerpfeife und der irreführenden
Bildunterschrift: "Proteste helfen gegen die Ebbe in der
Rentenkasse wenig".
Die Kahlschlags-Therapie besteht also in einem wohl dosierten
Wechselbad, so dass zuerst nach oben umverteilt wird und man dann zur
Beruhigung wieder den alten Spruch loslässt: "Unsere Renten sind sicher". Auf diese Weise
kann man wenigstens den Anschein erwecken, dass man das
Sozialstaatsgebot noch nicht ganz vergessen habe, zumindest bis zur
nächsten Wahl. Danach kann man dann bei weiterer Rentenplünderung
wieder auf die Alterspyramide verweisen. Die könnte sich zwar in den
nächsten Jahrzehnten empfindlicher auswirken, aber nur dann, wenn die
Umverteilung nach oben beibehalten wird und die Gewinne aus der ständig
wachsenden Arbeitsproduktivität vor allem den Bestverdienern und
Kapitalgebern zugute kommen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht
gering, wenn man die Sozialkosten lediglich dem Faktor Arbeit aufbürdet,
aber den Bestverdiener und großen Kapitalgeber nach quasi
feudalistischer Manier immer mehr aus dem Volkseinkommen zuschanzt.
Um von der Zweckentfremdung der Rentenbeiträge für die Umverteilung nach
oben und für Steuergeschenke in die eigenen Taschen abzulenken, schüren
neoliberale Politiker scheinbar verständnisvoll Generationenkonflikten
mit Aussagen nach folgendem Schema:
Ich weiß, daß wir den
Menschen viel zumuten, gerade auch den Rentnern. Da rede ich nicht um
den heißen Brei herum. Um die Balance der Generationen zu halten, können
auch die Rentner nicht ganz ausgenommen werden. Schon heute wird ein
Drittel der Rentenleistungen aus dem Bundeshaushalt bezahlt. Angesichts
der dramatischen Schuldenlast können wir der jüngeren Generation nicht
alles allein überlassen,
(so Angela Merkel im "Exklusiv-Interview mit der Bundeskanzlerin",
bild.de, 25.11.05).
Aktuelle Zahlen zu den Rentenleistungen findet man im "Alterssicherungsbericht
2005", der Anfang März 2006 veröffentlicht wurde (zu erreichen über
bmas.bund.de). Dort heißt es auf Seite 15:
Die durchschnittliche Leistungshöhe der GRV beträgt in den alten Ländern
733 Euro im Monat, in den neuen Ländern 844 Euro.
Da aber etliche Rentner zum Glück noch etwas sparen konnten oder etwas
geerbt haben, wird eilends hinzugefügt:
Insgesamt ergeben sich Alterssicherungsleistungen von durchschnittlich
946 Euro in den alten und 853 Euro in den neuen Ländern.
Dagegen muss man schon im Tabellenanhang nachschauen, um dort auf Seite
10, Tabelle A.7, die "Anzahl und Struktur der Altersversorgung
ehemaliger Regierungsmitglieder (65 Jahre und älter) im Jahr 2003" zu
finden. Danach erhalten die ehemaligen Regierungsmitglieder des Bundes
einen "durchschnittlichen Zahlbetrag" von 5.943 Euro und die von
Nordrhein-Westfalen z.B. 8.154 Euro monatlich - ohne eigene Beiträge zur
Altersversorgung!
Da dieses Einkommen den neoliberalen Meinungsmachern aber
immer noch nicht reicht, haben sie für sich und ihre
Bestverdiener-Kundschaft noch den Spitzensteuersatz gesenkt und sich
dadurch jährlich vierstellige Steuergeschenke verschafft - auf Kosten
der Rentner, Normalverdiener und Einkommensschwachen (sh. hier
rossaepfel-theorie.de), denn das Volkseinkommen kann nur
einmal verteilt werden, und durch Konsumschwächung wird es mit
Sicherheit nicht größer. Die damit verbundenen realen
Einkommenskürzungen bei Rentnern und Kleinverdiener beschönigen sie
allenthalben, z.B. auch durch Wählerbetrug in ihren Medien wie in
Anne Wills Talkshow vom 30.3.2008 mit dem Generationen-hetzerischen Titel
"Extra-Portion für Rentner – die Jungen zahlen
die Zeche" (nämlich
insgesamt 1,1 + 0,54 = 1,64 Prozent Rentenerhöhung in den fünf Jahren
seit 2003 bei Preiserhöhungen von
mehr als 10 Prozent!). Auch Roman
Herzog mit seiner lebenslangen Rente von jährlich mehr als 200.000 Euro
(plus Extras) für seine fünfjährige Dienstzeit als Bundespräsident
und anschließende Fortsetzung seiner neoliberalen Propaganda erweckt in BILD in bezug auf die Klein- und Normalrentner den Eindruck,
dass am Ende die "Älteren die Jüngeren ausplündern" (sh. hier
rossaepfel-theorie.de).
Auch Peer Steinbrück hat für die Ausplünderung der
Kleinrentner gesorgt als Hauptakteur der pink-grünlichen Steuersenkung
für überbezahlte neoliberalen Meinungsmacher (sh. hier
rossaepfel-theorie.de) und als ein Hauptverantwortlicher
für die Konsumdrosselung durch Umverteilung nach oben.
Davon profitiert gerade auch er weiterhin als bestbezahlter
Finanzminister, der seine jährlichen fünfstelligen Steuergeschenke durch
eine Mehrwertsteuererhöhung finanziert und der später auch noch als
Großrentner dadurch jährlich mehr Steuern spart, als die Kleinrentner an
Rente beziehen. Auch er beteiligt sich an der Generationen-Hetze, z.B.
in einer Interview-Äußerung, die sofort von allen profitierenden
Generationen-Hetzern in den übrigen Medien dankbar aufgenommen wurde.
Zugleich macht ihnen Steinbrück Hoffnung, dass ihre Beute wieder einmal
durch eine weitere Mehrwertsteuer finanziert wird, indem er diese noch
einmal scheinheilig ausschließt:
Frankfurter Rundschau::
Das hat dann SPD-Arbeitsminister Olaf Scholz mit
seiner Rentengarantie besorgt.
Peer Steinbrück:
Ich kann es verstehen, wenn man in der Krise Sicherheitssignale an
breite Bevölkerungsschichten wie die Rentner geben will. Ich habe aber
große Zweifel, ob das für nachfolgende Generationen das richtige Signal
ist. Der demographische Druck nimmt erkennbar zu. Der jetzigen
Rentnergeneration geht es insgesamt so gut wie niemals einer zuvor. Und
während andere um ihre Arbeitsplätze bangen, steigen in der Krise die
Renten so stark wie seit drei, vier Jahren nicht. Die Gekniffenen sind
die 25- bis 35-Jährigen, die Kinder in die Welt setzen wollen. Um diese
Generation müssen wir uns stärker kümmern.
(Sh. "Peer Steinbrück im Interview: 'Ich schließe eine
höhere Mehrwertsteuer aus'",
fr-aktuell.de,
10.7.2009.)
Das Renten-Thema dient also weiterhin nur zur Ablenkung
vom eigentlichen Problem der Umverteilung nach oben.
Die Profiteure der Generationen-Hetze täuschen auch
darüber hinweg, dass mit der "Rentengarantie" auch den Jüngeren eine
Garantie gegeben wird, zumindest für den nominalen Erhalt der ständig
gekürzten realen Renten. Auf diese Selbstverständlichkeit verwies am
14.7.2009 auch der zuständige Abteilungsleiter der Deutschen
Rentenversicherung, Reinhold Thiede. Dazu heißt es bei
pr-inside.de vom
14.7.2009:
Thiede, der Chef der Entwicklungsabteilung der
Rentenversicherung ist, sagte dazu jedoch: «Die jüngere Generation ist
nicht benachteiligt.» Selbst im ungünstigsten Fall - wenn unterbliebene
Rentenkürzungen höhere Beiträge zur Folge hätten - hätten die Jüngeren
unter der Maßnahme nicht zu leiden.
Statt die Beiträge zu erhöhen, könnte man sie sogar
erheblich senken, wenn die Umverteilung des Volkseinkommens nach oben
beendet würde.
Gegen
die Generationen-Hetzer und Wähler-Täuscher richtet sich der
bemerkenswerte Bericht von Markus Zeidler und Kim Otto im Politmagazin
Monitor vom 23.7.2009 unter dem Titel:
"Rentenlüge – Die Scheindebatte des Finanzministers".
Darin weist Prof. Diether Döhring darauf
hin, dass bei dieser Scheindebatte der Produktivitätsfortschritt
vollkommen unterschlagen wird. Im Jahre 1900 habe ein Bauer acht Leute
versorgen können, heute reiche seine Produktivität für achtzig Leute.
Vor allem
aber erinnern er und Prof. Gert Bosbach in dem Bericht daran, dass viele
Bestverdiener und diverse Berufsgruppen ganz oder teilweise von der
Beitragspflicht zur Sozialversicherung ausgenommen sind und dass in
sozialen Marktwirtschaften keineswegs ein doppelter Rentenbeitrag
überall auch zu einer doppelten Rentenleistung führt. Ein Beleg hierfür
ist keineswegs nur das viel zitierte Beispiel der Schweiz. Der äußerst
erfolgreiche Sozialstaat Dänemark schafft noch eine wesentlich bessere
Lösung im Sinne des sozialen Ausgleichs mit seiner steuerfinanzierten
abgestuften Rente für alle. Er schafft dadurch zusätzliche Arbeitsplätze
durch stärkere Konsumnachfrage, die bei noch mehr Umverteilung nach oben
verloren ginge. Damit herrscht in Dänemark praktisch Vollbeschäftigung
bei einer Arbeitslosenquote, die nur halb so hoch ist wie in
Deutschland.
Für
eine solche Lösung des künstlich zugespitzten Rentenproblems müsste
Steinbrück aber endlich den gleichen Steuer- und Abgabensatz zahlen wie
ein durchschnittlich verdienender Industriearbeiter. Das gilt auch für
die übrigen neoliberalen Meinungsmacher und Generationen-Hetzer. Sie
dürften sich also bei den Abgabensätzen von jeweils etwa zwanzig Prozent
für Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht einfach ganz oder teilweise
ausklinken.
Auf die Ablenkungsfunktion des Renten-Themas hat lediglich Rudolf Dreßler in der Talkshow
hingewiesen, wenn auch nicht mit aller Klarheit, was den Zweck der
Manipulation und Hetze betrifft. Diesem Zweck diente – wie
üblich - auch ein eingeblendeter Kurzfilm, diesmal zum angeblichen
Wohlleben der Rentner, wonach 80 Prozent der Seniorenhaushalte mehr als
2550 Euro mtl. zur Verfügung hätten. Bei einem solchen
Haushaltseinkommen sind die 1,6 Prozent Rentenerhöhung in fünf Jahren nach
Ansicht des ebenfalls eingeladenen buntkarierten
INSM-Aktivisten Oswald Metzger
entschieden zu hoch! Aber dank der filmischen Schein-Dokumentation musste Anne Will insoweit nicht
persönlich als Manipulatorin auftreten. Nach Meinung des ebenfalls
eingeladenen super-smarten Privatrenten-Verkäufers Bernd W. Klöckner
sollte man die staatliche Rentenversicherung mit ihren Sozialbeiträgen
gleich ganz abschaffen. Damit ist er für die neoliberalen
Kahlschlags-Propheten mittlerweile zu einem der beliebtesten Gäste in
ihren Talkshows geworden. Der Manipulations-Trick mit den
Kurzfilmen wird anscheinend zur Routine, so auch in
Maybrit Illners Talkshow vom 8.5.2008
mit einem Film über Senioren auf Luxus-Kreuzfahrt - als scheinbaren
Beleg für die Ausplünderung der Jungen durch die Alten. Mit dieser
Generationen-Hetze lenken die neoliberalen Meinungsmacher ab von ihren
Kampagnen zur Umverteilung nach oben in ihre eigenen Taschen. Zur
Wandlung von Maybrit Illner sh. auch
rossaepfel-theorie.de.
Wer die tatsächlichen Durchschnittseinkommen der Rentnerhaushalte nicht
in etwa kennt, hat kaum Grund, die 2550 Euro zu hinterfragen und die
Verteilung des Volkseinkommens mit Hilfe und zugunsten der neoliberalen
Meinungsmacher in dieser Hinsicht zu kritisieren. Er hat auch meist
wenig Recherche-Möglichkeiten. Erst mit solchen
Recherchen kommt man den Machern der Sendung auf die Schliche, dass mit
diesen 2.550 Euro je Haushalt gar nicht die Rentner-Einkommen gemeint
sind, sondern dass sich diese Zahl auf eine besonders ausgewählte
Altersgruppe bezieht für eine Untersuchung aus dem Jahre 2003, die von
Peer Steinbrücks NRW-Familienministerin Birgit Fischer (SPD) in Auftrag
gegeben war. Es geht nämlich gar nicht um "die Rentner", sondern um
"ältere Menschen zwischen 55 und 80" (sh.
"Senioren verfügen über Einkommen von 2550
Euro", welt.de,
29.7.2003, sh. auch Michael Cirkel et. al.:
"Produkte und Dienstleistungen für mehr
Lebensqualität im Alter", Institut Arbeit und Technik,
Gelsenkirchen 2004-02), also um eine Mischgruppe von Rentnern und vielen
anderen, die gerade den Höhepunkt ihrer Gehaltsentwicklung erreicht
haben.
Großrentner Roman Herzog will sein Motto "den
Gürtel enger schnallen" zwar nicht auf sich anwenden, sondern
erweckt lieber den Eindruck, dass die Umverteilungsopfer sich
gegenseitig "ausplündern" (sh. oben) und dass man den Gürtel der übrigen
Rentner enger schnallen müsse. Damit ermutigt er nun auch die übrigen neoliberalen Meinungsmacher
zur verstärkten Generationen-Hetze in ihren Medien, um von der Umverteilung in ihre eigenen Taschen
abzulenken. Ein krasses Beispiel lieferte am 22.4.2008 das ZDF
mit seinem CDU-nahen Intendanten
Markus Schächter und seinem
Moderator
Claus Kleber, das hier wegen
Klebers Loblied auf Hartz-IV unter
Hartz-IV.htm zitiert wird. Aber
auch Tom Buhrow
bejubelte in den "Tagesthemen" den vielfachen Umverteilungs-Profiteur
und INSM-Aktivisten Professor Bernd Raffelhüschen (sh.
"Raffelhüschen versucht
erstmals, seine Interessenverflechtungen zu verteidigen",
nachdenkseiten.de,
9.5.2006)
als DEN Rentenexperten, um ihn dann gegen die Rentenerhöhung um
1,1 Prozent (!) zu Felde ziehen zu lassen.
Nach all den Auftritten des ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten
Wolfgang Clement
und seines damaligen Finanzministers
Peer Steinbrück
(sh. hier unter anderem
rossaepfel-theorie.de) wundert es
nicht, dass sie sich schon gleich zu Beginn des Verrats an der
Sozialdemokratie besonders engagiert haben bei der Steuersenkung für Bestverdiener.
Dazu schrieb DER SPIEGEL 23/2000, S. 86, in dem Artikel "Allianz gegen
Eichel":
Streicht man das
Optionsmodell, werden Mittel frei, um den Spitzensteuersatz zu senken...
Beamte des nordrhein-westfälischen Finanzministeriums haben ihrem
Minister Peer Steinbrück (SPD) schon einmal ausgerechnet, was sich mit
den frei werdenden Mitteln anstellen ließe. Der gesamte Tarifverlauf
könne, verglichen mit dem Eichel-Entwurf, noch einmal abgesenkt werden,
heißt es in einer internen Vorlage für das Vermittlungsverfahren. Die
Folge: Alle Steuerzahler profitieren. Der Eingangssteuersatz bliebe
danach bei 15 Prozent, der Spitzentarif würde auf 43,5 Prozent sinken.
Die CDU/CSU-Länder wollte allerdings auf 35% senken. Sh.
"SPD-Länder:
Steuerreform nachbessern", welt.de, 5.6.2000, mit
der Passage:
Die Union strebt einen Spitzensatz von 35
Prozent an. Auch einige SPD-regierte Länder fordern
einen niedrigeren Satz. Nordrhein-Westfalens
Ministerpräsident Clement sprach sich für einen Satz von
43,5 Prozent aus.
Auch Wolfgang Clement hat sein Schäfchen im Trockenen
(sh. "Clement übernimmt Aufsichtsratsposten bei RWE", Berliner
Morgenpost, 13.2.06, und Ex-Minister Clement berät Citigroup,
Handelsblatt, 2.3.06). Von dem Profiteur der hochgetriebenen Lobby-Strompreise
RWE gab es auch Zusatzeinnahmen für Laurenz Meyer (CDU) (sh.
Laurenz Meyer >
RWE-Affäre und Rücktritt). Unter den vielen anderen Nutznießern des
Systems war nicht zuletzt der nordrhein-westfälische Spitzenpolitiker
Jürgen Möllemann
(FDP).
Für die Politikerrenten gilt jedenfalls der Parlamentarierspruch:
"Unsere Renten sind sicher".
Bei den Witwenrenten der ehemaligen Regierungsmitglieder sieht es
ebenfalls besser aus als bei den Durchschnittsrentnern. Auf Bundesebene
gibt es durchschnittlich 3.254 Euro monatlich und in Nordrhein-Westfalen
6.586 Euro (Alterssicherungsbericht 2005, ebd.). Zu den
Durchschnittsrentnern heißt es in dem Bericht auf S. 94:
In den alten Ländern belaufen sich die Witwerrenten demgegenüber auf 237
Euro, die Witwenrenten auf 625 Euro.
Die wohlklingende "bedarfsorientierte Grundsicherung im Alter und bei
Erwerbsminderung" wurde von den neoliberalen Groß-Profiteuren auf
Hartz-IV-Niveau angesetzt mit
monatlich 345 Euro plus Sozialwohnung usw. (sh.
intakt.info, Stand 6.2.07), so dass
die älteren Rentnerhaushalte mit ihrem Gesamteinkommen einschließlich
etwaigem Immobilienbesitz fast alle über diesen extrem niedrigen
Armuts-Sätzen liegen und sich ein Striptease von den Sozialbehörden
vorläufig noch ersparen, auch wenn sie ihr Monatseinkommen dadurch
vielleicht noch um zehn oder zwanzig Euro erhöhen könnten.
Zur zunehmenden Altersarmut sagt Ulrich Schneider,
Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes:
Es ist im Grunde genommen eine
Binsenwahrheit, wenn wir heute eine Quote von 13 Prozent in
Einkommensarmut haben, dass dies natürlich ins Alter reinwächst. Das
heißt, wir müssen davon ausgehen, dass wir auf eine Altersarmut von zehn
Prozent zusteuern bis zum Jahr 2020/2030. Und das hieße nach der
demografischen Entwicklung, dass dann rund zwei Millionen alte Menschen
durchaus von der Altersgrundsicherung leben müssen…
Wer heute auf Grundsicherung angewiesen ist, der hat 347 Euro im Monat
und die Wohnkosten, und das war es. Und 347 Euro, das werden alle
wissen, das lässt keine großen Sprünge zu. Ganz im Gegenteil, man muss
an allem sparen, das fängt bei der Ernährung an, und Kultur ist so gut
wie gar nicht mehr drin.
(Sh. "Rente
auf Sozialhilfeniveau", dradio.de,
1.2.2008.) Der DLF ergänzt ebenda:
Immerhin lockte die Grundsicherung Hunderttausende arme Rentner aus der
Deckung. Sie nahmen bisher ihren Anspruch auf Sozialhilfe nicht wahr aus
Scham und aus Angst, ihre Kinder könnten belangt werden. Die
Sippenhaftung hat die rot-grüne Regierung mit der Grundsicherung quasi
abgeschafft. Erst bei einem Jahreseinkommen ab 100.000 Euro werden die
Kinder herangezogen. Allerdings ist der Grundsicherungsbedarf auch noch
nicht sehr hoch: Laut statistischem Bundesamt erhielten Ende 2006 nur
2,3 Prozent aller Ruheständler die Grundsicherung.
Statt den Rentenkassen die geplünderten Mittel zurückzugeben, sind die "christlichen" Demokraten
aber konsequent mit ihrer
(zurückgestellten) Forderung nach weiteren Steuersenkungen für
Bestverdiener und nach Mehrwertsteuererhöhung, denn sie folgen damit
ihrem Verständnis des Bibelspruchs (sh.
bibel-online.net):
Denn wer da hat, dem wird
gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem
wird auch das genommen, was er hat.
Auf dieser Linie liegt auch die BILD-Kampagne CONTRA
gesetzliche Rentenversicherung und PRO Allianz mit ihren
Privatrenten-Anzeigen. Sie entbehrt trotz aller
Entlarvung nicht einer gewissen Komik. Dazu Norbert
Blüm im Deutschlandfunk (sh. "Blüm
gegen 'Bild'", dradio.de, 10.6.06):
Das war eine Kampagne der
'Bild'-Zeitung. Der Kern der Kampagne ist: Du musst die
Rentenversicherung madig machen, damit das Geld in den
Kassen der Privatversicherung klingelt. So einfach ist
das. Nun bestreite ich ja nicht, dass die gesetzliche
Rentenversicherung Probleme hat, aber keines dieser
Probleme löst die Privatversicherung besser.
Der Höhepunkt der Manipulation, vielleicht müsste man
sich noch kräftigere Worte aussuchen, bestand darin,
dass die 'Bild'-Zeitung die Rente aus der gesetzlichen
Rentenversicherung für 30 Jahre hochgerechnet hat und
dann unterstellt hat, das in jeder dieser 30 Jahre die
Preise um zwei Prozent jedes Jahres steigen und die
Löhne im gleichen Zeitraum in den gleichen Jahren nur
ein Prozent. Nun musste mathematisch nicht sehr begabt
sein, um aus einer solchen Hochrechnung zu erkennen,
dass der reale Wert der Rente dann rapide absinkt , das
käme einem faktischen Zusammenbruch der
Rentenversicherung gleich. Oh Wunder! Als die
'Bild'-Zeitung ein paar Tage später die Entwicklung der
Privatversicherung dargestellt hat, war von Preisanstieg
in diesen 30 Jahren nicht die Rede. Also offenbar leben
gesetzliche Rente und Privatversicherung auf
verschiedenen Sternen, und das halte ich für
Volksverdummung. Da ist die Absicht erkennbar und dann
werd ich ärgerlich.
Weiter heißt es in dem DLF-Bericht:
Die Absicht, so Blüm, liege im wirtschaftlichen
Interesse der Allianz-Lebensversicherung. Mit ihr
zusammen hat Bild-T-online die so genannte VolksRente
initiiert und parallel zu ihrer Berichterstattung
prominent im Blatt beworben. In einer internen
Vertreterinformation der Versicherung hieß es schon vor
der Lancierung der VolksRente, inzwischen umbenannt in
Allianz Riester-Rente.
Kai Dieckmann hielt seine Antworten an Blüm
verständlicherweise kurz (ebd.):
Ihr Brief zeigt in seiner
wortreichen Zappeligkeit, mit seinen tausend
Unterstellungen, Mutmaßungen und Pöbeleien, wie sehr sie
Grund haben, die Diskussion um Ihr trostloses
politisches Lebenswerk zu fürchten.
Abschließend heißt es in dem DLF-Beitrag:
Eine öffentliche Diskussion mit Blüm, wie von diesem
angeregt, möchte Diekmann allerdings nicht führen. Nicht
unwitzig entgegnete er dem ehemaligen Arbeitsminister
schriftlich, er müsse auf Grund dessen Politik jetzt
ohnehin länger arbeiten.
Da überfällt einen tatsächlich das Mitleid, sowohl mit
Blüm wegen seiner Prognose zu seiner persönlichen Rente:
"Unsere Renten sind sicher" als auch mit Dieckmann, wenn
er sich mit seinem Chefredakteur-Gehalt von BILD nicht
genug zurücklegen kann, um sich einen vorgezogenen
Ruhestand zu finanzieren. Man muss sich wirklich fragen,
ob mit Dieckmanns Allianz-Rente für ihn nicht genug
Überschüsse erwirtschaftet werden, weil diese
Gesellschaft so üppige Dividenden an ihre Aktionäre
ausschüttet.
Auch viele andere müssten nicht bis 67 arbeiten, wenn
Dieckmann und die übrigen bestbezahlten
Meinungsmacher auf ihre üppigen und
konjunkturschädlichen Steuergeschenke verzichten würden,
die sie heftig herbeigeschrieben und -getalkt haben
(sh. z.B. BILD vom 5.12.03:
"Steuern
runter"Steuern runter! Senden Sie Ihren Wut-Brief per
eMail – Noch heute unterschreiben! Es brennt, es drückt,
es eilt!"). Diesem Manipualtionsdruck ist der
Kanzler der Bosse mit seinem pinkgrünlichen Tross
bereitwillig gefolgt, zumal die "christliche" Mehrheit
im Bundesrat noch weiter gehen wollte (sh.
rossaepfel-theorie.de).
Norbert Blüm hat sich jedoch - trotz seiner guten Rente
- immerhin noch sein soziales Gewissen bewahrt. Er wurde
aber zum extremen Außenseiter in seiner Partei und hat
die Gunst aller neoliberalen Meinungsmacher verloren.
Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass die
neoliberalen Regierungspolitiker den Rentenklau beenden.
Statt das zweckentfremdete Geld zurückzuführen und durch
Rückkehr zu ihren früheren Spitzensteuersätzen die
Absenkung der Lohnzusatzkosten zu ermöglichen, kürzen
sie gemäß so genanntem "Haushaltsbegleitgesetz" von 2006
noch drastisch die staatlichen Zuschüsse zu den
geplünderten Zwangsversicherungssystemen der Renten- und
Krankenversicherung (sh. "Service:
Welche Änderungen das Haushaltsbegleitgesetz bringt",
welt.de, 16.6.06).
Besonders hart trifft es die Geringverdiener. Dazu
titelte und schrieb die Kölnische Rundschau vom
21.1.2008:
OECD: Deutschland droht
Altersarmut
Zur Zeit sei die Lage noch solide, sagte
OECD-Rentenexpertin Monika Queisser der "Frankfurter
Rundschau" (Samstag). Weniger gut stehe es aber in der
Zukunft um die Versorgung von Geringverdienern sowie der
zunehmenden Zahl von Menschen, die nicht durchgehend
Rentenbeiträge gezahlt hätten. Heute sei die Armutsquote
von Ruheständlern noch vergleichsweise niedrig; dies
werde sich in 30 bis 40 Jahren ändern. Für diese Gruppe
fehle "in Deutschland eine automatische
Altersabsicherung"...
Die OECD hatte schon Mitte 2007 vor zunehmender
Altersarmut in Deutschland gewarnt. Deutschland liege
bei den Renten für Geringverdiener unter den 30
OECD-Ländern an letzter Stelle, hieß es in der im Juni
2007 veröffentlichten OECD-Vergleichsstudie.
Ein Interview des Manager Magazins vom 15.7.2007 mit
Monika Queisser ist auch gespeichert unter dem Titel
"Im Alter zwangsläufig zum
Sozialfall", oecd.org,
15.7.2007
(sh. auch
"Renten auf einen Blick 2007 -
Pressemitteilung zu Deutschland",
oecd.org,
7.6.2007). Die Ergebnisse der OECD-Studie zum
künftigen Rentenniveau in Deutschland und anderen
OECD-Staaten ("Pensions
at a Glance") sind zusammengestellt in
einem kurzen Text des Deutschen Instituts für
Altersvorsorge DIA mit der Überschrift
"Kosten und Versorgungsniveau
der Rentensysteme internationalen Vergleich",
auch zu erreichen über die Webseite
dia-vorsorge.de.
Die OECD-Einschätzung erscheint noch eher beschönigend,
wenn sie die jetzige Lage der vielen Kleinrentner(innen)
als noch "solide" bezeichnet. Auch das DIA
dürfte einige Punkte Interessen-orientiert darstellen,
da es "der Deutschen Bank und ihrem Einflussbereich"
gehört (sh.
nachdenkseiten.de,
14.7.2005).
Zur Rentenkürzung durch den sogenannten
"Nachhaltigkeitsfaktor" und den OECD-Folgerungen daraus
für das zukünftige Rentenniveau schreibt die
Hans-Böckler-Stiftung:
Im Zuge der Rentenreformen sei das künftige Rentenniveau
von 48,7 auf 39,9 Prozent des Bruttoeinkommens gesenkt
worden; der OECD-Schnitt liegt bei 58,7 Prozent. Der
Nachhaltigkeitsfaktor und der Übergang zur
nachgelagerten Besteuerung dürften das Niveau der
gesetzlichen Rente in Zukunft noch weiter senken,
vermutet die OECD. Aufgefangen würden die Kürzungen zum
Teil durch die staatlich geförderte private Vorsorge im
Rahmen der Riester-Rente.
Auf der anderen Seiten erhalten in keinem anderen
Industrieland Geringverdiener eine - gemessen am
vorherigen Einkommen - so geringe Rente wie in
Deutschland, analysiert die OECD. Der Grund: Die Rente
ist linear an die Einkommen gekoppelt; auch die
Rentenkürzungen wurden linear vorgenommen. In den
meisten anderen OECD-Ländern hingegen sind die
Einschnitte bei besser Verdienenden größer als bei
Niedrigverdienern. "Dies hat zur Folge, dass für
Geringverdiener der Abstand zwischen den Leistungen in
Deutschland und dem OECD-Schnitt besonders groß ist",
sagt Monika Queisser, Rentenexpertin bei der OECD und
Co-Autorin der Studie.
(Sh.
"Rentensysteme -
OECD warnt vor Altersarmut in
Deutschland", boeckler-boxen.de, Stand
27.1.2008.) Man sieht auch hier, wie der Kanzler der
Bosse und sein pink-grünlichen Tross die Umverteilung
nach oben für sich und die übrigen Neoliberalen besorgt
haben.
Die schleichende Kürzung der Rentenanpassungen
erfolgt nicht nur über den "Nachhaltigkeitsfaktor",
sondern zusätzlich noch über einen "Riester-Faktor",
durch den allein eine Rentenkürzung um vier Prozent in
Stufen von 0,5 Prozent ab 2003 bewirkt wird (sh. bmas.de:
"Riestertreppe",
Stand
18.4.2008).
Damit
wird eine Infragestellung der weiteren Steuergeschenke
für Bestverdiener vermieden, und es bezahlen auch diejenigen durch Rentenkürzungen für
die Riester-Förderung, die sich gar keine Riester-Rente
leisten können oder für die sich ein Riester-Vertrag
kaum noch lohnt, weil sie kurz vor der Rente stehen.
Die deutschen Steuerquote liegt am untersten Ende der
EU15-Staaten. Im Vergleich zu einem Land mit
durchschnittlicher Steuerquote wie Großbritannien
bedeutet das einen jährlichen Steuerverzicht von etwa
150 Milliarden Euro (sh. hier
rossaepfel-theorie.de),
wovon ein beträchtlicher Teil auf die niedrigen
Substanzsteuern für große Vermögen entfällt. Im
Vergleich zu den erfolgreichen skandinavischen Ländern
mit hoher Steuerquote sind die deutschen Steuergeschenke
an Großprofiteure aus dem Volkseinkommen noch wesentlich
höher. Auch die Verteilung Altersversorgung in
Deutschland mit ihren Zuschüssen entspricht diesem
Schema zur Konsumdrosselung. Mit einer solchen
Umverteilung des Volkseinkommens nach oben lassen sich
natürlich keine existenzsichernden Renten für alle
finanzieren. Das gilt um so mehr im Hinblick auf die
Sozialkosten der deutschen Einheit, die immer noch im
wesentlichen von den Klein- und Normalverdienern mit
ihren Sozialbeiträgen bis zu den
Beitragsbemessungsgrenzen aufgebracht muss. Auch die
niedrigen Substanzsteuern auf große Vermögen bedeuten im
Vergleich zu anderen EU-Staaten einen Steuerverzicht von
etlichen zig Milliarden.
Es ist also völlig unbegreiflich, wieso die neoliberalen
Meinungsmacher das deutsche Rentenniveau auf 39,9
Prozent des durchschnittlichen Bruttoeinkommens für
einen Eckrentner mit 45 Versicherungsjahren absenken
wollen, während dieses Niveau im OECD-Durchschnitt bei
73 Prozent und in den skandinavischen Ländern noch
wesentlich höher liegen wird. Dies wird noch suspekter
dadurch, dass diese Länder nach Darstellung der OECD
ihre Rentensysteme mit einem deutlich geringeren Teil
ihres Bruttoinlandsprodukts bezuschussen. In Dänemark
liegt z.B. das Rentenniveau der Kleinverdiener mit 50
Prozent des Durchschnittseinkommens bei 119,6 ihres
durchschnittlichen Bruttoeinkommens (Deutschland
zukünftig 39,9 Prozent für alle Rentner). Der Zuschuss
zur gesetzlichen Rentenversicherung in 2003 lag aber in
Dänemark nur bei bei 7,2 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts (Deutschland 11,7 Prozent), obwohl
die Renten dort fast ausschließlich über Steuern
finanziert werden und kaum über Sozialbeiträge, die nur
die Arbeitnehmereinkommen im unteren und mittleren
Bereich belasten.
Dazu sagte Oskar
Lafontaine in einem Interview mit dem Tagesspiegel:
Dänemark zahlt jemandem, der heute 1000 Euro im Monat verdient, später
eine Rente von 1200 Euro. Bei uns sind es 400 Euro. Welch ein
Unterschied! Dass Deutschland die Globalisierung zum Anlass genommen
hat, Sozialabbau zu betreiben, ist ein Treppenwitz. Deutschland ist als
Exportweltmeister der größte Nutznießer der Globalisierung.
(Sh. das Interview mit Lafontaine:
"Die neoliberale Macht bröckelt", Der Tagesspiegel,
19.5.2008, unter die-linke.de.)
Im Gegensatz zum sozialen Rechtsstaat
Dänemark entwickeln also die Ideologen
und Profiteure der Umverteilung nach oben auch hier in
ihrer skrupellosen Gier zu Lasten der Ärmsten ein erhebliches Geschick, um die Wähler
über die wahren Verhältnisse zu täuschen. Propagandisten
für die Umverteilung nach oben wie Professor Meinhard
Miegel vom Institut für Wirtschaft und Gesellschaft in
Bonn lehnen selbst die Rentenerhöhung um 1,1% ab und
halten den Dumping-Löhnern vor, dass sie von ihren
Hungerlöhnen keine ausreichende Vorsorge getroffen
haben. Miegel lt.
Deutschlandfunk
vom 7.4.2008:
Große Teile der Bevölkerung
haben keine Maßnahmen getroffen um die voraussehbare
Absenkung der Rente zu kompensieren.
Leider kommt
die einzige energische Kritik am Rentenklau von der LINKEN. Dazu
zitiert das
presseportal.de
einen Aufruf von Oskar Lafontaine vom 15.4.2008:
Oskar Lafontaine: Koalition muss Rentenformel ändern
Berlin (ots) - "Die Rentenpolitik der Regierung Merkel ist eine
Katastrophe", kommentiert Oskar Lafontaine aktuelle Medienberichte über
wachsende Kaufkraftverluste und die Zunahme von Minijobs bei
Rentnerinnen und Rentnern. "Obwohl die Renten seit 2004 bereits 8,5
Prozent Kaufkraft verloren haben, sollen die Rentnerinnen und Rentner
auch in diesem Jahr weitere zwei Prozent Kaufkraftverlust hinnehmen."
Der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE weiter:
"Die Rentnerinnen und Rentner werden immer mehr zu Verlierern einer
'Reformpolitik', die Deutschland in die Sackgasse führt. Dies betrifft
künftige Rentnerjahrgänge noch schlimmer. Während im OECD-Durchschnitt
ein Arbeitnehmer, der heute 1000 Euro verdient, eine Rente von 730 Euro
zu erwarten hat, sind für ihn in Deutschland ganze 400 Euro Rente
vorgesehen. Damit ist millionenfache Altersarmut gesetzlich
programmiert. Das ist ein Skandal und kann so nicht bleiben.
Die Koalition muss die Rentenformel ändern. Als erster Schritt muss
die Rentenerhöhung in diesem Jahr statt der geplanten 1,1 Prozent
mindestens 4 Prozent betragen, um die Preissteigerungsrate zu
kompensieren und den weiteren Kaufkraftverlust zu stoppen. In der
Konsequenz werden dadurch auch die Hartz IV-Regelsätze so steigen, dass
die Verteuerung von Lebensmitteln und Energie wenigstens ansatzweise
ausgeglichen wird."
Allerdings wurde DIE LINKE von den Profiteuren der
Umverteilung nach oben in deren Medien dermaßen diffamiert, dass
viele ihr die Solidität dieser Kritik nicht abnehmen.
Die Propaganda zur Ablenkung von der Selbstbereicherung auf Kosten der
eingeleiteten Massenarmut wird auch in einem STERN-Interview mit Oskar
Lafontaine deutlich:
Stern: Sie sagen, sie wollten einen
Sozialstaat erreichen, der diesen Namen verdient. Was müsste dafür aus
Ihrer Sicht geschehen?
Lafontaine: Das Wichtigste ist, die alte Rentenformel wieder
herzustellen. Die mit uns konkurrierenden Parteien haben sie total
zerstört. Wer heute einen Niedriglohn hat, das sind 25 Prozent der
Arbeitnehmer, der hat im Alter etwa 400 Euro Rente zu erwarten. Das ist
der größte politische Skandal. Ihn zu beseitigen, damit muss man
anfangen.
Stern: Sie sagen immer wieder -
gebetsmühlenartig - man müsste die Steuern- und Abgaben in Deutschland
nur dem mittleren europäischen Niveau annähern, um 120 Milliarden Euro
mehr in der Kasse zu haben. Welche Steuern wollen sie erhöhen?
Lafontaine: Wir wollen die Vermögenssteuer auf angelsächsisches Niveau
anheben, was rund 50 Milliarden brächte. Und wir wollen die
Gewinnbesteuerung auf den Durchschnitt der OECD-Staaten und den
Spitzensteuersatz auf 50 Prozent hieven, was mit rund 60 Milliarden zu
Buche schlüge. Dann haben wir das Geld fast schon zusammen. Darüber
hinaus wollen wir die Börsenumsatzsteuer einführen, die es in vielen
anderen Ländern gibt. Im Gegenzug wollen wir Steuersenkungen für
Facharbeiter, für kleine Unternehmen. Und wir wollen steuerliche
Verbesserungen für die investierenden Unternehmen, indem wir die
degressive Abschreibung wieder einführen.
(Sh.
"Interview Lafontaine: 'Ich habe keinen
Butler'", stern.de,
14.8.2008.)
Immerhin hat aber die Unterstützung von immer mehr
Wählern für die LINKEN schon
dazu geführt, dass die Umverteilung nach oben auch von
den übrigen Parteien zumindest symbolisch etwas
eingeschränkt oder gar scheinbar ein wenig
zurückgenommen wird.
Ein Beispiel für die Manipulation durch die Neoliberalen
in ihrem Medien lieferte kürzlich auch der Moderator
Christoph Minhoff in der Sendung "Unter den Linden" vom
29.4.2008 mit den Gästen Dietmar Bartsch (DIE LINKE) und
Philipp Mißfelder (CDU) über
"Rüttgers Rente...".
In dieser Hinsicht steht Minhoff seinem Kollegen
Hartmann von der Tann, dem zweiten Moderator der
Sendung, nicht nach (sh. hier
rossaepfel-theorie.de).
Minhoff fragte Bartsch, eher rhetorisch, wie dieser z.B.
die Vermeidung der Rentenkürzungen auf Sozialhilfeniveau
finanzieren wolle, und Bartsch antwortete (mit etwas
anderen Worten), dass man in Deutschland nicht nur
diesen Rentenklau bequem vermeiden könnte, wenn man hier
die Steuer- und Abgabenquoten anderer, erfolgreicherer
Staaten hätte. Es gäbe dann auch keinen Grund für
die gesamte Ausplünderung der Einkommensschwachen und
der Mittelschicht zugunsten der neoliberalen
Meinungsmacher und sonstigen Abkassierer. Daraufhin
unterbrach ihn Minhoff mit dem Protest:
"Steuererhöhungen einmal, Steuererhöhungen zweimal…" Er
wollte von Bartsch noch wissen, ab welchem Einkommen man
zu jenen gehöre, die dann zur Finanzierung des
Sozialstaates stärker herangezogen werden, wohl ahnend,
dass es vor allem ihn betreffen würde wie auch die ihm
gewogenen Proporz-Intendanten und die anderen
tonangebenden Propagandisten für die Umverteilung nach
oben. Im weiteren Verlauf der Sendung sprach Minhoff von
"Enteignung", als Bartsch einen einheitlichen
(niedrigen) Beitragssatz zur Rentenversicherung für alle
Einkommen forderte - nach dem Schweizer Modell, also
ohne Beitragsbemessungsgrenze und bei gleichzeitiger
Deckelung der Renten, so dass der Einkommensmillionär
nicht auch eine Millionen-Rente bezieht. Dieses
Schweizer Verfahren ist im Grunde nur eine Variante der
Steuerfinanzierung von Sozialsystemen, wie sie in
skandinavischen Ländern mit großem Erfolg praktiziert
und hier immer wieder als Modellfall herangezogen wird,
auch zur Senkung der ausschließlichen hohen
Lohnbelastung mit Sozialabgaben (sh. hier
rossaepfel-theorie.de).
1. Mai 2009 nachgetragen bei
rossaepfel-exkurse.de:
Scheinheiligkeiten zum Rentenklau: "Äquivalenzprinzip" und
Generationen-Hetze
Der Rentenklau ist hier bereits ausführlich beschrieben worden (sh.
rossaepfel-exkurse.de). Im Folgenden geht es nur um weitere
Beispiele zur besonders geschickten und routinierten Fortsetzung dieser Irreführungen im Wahljahr 2009, so z.B.
in dem DLF-Interview vom
29.4.2009
mit dem neuen "Wirtschaftsweisen" und Vorsitzenden des
Sachverständigenrates Professor Wolfgang Franz, von dem hier auch schon
an anderer Stelle die Rede war (sh.
rossaepfel-theorie.de und das Interview
"Man
kann Rentenpolitik nicht nach Umfragewerten betreiben"):
Spengler: Kurzarbeit senkt die Einkommen, von den Einkommen
hängen die Rentenhöhen ab. Ist das in Ordnung, wenn nun die Regierung
verspricht, Rentenkürzungen wird es nicht geben?
Wolfgang Franz: … wenn wir die Rentenversicherungsbeiträge nicht
sehr stark erhöhen wollen, was dann wieder Arbeitsplätze kostet, bleiben
uns eigentlich nur zwei Wege, nämlich einmal bei den Rentensteigerungen
etwas zurückzuhalten - da hat die Vorgängerregierung ja eine ganze Reihe
von Maßnahmen gemacht - und dass wir länger arbeiten.
Gegen die bereits erfolgte und andauernde Enteignung der Rentner, z.B. durch
Finanzierung der deutschen Einheit zu Lasten der Rentenkassen und durch
die daraus folgende reale Rentenkürzung auf Minus-Renditen, dürfte eine
Verfassungsklage helfen (sh. die Klarstellung durch den
Verfassungsgerichts-Präsidenten Hans-Jürgen Papier zur
Eigentums-Garantie hier unter
rossaepfel-exkurse.de). Das gilt um so mehr, als diese Enteignung
durch den "Nachhaltigkeits"-Faktor und gar noch den
"Riesterfaktor" ständig verschärft wird. Wenn man die kargen
renditelosen Zwangs-Ersparnisse der kleinen und mittleren Rentner auch
noch zweckentfremdet, um die Umverteilungsprofiteure zu entlasten, dann
ist nicht nur der soziale Rechtsstaat, sondern der Rechtsstaat überhaupt
dieser Gier geopfert. Bezeichnend ist, dass die Profiteure der
Umverteilung nach oben mit ihren Angriffen auf den sozialen Rechtsstaats
überhaupt immer wieder auf gleichgesinnte Richter, auf die Prozess-Scheu
ihrer Opfer und auf ihren ihren Profit durch die lange Prozesssdauer
zählen.
Aber Wolfgang Franz
unterstellt, dass die gesetzliche Rentenversicherung für die kleinen und
mittleren Einkommen der Zwangsmitglieder nur über die
Erhöhung der Rentenversicherungsbeiträge zu finanzieren sei. Er blendet
also ganz geschickt eine Steuerfinanzierung aus, z.B. nach dem
erfolgreichen dänischen Vorbild, praktisch ohne Sozialabgaben, aber
dafür mit einem Spitzensteuersatz von 59 Prozent und der halben
Arbeitslosenquote wie in Deutschland (sh.
wko.at und hier ausführlich unter
rossaepfel-theorie.de). Diesem Modell könnte man sich
auch annähern durch Rückkehr zum Spitzensteuersatz der
Wirtschaftswunderjahre für die bestbezahlten oder überbezahlten
neoliberalen Meinungsmacher wie Franz und die Söldner des
Medienkapitals. Damals wurden wegen der erheblich niedrigeren
Rentenbeiträge und durch den fortdauernden Verzicht auf eine angemessene
Steuerfinanzierung keine Reserven gebildet. Aber jetzt sollen die
gegenwärtigen und künftigen Rentner allein für diese Wählertäuschung
aufkommen.
In der Tat kann man die Rentenpolitik nicht nach den Umfragewerten bei
den Profiteuren der Umverteilung nach oben betreiben. Die "Kassenlage"
lässt sich durch deren Beteiligung problemlos auf einen Stand bringen,
der in der reichen Bundesrepublik auch den Umverteilungsopfern eine
menschenwürdige Existenz sichert.
Zu den Umverteilungs-Profiteuren gehört vor allem auch die Kundschaft
der FDP-Lobbyisten. Deren Abgeordneter Gustav Leonhard Kolb präsentiert
den unbestrittenen Zusammenhang zwischen Beiträgen und Renten ebenfalls
so, als ob eine angemessene Steuerfinanzierung über seinen
Spitzensteuersatz nicht möglich wäre (sh:
"FDP wirft Scholz Verlogenheit vor", dradio.de,
29.4.2009).
Ich glaube, man muss den Menschen deutlich machen, dass es einen
Zusammenhang gibt zwischen den Beiträgen, die von den
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erwirtschaftet werden, und
den Renten. Dieser Zusammenhang ist unauflösbar.
Solche neoliberalen Propagandisten sind jedoch trotz ihrer Verlogenheit
in diesem Fall tatsächlich glaubwürdiger als "christliche" und
"sozialdemokratische" Heuchler, weil sie schon immer die Umverteilung
nach oben durch "Steuersenkungen" für ihre Kundschaft gefordert haben.
Damit gewinnen sie auch immer mehr Stimmen von Wählern, für die
christliche und soziale Argumente ohnehin nicht zählen. Um diesen
asozialen Eindruck zurückzuweisen, wird regelmäßig die Zustimmung zu
einer Scheinanpassung der Renten nachgeschoben und so getan, als ob man
die Lohnnebenkosten nicht über einen höheren Beitrag der
Umverteilungs-Profiteure mitfinanzieren könnte. Kolb:
Niemand will den Rentnern auf Dauer Anpassungen versagen - darum geht es
doch gar nicht -, sondern wir müssen alle daran arbeiten, dass in dieser
Krise möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben,
Die Lobbyisten der Umverteilung nach oben verteidigen zwar die
Abzockerei aus dem Volkseinkommen, wenden sich aber gegen die
Beteiligung dieser Beute an den Kosten des Sozialstaates, auch über eine
Rentenversicherung nach schweizerischem oder skandinavischem Vorbild.
Kolb:
Sehen Sie, diese Erwerbstätigenversicherung funktioniert insbesondere
bei der Rente nicht, weil wir in der gesetzlichen Rentenversicherung ein
striktes Äquivalenzprinzip haben. Das heißt, die Leistungen, die später
ausgekehrt werden, die Rente, die gezahlt wird, steht in einem direkten
Zusammenhang mit den Beiträgen, die vorher geleistet werden.
Offenbar hat Kolb nichts dagegen, wenn die gesetzliche
Rentenversicherung zugunsten seiner Kundschaft immer mehr auf
Sozialhilfeniveau gedrückt wird, wie das heute schon bei der
Grundsicherung im Alter auf Hartz-IV-Niveau der Fall ist.
Ich glaube, dass die gesetzliche Rentenversicherung auch in Zukunft eine
ganz, ganz wichtige Rolle spielen wird, aber sie ist eben nur eine von
mehreren Säulen. Sie wird eine Existenzsicherung noch geben…
Die gesetzliche Rente wird eine Rolle spielen, aber es müssen weitere
Säulen dazukommen: die private, die betriebliche Altersvorsorge.
Da seine Kundschaft in der Industrie ihren Beitrag zur betrieblichen
Altersvorsorge für die Normal- und Geringverdiener bereits auf ein
Minimum gesenkt hat, werden diese letztlich auf eine ausreichende
Eigenvorsorge verwiesen. Aber dazu sind die meisten gar nicht in der
Lage, weil sie durch Lohndrückerei und staatliche Ausplünderung über
indirekte Steuern und überhöhte Sozialabgaben schon am Ende ihrer
Möglichkeiten sind. Dies ist den FDP-Propagandisten sehr wohl bekannt,
und damit geht ihre Verlogenheit weit über die Wählertäuschung durch die
Schein-Sozialdemokraten hinaus.
Der
INSM-Aktivist Professor Bernd Raffelhüschen, ein früher gern
gesehener Gast in der neoliberalen Propaganda-Schau von Sabine Christiansens, formuliert die
ausschließliche Abhängigkeit der Rentenleistungen von den
Rentenbeiträgen der Normalverdiener und Dumpingopfer so eng, dass einem
die Beteiligung der Abzocker an den Kosten des Sozialstaates gar nicht
erst in den Sinn kommen soll. Er setzt aber noch eins drauf, indem ein
Nachdenken darüber sofort zur üblichen Generationen-Hetze der
Neoliberalen führen soll. Damit verkleistert er in musterhafter Weise,
dass es sich nicht um einen Konflikt zwischen Jung und Alt, sondern
zwischen den Umverteilungsopfern und den Abzockern des Volkseinkommens
handelt. Raffelhüschen:
Wenn die Lohnsumme sinkt, dann müssen natürlich auch die Renten sinken.
Die Erwerbstätigen finanzieren nun mal die Rentner. Und wenn die
Erwerbstätigen Minus-Runden machen, warum soll es dann für die Rentner
Null- oder gar Plusrunden geben? Das Vorhaben der Regierung ist
widersinnig und unfair gegenüber der jüngeren Generation. Denn die
Jungen müssen die Renten schließlich bezahlen. Es geht um eine
Gleichbehandlung. Die Rentner bekommen ein Plus, wenn auch die
Erwerbstätigen ein Plus bekommen. Und sie bekommen ein Minus, wenn die
Erwerbstätigen ein Minus bekommen. Das ist gerecht.
(Sh.
"Unfair gegenüber der jüngeren Generation", berlinonline.de,
29.4.2009.)
Ein Hauptproblem ist, dass die Auswahl der nachrückenden
Ökonomie-Professoren in Deutschland naturgemäß durch die Mehrzahl der
neoliberalen Wudu-Ökonomen und Profitwahrer erfolgt (sh. hier auch
Oekonomen-Umfrage.htm und - zum Vergleich dieser Provinz-Ökonomie
mit den zahlreichen hervorragenden US-Ökonomen - hier
rossaepfel-theorie.de,
z.B. mit dem Suchwort "Stiglitz"). Dazu schreibt Wolfgang Lieb in den
NachDenkSeiten vom
28.4.2009:
Ausgehend von einem Streit um die Ausschreibung
von sechs vakanten VWL-Lehrstühlen an der Hochburg der ordoliberalen
Wirtschaftspolitik, der Universität Köln, gab es einen Sturm einiger
Emeriti, die das Erbe des eigentlichen Begründers der "sozialen
Marktwirtschaft", Alfred Müller-Armack, bewahren wollen. Die
neoklassischen Siegelwahrer Willeke, Willgerodt und Wartrin wehrten sich
dagegen, dass sechs Lehrstühle im Paket ausgeschrieben wurden, um junge,
an der internationalen Forschungsfront ausgewiesene
Wirtschaftswissenschaftler für einen Forschungsschwerpunkt zur
Makroökonomie zu gewinnen. Dem Protest schlossen sich nun laut FAZ
vom 27. April 2009 83 Professoren für Volkswirtschaftslehre mit einem
Aufruf "Rettet die Wirtschaftspolitik an den Universitäten!"…. Unter den
Unterzeichnern finden sich den NachDenkSeiten-Leserinnen und –Lesern so
bekannte Namen wie Peter Oberender, Bernd Raffelhüschen, Joachim
Starbatty, Ulrich van Suntum oder Roland Vaubel.
Mit den Suchwort "Raffelhüschen" findet man auf den
nachdenkseiten.de zahlreiche Einträge.
Obwohl das Geld des Staates für seine wichtigsten Aufgaben schon
zur Umverteilung nach oben verschwendet wurde, sind deren Profiteure
weiterhin unersättlich. Ohne die asoziale Ausplünderung der
Umverteilungs-Opfer ließen sich auch die immer weiteren Senkungen des
Spitzensteuersatzes nach dem FDP-Mantra nicht erreichen. Eine Begründung
dafür lässt sich immer finden: im Aufschwung wegen der zunehmenden
Steuereinnahmen und im Abschwung wegen der angeblichen Anreizwirkung zur
Wirtschaftsbelebung durch Entlastung der FDP-Kundschaft (ebenfalls zur
Arbeitsplatzvernichtung durch Umverteilung nach oben). Aber auch der
CDU-Wirtschaftsflügel will natürlich selbst in der größten Finanzkrise
des Staates nicht auf weitere Steuergeschenke verzichten. Insbesondere
eine Abschaffung des Solidaritätszuschlages ist gleichbedeutend mit
einer drastischen weiteren Senkung des Spitzensteuersatzes, während sie
für die Einkommensschwachen mit der höchsten Konsumquote praktisch gar
nichts bringt. Noch weniger bringt ihnen die Abschaffung der
Erbschaftsteuer für Erbschaften über dem ohnehin geltenden
Familienfreibetrag von mindestens einer halben Millionen Euro. Dazu
heißt es im SPIEGEL ONLINE unter der Überschrift
"ZERSTRITTENE UNION - CDU-Wirtschaftsflügel
provoziert Merkel mit eigenem Wahlprogramm" am
28.4.2009.
Nach Informationen der "FTD" verlangt der Wirtschaftsrat in einem
24-seitigen Papier unter anderem die Abschaffung von Erbschaftsteuer und
Solidaritätszuschlag. Damit geht es weit über die offiziellen Positionen
der Parteispitze hinaus...
Wirtschaftsratspräsident Kurt Lauk legt in dem Programm laut dem Bericht
auch Wahlkampfforderungen zu den Themen Finanzen, Bildung, Arbeitsmarkt,
Gesundheit, Energie, Verkehr und Europa vor. Der CDU-Flügel setze auf
eine Privatisierung staatlicher Leistungen sowie Subventionsabbau und
eine ehrgeizigere Sanierung der öffentlichen Haushalte. "Wir fordern den
Einstieg in die Altschuldentilgung", heißt es laut "FTD" in dem Papier.
Der umstrittene Gesundheitsfonds solle so umgebaut werden, dass die
Krankenkassenbeiträge nicht mehr als Lohnnebenkosten von den
Arbeitgebern mitgetragen werden müssen.
Es geht keineswegs nur um den Wirtschaftsflügel, denn die gesamte Partei
will den Spitzensteuersatz drastisch senken, sei es auf 36 Prozent oder
gar auf 25 Prozent (sh. hier
rossaepfel-theorie.de), finanziert über noch weitere
Mehrwertsteuererhöhungen und sonstige indirekte Abgaben zu Lasten der
Ärmsten.
Im neuen CDU-"Grundsatzprogramm"
vom
Dezember 2007
wird die Radikalität dieser drastischen Umverteilung nach oben aber
vorsichtshalber hinter vagen Formulierungen versteckt.
Wenn im gleichen Atemzug mehr Geld für Bildung usw. gefordert wird,
setzt das der Volksverdummung die Krone auf. Dass diese Partei trotzdem
von vielen Umverteilungsopfern gewählt wird, liegt vor allem an deren
Irreführung durch die neoliberalen Meinungsmacher und die Söldner des
Medienkapitals, aber auch an dem Lügenprädikat des "Christlichen", wie
man an den konfessionellen Schwerpunkten der CDU-Wähler in
Süddeutschland und im Rheinland sehen kann (vgl. hier
rossaepfel-theorie.de). Dies
erinnert an alte Zeiten, als man den Gläubigen ihre maßlose Ausbeutung
durch die parasitäre Komplizenschaft von Kirche und Feudalstaat noch als
den Willen Gottes verkaufen konnte.
Die Regionen mit "christlicher" Partei-Dominanz in
Deutschland sind beim Wahlergebnis vergleichbar mit dem
Bibel-Gürtel in den
USA. Ihm verdanken die Neokonservativen der "Grand Old
Party" (= US-Republikaner) mit ihren beschämenden
Präsidenten
Ronald Reagan,
Richard Nixon und
George W. Bush
ihre Wahlerfolge. (Zum absoluten Tiefpunkt unter Ronald
Reagan siehe hier
rossaepfel-theorie.de.)
Der "Neokonservatismus" entspricht dem Neoliberalismus
(sh. hier
rossaepfel-exkurse.de)
mit derselben Gier der Betreiber zur Umverteilung nach
oben in ihre eigenen Taschen, aber mit einem besonders
hohen Maß an religiöser Heuchelei und altväterlichem
nationalistischen Pathos. Das Pathos war für die
Herrscher und Schreibtischtäter in Europa bei ihren
Angriffskriegen vor allem erforderlich, um junge Männer
für ihre Rolle als Kanonenfutter zu begeistern. - Zur Ehrenrettung
der USA gibt es mit
Barak Obama jetzt wieder einen glaubwürdigen
demokratischen US-Präsidenten. Die Glaubwürdigkeit wird
auch bestätigt durch die Angriffe neoliberaler
US-Meinungsmacher wie Russ Limbaugh, der ihm vor seinem
Millionenpublikum das Scheitern wünscht (
"I hope he fails").
Ein Ende des
Neokonservativismus kann also an der Stärke der
republikanischen Minderheit scheitern. In Deutschland
ist ein Ende des Neoliberalismus noch gar nicht in
Sicht.
7.5.2009 eingefügt bei Rentenklau:
Neoliberale wollen "den Menschen" helfen
Vor den Wahlen in 2009 propagieren die Neoliberalen allenthalten mit
zunehmender Verlogenheit ihren angeblichen Willen, dass "die
Menschen" zukünftig "mehr Geld im Portemonnaie" haben.
Zur Vermeidung von übermäßigen realen Rentenkürzungen haben sie sogar
ihren unsäglichen Riester-Faktor ausgesetzt, wollen die ausgelassenen
Kürzungen aber bei späteren Rentenanpassungen nachholen - zusammen mit
weiteren Rentenkürzungen. Zugleich wollen sie weitere Steuersenkungen
für sich finanzieren durch zusätzliche Kürzungen bei den Ärmsten mit der
höchsten Konsumquote, z.B. durch weitere Mehrwertsteuererhöhungen (sh.
z.B. das neue Grundsatzprogramm der CDU).
Es geht ihnen also gar nicht um "die Menschen", sondern nur um
sich selbst und die übrigen Profiteure der Umverteilung nach oben.
7.5./23.6.2009 eingefügt bei Rentenklau:
"Die Renten folgen den Löhnen nach oben", aber warum nicht auch nach
unten?
Diese irreführende rhetorische Frage richtete Tom Buhrow am 6.5.2009 ab
23 Uhr in den Tagesthemen gegen das neue Gesetz zur Verhinderung von
Rentenkürzungen beim Sinken des Durchschnittslohns. Dabei weiß er ganz
genau, dass die Renten den Löhnen nicht im gleichen Abstand folgen,
sondern ständig weiter zurückfallen durch Riester-Faktor und
"Nachhaltigkeits"-Faktor. Mit der Wählertäuschung durch solchen
Halbwahrheiten wird das Fernsehpublikum mobilisiert zur Steuersenkung
für Bestverdiener und damit zur Umverteilung nach oben auf Kosten der
Ärmsten. Mit derartiger neoliberaler Propaganda in der ARD macht
sich auch Tom Buhrow beliebt bei seinen potenziellen Privat-Finanziers,
die ihm pro Feierabend-Auftritt 20.000 Euro bezahlen. (Sh. dazu
"Zapp plus: Nebenverdienste - Wie
Fernsehmoderatoren ihre Prominenz vermarkten",
www3.ndr.de, 17.6.2009.)
Ähnliches gelang der Redaktion von Anne Will einmal wieder am 3.5.2009
nach der 14. Sendeminute in ihrer Proporz-Talkshow mit dem üblichen
Trick eines eigens zurechtgeschusterten Manipulations-Kurzfilms (sh.
"Rentenkürzungen ausgeschlossen - teures Wahlversprechen in der Krise?",
daserste.ndr.de,
3.5.2009).
Darin wollten die verantwortlichen Meinungsmacher offenbar darüber
hinwegtäuschen, dass die durchschnittliche Rentenhöhe in der Nähe des
Hartz-IV-Niveau liegt (sh.
boeckler.de, rechtes Karte, Stand
7.5.2009).
Gezeigt wurde ein ehemaliger Daimler-Arbeiter beim Waschen seines
Luxus-Mercedes. Der Mann freute sich in die Kamera mit einem
Jubel-Ausruf über seine anstehende monatliche Rentenerhöhung von 30
Euro. Zynische Botschaft: Den Rentnern geht es blendend, und es spricht
daher nichts gegen Rentenkürzungen!
Nach Jahren der realen Rentenkürzungen haben die schwarz-rötlichen
Manipulations-Strategen tatsächlich den unsäglichen Riester-Faktor im
2008 für zwei Jahre ausgesetzt - mit einer gewissen Schamfrist vor den
Wahlen in 2009, damit der Trick nicht so auffällt. Man wollte eben
"nicht zu viele Stimmen an die Linke verlieren" (sh. Gert Flegelskamp:
"Rentenerhöhung 2009", Stand 12.5.2009). Die ausgesetzten
Riester-Kürzungen sollen aber später mit um so größerer Schlagkraft
nachgeholt werden - zusammen mit den weiteren geplanten Rentenkürzungen.
Zumindest kommt man jetzt nach vielen Jahren der realen Rentenkürzungen
(sh. Gert Flegelskamp:
a.a.O.) immerhin auf eine Erhöhung der West-Renten zum 1.7.2009 um
2,4 Prozent statt der 1,8 Prozent, die man dieses Mal bei der sonst
üblichen Riester-Kürzung zugeteilt hätte. Damit wird zumindest ein
einziges Mal die Inflationsrate fast ausgeglichen, die die Rentner in
einem Vorjahre zu verkraften hatten.
Diese scheinbare Rentenerhöhung ist aber auch darauf zurückzuführen,
dass den Normalverdienern im Vorjahr nach langen Jahren der realen
Lohnkürzungen endlich einmal wieder ein gewisser Inflationsausgleich
gewährt wurde und dass dies sich nun im Folgejahr zugunsten der
regierungsamtlichen Renten-Propaganda auswirkt. Man will also die
kurzfristige Abmilderung des Rentenklaus als "Wahlgeschenk" erscheinen
lassen. Dazu schreibt die Financial Times Deutschland vom 28.4.2009
unter der Überschrift
"Koalition macht Rentnern Wahlgeschenk":
Im Vorjahr hatte es wegen der starken Konjunktur hohe Tarifabschlüsse
gegeben. In der Folge werden zum 1. Juli 2009 die Altersbezüge im Westen
um 2,4 Prozent angehoben, im Osten um 3,38 Prozent. Zu dieser stärksten
Rentenerhöhung seit 1997 kommt es aber auch, weil die Koalition erst
kurz zuvor die Rentenanpassungsformel geändert hatte. Sozialverbände und
Pensionäre hatten 2008 eine errechnete Erhöhung von 1,1 Prozent als zu
gering kritisiert und auf hohe Lohnabschlüsse sowie die Inflation
verwiesen. Die Regierung setzte daraufhin für das Wahljahr 2009 sowie
für 2010 den "Riesterfaktor" aus, der die private Altersvorsorge fördern
soll. Mit ihm fiele die Erhöhung um 0,6 Prozentpunkte niedriger aus.
Warum die realen Rentenkürzungen auch diesmal weit über die Differenz
zwischen nominalen Rentenkürzungen und viel zu niedrig berechneter
Inflationsrate hinausgehen, kann man sehr gut nachlesen auf der bereits
zitierten Webseite von Gert Flegelskamp (a.a.O.).
Auch die Chefredakteure und
Eigentümer vom Axel-Springer-Verlag sehen jetzt die Chance, ihren
Spitzensteuersatz auf Kosten der Kleinstrentner noch weiter zu senken
nach dem Motto "(Verdummungs-)Leistung muss sich wieder lohnen". In der
Druckausgabe ihres CDU-Kampfblattes BILD tönen sie am 11.6.2009 ganz
oben auf der Titelseite mit Riesen-Buchstaben: "0% Inflation – Rentner
sind die größten Gewinner" (sh.
anliegendes Foto).
Die Rente des naiven Alibi-Rentner von Anne Will entspricht ohnehin
nicht der Durchschnittsrente, sondern in etwa einer Eckrente. Beim
durchschnittlich verdienenden Eckrentner in Westdeutschland mit jährlich
30.000 Euro brutto und den selten erreichten 45 Versicherungsjahren
rechnet man auch heute noch mit monatlich knapp 1.200 Euro Rente. Die 30
Euro monatlich entsprechen also 2,4 Prozent von 1.250 Euro. Die
Durchschnittrenten sind nur etwa halb so hoch. Aber mit dem heutigen
Trend zur Lohndrückerei auf die Hälfte des Durchschnittsverdienstes
werden viele Rentner auch bei 45 Arbeitsjahren auf Sozialhilfe
angewiesen sein. In dem heutigen niedrigen Renten-Durchschnitt sind
allerdings auch Minirenten enthalten, insbesondere von Frauen mit kurzen
Erwerbsbiographien.
Im Jahr 2008 wurde schon einmal darauf verwiesen, dass die Neurentner des Jahres 2007 tatsächlich einen Rentenzuwachs
von 30 Euro monatlich im Vergleich zu den Neurentnern des Jahres 2006
hatten.
Dies war aber ebenfalls irrführend, da die nominale Rentenerhöhung in
2007 nur 0,54 Prozent und in 2008 (nach Aussetzung des Riester-Faktors)
nur 1,1 Prozent betrug. Die 30 Euro beruhten lediglich auf einer
Einschränkung der Frühverrentung, also darauf, dass die
Renten-Neuzugänge des Jahres 2008 im Durchschnitt ein Jahr länger
gearbeitet hatten als in 2007 (Sh.
"Durchschnittsrente steigt auf 671 Euro", tagesspiegel.de,
9.7.2008.)
Solche Wählertäuschung erinnert an die Rede des Großrentners und
Ex-Bundespräsidenten Roman Herzog (CDU) von der "Rentner-Demokratie",
die verhindert, dass man noch mehr Renten auf Sozialhilfeniveau drücken
kann. Für die Neoliberalen würde nichts dagegen sprechen, denn Herzog
meint: "Wir müssen den Gürtel enger schnallen". Dies sagte Herzog
jedenfalls einmal von der versammelten "Prominenz" im Luxus-Hotel Adlon.
Er meinte damit sicher nicht die Gürtel der Anwesenden. Auch meinte er
kaum sich selbst und seinen jährlichen "Ehrensold"
von 200.000 Euro plus viele Extras für sein eifriges Wirken zur
Umverteilung nach oben.
Nachtrag vom 1.7.2013 zum Rentenklau:
Rentenklau in Ost und West |
mit leichter Angleichung in Ost |
Jahr |
Renten-Plus |
Rente-Plus |
Preise-Plus |
Summen- |
Summen- |
Summen- |
|
Ost % |
West % |
Ost/West % |
Faktor Ost |
Faktor West |
Faktor Preis |
2000 |
0,60 |
0,60 |
1,40 |
1,01 |
1,01 |
1,01 |
2001 |
2,11 |
1,91 |
1,90 |
1,03 |
1,03 |
1,03 |
2002 |
2,89 |
2,16 |
1,50 |
1,06 |
1,05 |
1,05 |
2003 |
1,19 |
1,04 |
1,00 |
1,07 |
1,06 |
1,06 |
2004 |
0,00 |
0,00 |
1,70 |
1,07 |
1,06 |
1,08 |
2005 |
0,00 |
0,00 |
1,50 |
1,07 |
1,06 |
1,09 |
2006 |
0,00 |
0,00 |
1,60 |
1,07 |
1,06 |
1,11 |
2007 |
0,54 |
0,54 |
2,30 |
1,08 |
1,06 |
1,14 |
2008 |
1,10 |
1,10 |
2,60 |
1,09 |
1,08 |
1,17 |
2009 |
3,38 |
2,41 |
0,40 |
1,12 |
1,10 |
1,17 |
2010 |
0,00 |
0,00 |
1,10 |
1,12 |
1,10 |
1,18 |
2011 |
0,89 |
0,99 |
2,30 |
1,13 |
1,11 |
1,21 |
2012 |
2,26 |
2,18 |
2,20 |
1,16 |
1,14 |
1,24 |
2013 |
3,29 |
0,25 |
1,50 |
1,20 |
1,14 |
1,26 |
|
18,25 |
13,18 |
23,00 |
Plus: 20% |
Plus 14% |
Plus 26% |
|
|
|
|
|
|
|
Lizenz für Tabelle: rossaepfel-exkurse.de: CC+BY |
|
|
|
Quelle: Kumulation der Werte aus: |
|
|
|
|
http://www.dia-vorsorge.de/faktencheck/einkommenvermoegensparverhalten/faktencheck-rente-und-inflation.html |
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2013/04/2013-04-17-kabinett-rentenwert.html |
v.7.6.2013 |
|
|
|
|
|
|
|
4) Schiefes Pisa?
Erhebliche zusätzliche Kosten und Probleme
entstehen dadurch, dass die Einwanderer der zweiten
oder dritten Generation ihre Lebenspartner nicht in ihrem deutschen oder
deutsch-ethnischen Milieu suchen oder finden, sondern – oft schon in sehr jungen
Jahren – in ihren Herkunftsländern heiraten bzw. verheiratet werden
mit Partnern, die keinerlei deutsche Sprachkenntnisse mitbringen. Diese sind
nicht selten auch in Deutschland gegen Sprachkurse und Kontakte mit der
deutschen Bevölkerung durch naheliegende Alternativen weitgehend blockiert, so
dass dann oft auch ihre Kinder mit dem Schuleintritt durch mangelnde
deutsche Sprachkenntnisse zu Pisa- und Sozialhilfe-Aspiranten werden.
Die Migranten der zweiten Generation haben allerdings innerhalb ihrer Gruppe
eine geringere Auswahl an möglichen Partnern als die Mehrheitsbevölkerung, in
der sie auch nicht ohne weiteres ihre Partner suchen oder finden. Außerdem haben
einige von ihnen auch gewisse Vorbehalte gegenüber Partnern aus ihrer Herkunfts-Gruppe, in
der es auch erhebliche kulturelle Differenzierungen geben kann. Sh. dazu die
Studie von Gaby Straßburger: "Warum aus der Türkei? Zum Hintergrund
transnationaler Ehen der zweiten Migrantengeneration", in: GeoPoint Nr. 10,
Augsburg, Juni 2002, über
http://www.geo.uni-augsburg.de/sozgeo/shtml/publikationen/ > GeoPoint Nr. 10
> Transnationale Ehen heute > zu
http://www.geo.uni-augsburg.de/sozgeo/gp/gp10/strass.htm.
Dort
heißt es:
Wie die statistische Analyse des
Heiratsverhaltens türkischer Staatsangehöriger zeigt, sind ca. sechzig
Prozent der Ehen transnational. 1996 wurden entsprechend 17.662 Visa für
Ehegattennachzüge nach Deutschland ausgestellt.
Die Studie von Gaby Straßburger ist ein
wichtiger Beitrag gegen Simplifikationen, aber durch vorschnelle Entscheidung
der Heiratskandidaten oder ihrer Familien für solche transnationale Ehen wird die Einwanderungspolitik unterlaufen. Auch
der Wunsch der Familie nach Sippen-Zusammenführung spielt in etlichen Fällen
eine Rolle. Es kommt sogar in Deutschland vor, dass sie ihre Töchter nach der
Flucht aus solchen Zwangsehen durch die eigenen Brüder umbringen lassen. Idea
Online schreibt dazu:
Hatun Sürücü ist schon das sechste Opfer, das im letzten halben Jahr in Berlin
sterben mußte, weil sie durch ihren "westlichen" Lebensstil die Familienehre
verletzt hatte. Die Täter sind vermutlich drei ihrer Brüder.
sh. Christine
Schirrmacher:
"Die 'Ehrenmorde' von Berlin", ideaSpektrum, Nr. 9 vom 2.3.2005,
dort unter "Schnellsuche" zu finden mit Eingabe "Ehrenmorde"
(Änderung des Vornamens von Hatün in Hatun zur Recherchen-Vereinfachung durch
den Verfasser). Sh. zu diesem Mordfall auch Martin Reichert:
"Wenn das Familiengericht tagt", taz Nr. 7597, 22.2.05. -Häufiger geschieht die
Sippen-Zusammenführungen durch den kulturell akzeptierten Nachzug von
Frauen. Jedenfalls werden durch deren weitgehende Beschränkung auf
die Herkunftssprache die sprachlich benachteiligten Gruppen mit ihren Kindern und die
blamablen Ressentiments von rechts verstärkt. Das erkennen auch viele
Migranten, die den Umfang dieses Phänomens kritisieren.
Die dänische Regierung schränkt solche
Probleme ein durch entsprechende Auflagen. Dazu heißt es im deutschen
"Jahresgutachten 2004 des Sachverständigenrates für Zuwanderung und
Integration", Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, 19.10.2004, S. 166 (Blatt
167), Abschnitt "Familiennachzug":
Das dänische
Ausländergesetz sieht für die Familienzusammenführung vor, dass
Nicht-EU-Ausländer mit Verwandten in Dänemark eine Niederlassungserlaubnis
bekommen können. Dies gilt für (Ehe-)Partner, sofern beide älter als 24
Jahre sind, und für Kinder unter 15 Jahren. Zudem muss angemessener
Wohnraum zur Verfügung stehen, muss der Unterhalt gesichert sein
und dürfen innerhalb der zurückliegenden 12 Monate von dem in Dänemark Lebenden
keinerlei staatliche Transferleistungen in Anspruch genommen worden sein.
Zusätzlich ist eine Bankgarantie in Höhe von 7.100 Euro zu
erbringen und es müssen beide Partner ’stärkere Bindungen mit Dänemark aufweisen
als zu irgendeinem anderen Land’. Eine Niederlassungserlaubnis wird zunächst für
einen begrenzten Zeitraum erteilt, kann aber verlängert werden. Auf Antrag kann
nach einigen Jahren die vorläufige in eine dauerhafte Niederlassungserlaubnis
umgewandelt werden. Grundsätzlich ist mit der Niederlassungserlaubnis in
Dänemark auch eine Arbeitserlaubnis verbunden,
zu finden unter
http://www.bamf.de/template/index_suchen.htm mit dem "Ausdruck"
["Das dänische Ausländergesetz sieht"] - Hervorhebungen vom Verfasser.
Solche Anforderungen wären keineswegs
nur an türkische Zuwanderer zu richten. Sie hätten zum Beispiel auch bei den
zuletzt eingewanderten Russlanddeutschen beachtet werden müssen, deren junge
Generation aufgrund mangelhafter Sprachkenntnisse und vorenthaltener
Förderungsmittel einen nicht geringen Beitrag zu den schlechten Pisa-Ergebnissen
leistet. Auch hier ist die weitgehende Beschränkung auf die Herkunftsgruppe
zugleich Ursache und Folge der sprachlichen Integrationsprobleme. Nicht jeder
von ihnen kann diesen Zirkel durchbrechen.
Auch hier müssten ausreichende
Sprachkenntnisse, z.B. für den Schulunterricht, gewährleistet werden, obwohl
viele dieser Einwanderer trotz fehlender Deutschkenntnisse lt. ihrem russischen
Pass nicht als Russen, sondern als Deutsche gelten und in Russland auch so
gesehen werden. Zumindest ihre Eltern haben
nach jahrzehntelangen Diskriminierungen in Russland, insbesondere als Folge des
deutschen Überfalls, noch eine starke emotionale Bindung an
Deutschland.
Die guten Pisa-Ergebnisse in
Finnland beruhen nicht zuletzt darauf, dass dort der Ausländeranteil lediglich 2% beträgt und bereits im Pflicht-Kindergarten eine
intensive Sprachförderung stattfindet; sh. dazu: Thelma von Freymann:
"Warum ausgerechnet Finnland? Anmerkungen zu den finnischen PISA-Ergebnissen",
Sonderdruck PISA 2002, Hrsg: Landeselternschaft der Gymnasien in
Nordrhein-Westfalen e.V., Mai 2002, unter
http://www.finland.de/dfgnrw/dfg043a-pisa04.htm, und dieselbe:
"Zur
Binnenstruktur des finnischen Schulwesens", aus: Zeitschrift "Freiheit der
Wissenschaft", 2/2002, Juni 2002, unter
http://www.finland.de/dfgnrw/dfg043a-pisa07.htm.
Der Ausländeranteil in Deutschland lag
im Jahre 2003 bei 8,9%. Darin sind keine Deutschen mit einer zweiten
Staatsangehörigkeit enthalten und natürlich auch keine eingebürgerten Deutschen
ohne ausreichende deutsche Sprachkenntnisse; sh. die interessante Webseite von
Andreas Schelper und Klaus Brenner: aufenthaltstitel.de und dort den Artikel
"Zahl der ausländischen Personen 2003 fast unverändert", 21.1.2005, unter
http://www.aufenthaltstitel.de/stichwort/auslaenderanteil.html.
5) Karstadt als
Grenzanbieter?
Es wird
stets auf allen Märkten Grenzanbieter geben, gerade auch im
konsumsensiblen Bereich, und die werden am ehesten durch die
Umverteilung nach oben gefährdet. Damit ist z.B. auch das Baugewerbe betroffen,
nicht zuletzt wegen der Umverteilung von den privaten und staatlichen
potentiellen Bauherren zur privaten Geldvermögenshortung Weniger und auch wegen der Kürzung oder Streichung der Eigenheimzulage.
SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter macht es sich also zu leicht, wenn er nur
auf die anderen zeigt: "Die vielen Arbeitsplätze, die hier gefährdet sind, die
haben die Manager auf dem Gewissen"; sh. "Karstadt-Belegschaften geben sich
kampfbereit", tagesspiegel.de, 29.9.2004, unter
http://www.tagesspiegel.de/tso/aktuell/artikel.asp?TextID=42828.
Das
Prinzip "Haltet den Dieb" bevorzugt auch Gerhard Schröder, wenn er sich hier über die Folgen der Konsumschwäche
ebenso empört wie bereits über die massenhafte Arbeitsplatzverlagerung durch das
selbst abgesegnete subventionierte Steuerdumping. In diesem Punkt hat sich die
rosa-gilbgrüne Regierung so weit nach rechts ins neoliberale Lager geschlagen,
dass sie durch die Neoliberalen Stoiber und Sarkozy nur noch links
überholt werden konnte:
’Es geht nicht, dass neue
EU-Mitglieder ihre Dumpingsteuersätze mit hohen Subventionen aus Brüssel
finanzieren.’ - Mit diesen scharfen Worten stellt sich Bayerns Ministerpräsident
Edmund Stoiber auf die Seite Frankreichs. Finanzminister Nicolas Sarkozy hat
gefordert, Steuersätze und EU-Förderungen zu koppeln: Demnach sollen diejenigen
Staaten, deren Steuersätze unter dem europäischen Durchschnitt liegen, keine
Ansprüche mehr auf EU-Strukturfonds haben …
Vor allem die Erweiterungsstaaten im
Osten konkurrieren mit niedrigen Steuersätzen. Gleichzeitig fließt ein guter
Teil der Strukturförderung in die neuen EU-Mitgliedsstaaten. Wenig überraschend
hat unter anderem Tschechiens Präsident Vaclav Klaus Sarkozys Ideen scharf
abgelehnt und einen ’großen Fehler’ genannt…,
zitiert aus:
"’Normale Steuern’ – oder Fördergelder weg", derStandard.at,
20.9.2004, unter
http://derstandard.at/?url=/?id=1787154.
Die
Ursache für die Probleme bei Karstadt ist lt. Ablenkungsmanöver von Gerhard
Schröder "Unfähigkeit bis zum
Gehtnichtmehr", aus: "Kanzler wirft
Karstadt-Management Totalversagen vor", spiegel.de, 30.9.04, gegen Gebühr unter
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,320860,00.html,
aber diese Unfähigkeit zeigt sich am deutlichsten in der Konsumschwächung durch die
Umverteilung nach oben.
Siehe zur
"Unfähigkeit bis zum Gehtnichtmehr" auch den Bericht mit Leserbriefen
"Hilfloser Helfer", abendblatt.de, 5.10.2004, unter
http://www.abendblatt.de/daten/2004/10/05/348706.html.
Schon beim Karstadt-Ergebnis für 2003 wurde von Analysten auf die
Konsumzurückhaltung hingewiesen; sh. "Karstadt-Quelle 2003 mit Gewinnrückgang",
faz.net, 18.3.2004, dort zu finden mit Archivsuche.
Der Erfolg des Metro-Konzern beruht nicht zuletzt auf seinem
Geschäft in anderen Ländern, wo noch genug Konsumpotential vorhanden ist.
Dass es sich keineswegs nur um eine
Unfähigkeit der ehemaligen
Karstadt-Manager handelt, zeigt die Kurve der jährlichen "Gesamtarbeitsplatzverluste
zusammengebrochener Unternehmen in Deutschland", die seit Beginn der
Steuersenkungen für Besserverdiener von 448.000 im Jahr 2000 auf 613.000
Im Jahr 2003 angestiegen ist.; sh. Creditreform: "Mehr Arbeitsplatzverluste
durch Insolvenzen", unter
http://www.creditreform.de/angebot/analysen/0034/03.php und von dort zur
Download-Seite mit dem ausführlicheren Bericht über eine geringfügige Besserung
in 2004: "Insolvenzen, Neugründungen, Löschungen 1. Halbjahr 2004", unter
http://www.creditreform.de/angebot/Downloads_Analysen/ ,
wo in der Tabelle auf Seite 13 auch die Zahl von 613.000 zu finden ist.
Wenn jedes Jahr über eine halbe Million Menschen durch Insolvenz arbeitslos
werden , dann ist Hartz IV bei über 5
Millionen Arbeitslosen plus ca. 1,5 Millionen Beschäftigten in
Qualifizierungsmaßnahmen reine Augenwischerei (sh. "Die
offizielle Arbeitslosenzahl - Nur ein Zerrbild des Arbeitsmarktes",
n-tv.de, 5.2.2003, unter
http://www.n-tv.de/2903087.html. Zur Lage im Dezember 2000 sh. Brigitte Scholtes:
"Mehr Pleiten von Firmen und
Haushalten", Berliner Zeitung, 1.12.2000, unter
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2000/1201/wirtschaft/0049/.
Auch wenn die Christiansen-Talkshow eher als neoliberale Inszenierung erscheint,
wirkte der Karstadt-Quelle-Manager und Urban-Nachfolger Christoph Achenbach bei seiner Teilnahme
am 3.10.04 recht glaubwürdig. Aber die häufig genannten Karstadt-Verlust-Zahlen sind verwirrend: Das Jahr 2003 hat der Konzern z.B.
mit einem Ertrag vor Steuern und Firmenwertabschreibung (EBTA) von 225 Millionen
Euro abgeschlossen (sh. Karstadt-Quelle: "Zahlen & Fakten", unter
http://www.karstadt-quelle.com/ir/62.asp, und Karstadt-Quelle-Glossar, unter
http://karstadt-quelle.de/englisch/konzern/3652.asp), obwohl der Konzern
auch in dem Jahr bis zur Jahresmitte einen Verlust von 296 Millionen Euro
hatte; sh. "Das kommt: Quartalszahlen Karstadt-Quelle", Handelsblatt, 30.7.04,
dort zu finden gegen Gebühr mit Archivsuche.
Für das Jahr 2004 sollte es jedoch wegen der Konsumschwäche wesentlich schlimmer kommen. Die
Einschnitte erscheinen also notwendig, auch wenn Achenbach mit seinen Beratern
vielleicht nicht alle Ausweich-Möglichkeiten des Marketing erkennt und richtig
einschätzt. Aber wer kann das schon!
Der
Karstadt-Ex-Manager Urban wurde für seine "Leistungen" jedenfalls
so gut entlohnt, dass zumindest er weiterhin den Konsum ankurbeln und
Luxuskarossen kaufen kann:
Ex-Karstadt-Boss Wolfgang Urban (59) verzettelte sich, kaufte Fitness-Center
und Starbucks-Cafés, beteiligte sich am Sportsender DSF. Mit jedem Investment
rutschte KarstadtQuelle tiefer in die Krise. Im Mai zog der Aufsichtsrat die
Notbremse, löste Urban ab. Seine Abfindung: satte 10 Millionen Euro,
bild.de,
29.9.2004, unter
http://www.bild.t-online.de/BTO/index.html, und von dort
über das Archiv.
6)
Opel als Grenzanbieter?
Die SÜDDEUTSCHE schreibt:
Im benachbarten Polen liegen die
Arbeitskosten einschließlich der Nebenkosten bei nur 15 Prozent des
Rüsselsheimer Niveaus. In Schweden schlägt sich eine Arbeitsstunde mit
54 Prozent der deutschen Kosten nieder. In Spanien geht es um ein Drittel
billiger… Grenzüberschreitende Konkurrenz gab es lange nicht… Jeder siebte
Arbeitsplatz hängt vom Auto ab. Gewerkschaften und Politiker sollten aufhorchen.
Andere werden sich ermutigt fühlen, GM nachzuahmen…Eine weitere Job-Erosion
lässt sich aber nur verhindern, wenn es gelingt, die Lohnnebenkosten
so weit zu senken, dass Deutschland in Europa nicht mehr teurer ist als die
Nachbarn, wenigstens nicht als die im Westen. (ebd., Hervorhebungen vom
Verfasser).
Die
extrem niedrigen Arbeitskosten in Polen (wo General Motors ebenfalls produziert) und
in den übrigen neuen Beitrittsländern können vor allem durch die
Kombination mit deren subventionierten Dumpingsteuern von den deutschen
Nutznießern als Brechstange gegen den Sozialstaat in Deutschland und Europa
genutzt werden. Dies soll durch die kommende EU-Verfassung
(ohne Sozialbindung des Eigentums - sh.
http://www.eu-verfassung.org/) zementiert werden. Dazu schreibt der Theologe und Sozialethiker Ulrich
Duchrow in seinem Artikel "Der Gott
der EU-Verfassung":
Nur die indirekten Steuern sollen harmonisiert
werden (III.62), nicht jedoch die direkten Steuern wie z. B. die
Unternehmenssteuern. Gerade aber hier müßte auf EU-Ebene das Steuerdumping der
Konzerne gestoppt werden, einer der Hauptgründe für die Überschuldung der
öffentlichen Haushalte,
zitiert aus: Weißenseer Blätter, Heft 2/2004, unter
http://www.weissenseerblaetter.de/h02a_04.htm . Mit
"III.62" ist Artikel
III-62 des EU-Verfassungsentwurfs gemeint, der als Version vom 18.7.2003
gespeichert ist unter
http://european-convention.eu.int/docs/Treaty/cv00850.de03.pdf, zu erreichen
über
http://www.eu-verfassung.org/ mit langer Ladezeit.
Die von der SÜDDEUTSCHEN geforderte Senkung der Lohnzusatzkosten in Deutschland
wäre in der Tat eine vernünftige Maßnahme. Sie könnte aus höheren
Spitzensteuersätzen für Besserverdiener wie in Dänemark und Schweden
erfolgen. Aber das würden die besserverdienenden Wirtschaftsredakteure der
SÜDDEUTSCHEN wahrscheinlich nicht vorschlagen. Ansonsten ist ihre Argumentation
nicht ganz zutreffend. In Schweden schlägt sich eine Arbeitsstunde im allgemeinen
nicht mit
54 Prozent der deutschen Kosten nieder. Die Automobilwoche schreibt, die
"Arbeitskosten" seien
"in Hessen … rund 45 Prozent höher als in Schweden"; sh. "GM hat laut Studie ein
Werk in Europa zu viel", 3.9.2004, unter
http://automobilwoche.com/cgi-bin/news.pl?newsId=3680.
Das würde dann in Schweden aber immerhin nur 69% der deutschen Kosten ergeben.
Lt.
Institut der Deutschen Wirtschaft (iw-koeln.de)
lagen die schwedischen Arbeitskosten in 2003 bei 22,77/27,09 = ca. 83% des
westdeutschen Niveaus und bei 22.77/16,86 = 135% des ostdeutschen Niveaus;
sh. die Tabelle "Arbeitskosten: Ein ostdeutscher Standortvorteil – Arbeitskosten
je Arbeiterstunde im Verarbeitenden Gewerbe im Jahr 2003 in Euro" in: "Argumente
zu Unternehmensfragen 10/Oktober 2004, Arbeitskosten: Keine Verschnaufpause", zu erreichen über
http://www.iw-koeln.de/suche/frs_search.htm > suche [arbeitskosten] und in
dem Text mit Klick auf "Tabelle 3", aber auch durch Klick auf "Inhalt" als
komplette PDF-Datei zu betrachten; zu finden mit den vorstehenden Angaben auch
unter
http://www.iw-koeln.de/Publikationen/frs_publikationen.htm.
Aber
das subventionierte Steuerdumping fällt anscheinend stärker ins Gewicht als
die Lohnkosten, denn diese betragen bei Opel wie z.B. beim Kerngeschäft von VW ohnehin nur etwa 16%
bzw. 15% der
Produktionskosten. Dazu Franz Lehner, Präsident des Instituts für Arbeit
und Technik, Gelsenkirchen, in einem Interview mit Klaus Remme: "Arbeitsexperte:
Opel-Krise hat kaum Einfluss auf Region", Deutschlandfunk, 21.10.2004, mit dem
Zitat: "Wenn
man sich jetzt mal vorstellt, Opel würde 10 Prozent seiner gesamten Belegschaft
entlassen, dann würde man etwa 1,6 Prozent de Kosten senken können", unter
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/313660/.
Die Adam
Opel AG ist – wie Karstadt-Quelle - ein schlecht gemanagter Grenzanbieter
(marktferne Modellpolitik, Kaputtsparen, mangelnde Modernisierungsinvestitionen
in den bedrohten Werken) und schreibt seit Jahren rote Zahlen. Der
Arbeitsplatzabbau durch die Opel-Mutter General Motors trifft hier aber
besonders Werke in Deutschland auch wegen der hohen Lohn- und Lohnzusatzkosten.
Die äußerst schlechten Absatzzahlen liegen nicht in erster Linie an der
Konsumschwäche. Ein Branchenkenner sagte, dass mit dieser mangelnden Auslastung
in den betroffenen Werken auch bei völligem Lohnverzicht noch Verluste
produziert würden: Aber bei der Entscheidung über Kapazitätsveränderungen an
unterschiedlichen Standorten dürften die Lohnzusatzkosten doch stark ins Gewicht
fallen.
Die realen Nettolöhne
lassen sich kaum senken, sondern sollten nicht zuletzt durch allmähliche Steuerfinanzierung
von Sozialbeiträgen der Arbeitnehmer - auch im Interesse der Konsumnachfrage -
produktivitätskonform wachsen. Aber die Lohnzusatzkosten lassen sich
– vor allem durch höhere Spitzensteuersätze nach dem skandinavischen Modell – zügig
absenken (sh. dazu im einzelnen
http://www.rossaepfel-theorie.de).
7) "Gesundheitsfonds"
zur Umverteilung nach oben
verlagert am 8.8.2006 nach
http://www.rossaepfel-theorie.de/Gesundheitsreform.htm
8) Neoliberalismus?
Zur häufig verwendeten Bezeichnung "Neoliberalismus"
und zum "Liberalismus" sh. hier die
französisch- und englischsprachigen Artikel aus der Übersetzungen von Wikipedia-Artikeln
aus dem Englischen, Französischen, Italienischen und Spanischen auf der
"Startseite",
sowie den deutschen Wikipedia-Artikel
Neoliberalismus.
Insbesondere in dem englischsprachigen
Artikel werden die internationalen Aspekte des Themas ausführlich behandelt. Er bietet aber
auch kritische Hinweise zum Neoliberalismus aus binnenwirtschaftlicher Sicht,
während der deutsche Wikipedia-Artikel zum Neoliberalismus in seiner Fassung vom
18.1.2005 (sh.
Startseite) stärker von der ständigen
Auseinandersetzung mit den hier noch dominierenden neoliberalen Theoretikern
geprägt scheint. Insofern gibt es auch diesmal ein theoretisches Time-Lag bei
der Nachahmung der US-Ideologien. In der praktischen Wirtschaftspolitik
stehen ihnen die Neoliberalen in den USA jedoch nicht nach.
9) Peter Krämer
Der Hamburger Reeder Peter Krämer hat sich schon - wie
einige Neoliberale - bei UNICEF einen Namen gemacht, gehört aber selbst
ganz und gar nicht in deren Kategorie. Zum Thema Neoliberalismus ist er
hier erst ins Blickfeld getreten durch seine Interviews vom 8.11.05
(bis 12:42h) im Deutschlandfunk mit Elke Durak und am 9.11.05 bei RTL
mit Günther Jauch bei stern.tv (zufällig beim Zappen entdeckt). Leider gab es beim DLF wohl
keinen Speicherplatz mehr für dieses Interview, da die Speicherung von
Belanglosigkeiten vielleicht opportuner erschien. Krämers plötzliche
unverkennbare politische Bedeutung für Deutschland entstand erst durch
seine Initiative für ganzseitige Anzeigen in BILD Hamburg und FAZ zum
5.11.05 gegen die Umverteilung nach oben bei den laufenden
Koalitionsverhandlungen der Neoschwarzen und Rotgesprenkelten. Die Anzeigen
bestanden aus einem offenen Brief an Angela Merkel und Franz Müntefering
mit der äußerst zurückhaltend formulierten "klassenverräterischen"
Forderung:
Belasten Sie die Vermögenden, statt den Arbeitnehmern und Rentnern
weitere Opfer abzuverlangen
und dem Hinweis darauf, dass die eine Erhöhung der vermögensabhängigen
Steuern auf das britische Niveau zusätzliche 38 plus 28 Milliarden Euro jährlich in die
öffentlichen Kassen spülen würde (sh. den offenen Brief seiner Gruppe in
FAZ und BILD Hamburg unter
bremer-montagsdemo.de), also deutlich mehr als die
arbeitsplatzvernichtende Mehrwertsteuererhöhung um 3 Prozentpunkte, ganz
zu schweigen von der "lächerlichen Reichensteuer" der SPD-Rosstäuscher
mit einem Volumen von maximal 1,2 Milliarden Euro.
Da es sich um eine Anzeige handelt und der Abdruck hier aus dem
Zusammenhang sinnvoll erscheint, dürfte gegen die vollständige
Sicherungskopie aus der genannten Quelle bremer-montagsdemo.de im
Folgenden nichts einzuwenden sein:
Die Reichensteuer ist lächerlich
Sehr geehrte Frau Merkel, sehr geehrter Herr Müntefering, Sie führen zur
Zeit Koalitionsverhandlungen mit dem Ziel, eine große Koalition zu
bilden und unser Land vier Jahre zu regieren. 16 Jahre Kohl-Regierung
und sieben Jahre Rot-Grün haben die Schere zwischen Arm und Reich,
zwischen Vermögenden, den Arbeitnehmern und insbesondere den
Arbeitslosen immer weiter auseinandergehen lassen.
In den Jahren von Rot-Grün wurde die Einkommensteuer von 53 auf 42
Prozent gesenkt, es hat zahlreiche steuerliche Erleichterungen für
Unternehmer gegeben mit dem Ergebnis, dass kein einziger zusätzlicher
Arbeitsplatz geschaffen wurde. Wenn Sie die Massenkaufkraft stärken
wollen, wenn Sie Arbeitsplätze schaffen wollen, dann schaffen Sie das
Steuerparadies für wirklich Reiche in Deutschland ab und sorgen Sie für
eine gerechte Besteuerung! Bund, Länder und Gemeinden stehen vor
katastrophalen Finanzproblemen, soziale Leistungen werden gekürzt,
Schulden über Schulden zu Lasten der Generation unserer Kinder und Enkel
gemacht!
Es ist ein Skandal, dass Deutschland im internationalen Vergleich
die niedrigste Besteuerung für Vermögensbestände hat (Quelle:
OECD, Revenue Statistics. Paris 2004). Fasst man Grundsteuer-,
Erbschafts-, Schenkungs- und Vermögenssteuer zusammen,
ist Großbritannien mit einem Anteil von 4,3 Prozent am
Bruttosozialprodukt Spitzenreiter; es folgen Frankreich mit 3,3, die
USA mit 3,2, Japan mit 2,8 Prozent. Und Deutschland: 0,8
Prozent! Folgt Deutschland dem Beispiel von Großbritannien und passt
die Besteuerung unter anderem von Vermögen um weitere drei Prozent an
das Bruttosozialprodukt an, so ergäbe dies die Summe von 66
Milliarden Euro Mehreinnahmen. Nach Abzug der nur in Deutschland
anfallenden Gewerbeertragssteuer in Höhe von 28 Milliarden, die
maßgeblich den Kommunen zur Erfüllung ihrer Aufgaben zustehen, ergäbe
dies immer noch Mehreinnahmen von 38 Milliarden jährlich!
Die von der CDU geforderte Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwei
Prozent zur Senkung der Lohnnebenkosten bringt dagegen nur 16
Milliarden Euro, belastet dabei auch Rentner und Arbeitslose und ist
angesichts der fehlenden Besteuerung von großen Vermögen als zutiefst
unsozial anzusehen. Die von der SPD gewünschte Erhöhung des
Einkommenssteuerspitzensatzes von 42 auf 45 Prozent bedeutet
Mehreinnahmen von gerade einmal 1,5 Milliarden Euro, also eher
lächerlich im Vergleich zu den oben erwähnten Mehreinnahmen.
Sehr geehrte Frau Merkel, sehr geehrter Herr Müntefering, Deutschland
braucht exzellente Lehrer, bessere Schulen und eine gute
Kinderbetreuung – aber kein Steuerparadies für Reiche mitten in Europa.
Tun Sie endlich etwas! Fassen Sie die erforderlichen Beschlüsse in Ihren
Koalitionsverhandlungen! Belasten Sie die Vermögenden, statt den
Arbeitnehmern und Rentnern weitere Opfer abzuverlangen! Einige von den
Unterzeichnern müssten dann höhere Steuern zahlen und sind dazu bereit!
Günther Bock, Ihib Bode, Ulrich Brömmling, Rüdiger Dammann,
Gabriele Gillen,
Günter Grass, Bruno Haas, Susann Haltermann, Frank Hansen,
Rudolf Hickel, Peter Krämer, Barbara Krebs, Erich Loest, Oskar Negt,
Tom A. Plange, Oliver Rohde, Percy Rohde, Peter Rühmkorf, Klaus
Staeck, Johano Strasser und Paul Tiefenbach in einer Anzeige in der
"Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 5. November 2005. –
Vorgetragen von Jens Schnitker (parteilos)
Vergleiche hier auch die längere Passage "Reichensteuer"
unter rossaepfel-theorie.de mit etlichen Weblinks.
Man sieht auch, dass der Schwerpunkt dieser Anzeige nicht bei der
Einkommensteuer und sonstigen Ertragsteuern, sondern bei den Vermögen-,
Erbschaft- und sonstigen Substanzsteuern liegt. Die werden hier unter
dem Thema "Steuersenkung für Bestverdiener" in Abschnitt 1 bisher kaum
behandelt, weil sie von der großen neoliberalen Wende der
(Ertrag-)Steuersenkung für Bestverdiener (ab 1998) nicht betroffen
waren. Vielmehr ist dafür ein besonderer Abschnitt vorgesehen, der sich
vor allem mit ihrer Abschaffung nach dem BVG-Urteil von 1995 und der Art
und Weise befassen soll, wie der neoliberale Halbteilungsgrundsatz des
Bundesverfassungsgerichts unter dem maßgebenden Einfluss seines Berichterstatters
Paul Kirchhof als quasi legislative Entscheidung gegen das
Minderheitsvotum des Richters Ernst Böckenförde zustande gekommen ist (BVerfGE
93, 121 – Einheitswerte II", unter
http://www.oefre.unibe.ch/law/dfr/bv093121.html, Oliver Sauer:
"Abschied vom Halbteilungsgrundsatz",
Forum Recht 4_2006, und Rudolf Hickel:
"Nachhaltige Finanzpolitik mit der
Vermögensteuer", iaw.uni-bremen.de,
1/2003).
Die Forderung nach Substanzsteuererhöhung bezieht sich hier jedoch
ohnehin mehr auf die Erbschaft- und Schenkungssteuer. Damit ließe sich
die konjunktur- und demokratieschädliche Ausartung der
Ungleichverteilung etwas abmildern (sh.
rossaepfel-theorie.de/Abschnitt_1b.htm#Ausartung) - ohne die
problematisierte Kumulation des Vermögensteuersatzes mit dem
Einkommensteuersatz (sh. hier letzter Absatz). Man kann nur staunen, in welchem Ausmaß die
Vermögenskonzentration mit Hilfe der Lobby in Deutschland gefördert wird
durch den Verzicht auf eine angemessene Erbschaftsteuer nach dem Vorbild
von Ländern mit viel geringerer Arbeitslosenquote wie Dänemark,
Niederlande, USA usw. (sh. BMF: "Monatsbericht 06/2004 -Erbschaftsteuerbelastung
im internationalen Vergleich", Abbildung 2: "Übertragung eines
Unternehmens an ein Kind").
Zunächst hat sich jedoch die SPD im Koalitionsvertrag mit der CDU zur
Umverteilung nach oben nicht nur auf die Mehrwertsteuererhöhung
eingelassen, sondern auch eine weitere Begünstigung großer
Betriebsvermögen bei der Erbschaftsteuer unterbringen lassen:
Sollten die Verfassungsrichter
diese abnicken, ist der Weg für weitere Vergünstigungen ab 2007 frei.
Dann soll Betriebsvermögen bis zu einem Wert von 100 Millionen Euro ganz
von der Schenkungsteuer befreit werden, sofern der Nachfolger die
erhaltene Gesellschaft, Einzelfirma, Kanzlei oder Praxis anschließend
zehn Jahre lang weiterführt.
Sh.
valuenet.de, Stand 10.3.06, mit eher wohlwollender Beschreibung der
hanebüchenen steuerverkürzenden Unterbewertungen. Sh. auch
Koalitionsvertrag "Gemeinsam
für Deutschland - mit Mut und Menschlichkeit", 11.11.05 (pünktlich
zum Karnevalsbeginn!), Abschnitt "2.5 Erbschaftsteuer". Eine passende
Begründung zur Steuersenkung für diese Millionenerben hat man auch schon
gefunden: Erhalt der Arbeitsplätze. - Die ist zwar falsch (sh.
die oben
zitierte Vergleichstabelle "Übertragung eines Unternehmens an ein
Kind"), aber man könnte glauben, dass sie zumindest ehrlich gemeint ist,
wenn nicht zugleich anderen Maßnahmen zur Umverteilung nach oben
durchgedrückt worden wären - wie die Mehrwertsteuererhöhung und die
Absicherung der erfolgten Steuersenkungen für Bestverdiener .
Der Erbübergang gesunder Familienunternehmen an die Kinder lässt sich
auch durch rechtzeitige Vorsorgekapitalbildung mit Todesfallabsicherung
und durch die Beteiligung von Arbeitnehmern regeln. Bei der hierzulande
üblichen hohen Fremdkapitalquote solcher Unternehmen hält sich die
Erbschaftsteuer ohnehin in Grenzen. Wenn die normalerweise völlig
unterbewerteten 100 Millionen Eigenkapital einem tatsächlichen Wert von
z.B. 200 Millionen entsprechen und wenn dies 20 Prozent des
Gesamtkapitals sind, dann würde es sich schon um ein Unternehmen mit
einem Gesamtkapital von 200/0,2 = eine Milliarden Euro handeln. - Die
Übertragung von weitgehend entschuldeten großen Immobilienbeständen
lässt sich problemlos durch neue Belastung im Erbfall regeln. Bei
kleinen Immobilien gibt es entsprechende Freibeträge. Wertpapierbestände
ermöglichen schnelle Liquidität zur Bezahlung der Erbschaftsteuer.
Als Mitunterzeichner seines offenen Briefes konnte Peter Krämer also immerhin 21
deutsche Firmeninhaber und Prominente gewinnen, darunter die
Millionenerben Percy Rohde und Susann Haltermann sowie Bruno Haas und
die Schriftsteller Günter Grass und Erich Loest (sh. "Reiche wollen mehr
Steuern zahlen",
spiegel.de, 4.11.05,
taz.de, 7.11.05), aber auch einige, die bisher gegen ihre
Steuersenkung für Bestverdiener nichts einzuwenden hatten.
Die Liste der Unterzeichner zeigt immerhin, dass Krämer nicht der einzige Lichtblick
außerhalb des Linksbündnisses ist, und man wird schwach erinnert an die Anzeige
der mehr als 400 US-Ökonomen gegen die asoziale Umverteilung durch die
Bush-Regierung (sh. oben). Jahrelang hatte sich kein deutscher Soros,
Buffett oder Jim O'Neill gezeigt, kein Großunternehmer, der nicht nur
profitgeleitet, sondern auch mit Geist und Herz denkt, wertet und an die
Öffentlichkeit tritt. Um so beeindruckender erschien der Kontrast von
Krämers uneigennützigem Denken zu seine Interviewern, die ihre eigene
Einstellung hinter ihren kritischen Fragen nicht verbergen konnten oder
wollten (sh. auch den Artikel von Erich Wiedemann: "Aufhören
mit Geldzählen - Ein Hamburger Multimillionär macht sich in seinen
Kreisen unbeliebt, weil er ... höhere Steuern für Multimillionäre
fordert", spiegel.de, 45/2005 v. 7.11.05, ein Artikel, der klar über dem
durchschnittlichen Charakter-Niveau der Meinungsmacher liegt und der auch gespeichert
ist im Cache bei
cdv-board.de).
Krämer "hält auch die Steuerfreiheit bei der Vermarktung seiner
Schiffe, der er einen Teil seines Reichtums verdankt, für einen Skandal"
(ebd.). Bei einem Interview Krämers mit dem "Publikumsliebling" (sh.
mdr.de)
Günther Jauch drängte sich der Eindruck auf, dass Jauchs Einwände nicht
nur Fragen waren. Jauch wandte sich unter anderem gegen die
Erbschaftsteuer mit dem Argument, dass das angesammelte Vermögen doch
schon als Einkommen versteuert sei, und fragte, wie Krämer einem Erben
die Erbschaftsteuer erklären wolle. Dazu Krämer: Ich würde ihm sagen:
"Ich habe das Geld zwar versteuert, aber du noch nicht."
Auch Krämers UNICEF-Arbeit konzentriert sich nicht auf
Benefizveranstaltungen zur Spender-Präsentation mit Sekt und Kaviar. Sie
dient dem Bau von Schulen in Afrika:
Sein schwärmerisches Resümee dazu: "Es ist so wunderbar mit anzusehen, wie
bildungshungrig diese Kinder sind".
(spiegel.de, a.a.O.).
Man kann es nachempfinden, wenn man an die weit verbreitete
Nullbock-Mentalität und bequeme Konsumhaltung in Industrieländern denkt
oder an den krampfhaften Rettungsgriff der Millionäre zu ihren
Brieftaschen, wenn es um die Korrektur der Primärverteilung geht. Dazu
Krämers Beispiel seines Spendenaufrufs, der aber anscheinend weder mit
Schickimicki noch mit ausreichender Gelegenheit zur Selbstdarstellung
der Spender verbunden war:
Die Reaktion auf den Bettelbrief, den er in Sachen "Schulen für Afrika"
an seine Reederkollegen schickte, wertet Krämer als Bestätigung für
seine Annahme, dass das Großkapital mehr Druck braucht, um seine
gesellschaftlichen Pflichten zu erfüllen. Der Brief brachte null
Resultate. "Hören Sie: null."
(spiegel.de, a.a.O.).
Dieser Reflex
könnte ihm auch in seinem Wirkungsbereich noch einmal die Mentalität
vieler Systemprofiteure vorgeführt
und einen zusätzlichen Impuls für sein öffentliches Auftreten gegeben
haben. Auch die große und löbliche Spendenbereitschaft durch
auflagenstarken Medienrummel sieht er mit gemischten Gefühlen. Krämer am
6.12.05
bei einer ARTE-Gesprächsrunde sinngemäß: "In Afrika ist jede Woche
ein Tsunami".
Den eigentlichen Anstoß hat Peter Krämer selbst genannt.
Dabei hat sich Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung ein
besonderes Verdienst erworben mit seinem Artikel: "Deutschland
hat international niedrigste Besteuerung von Vermögen 'Eine Steuer auf Spitzenvermögen ist kein Abenteuer, sondern
Pflicht'", SZ, 5.7.05, auf den Peter Krämer am 13.7.05 in der
rechtslastigen Sabine-Christiansen-Show hingewiesen hat, und zwar gegen
alle Gewohnheiten, aber dankenswerterweise mit Angabe des
Erscheinungsdatums, so dass man den Text auch finden kann, sogar und
hoffentlich dauerhaft beim
SoVD-bv.de, Nr. 8 /August 2005. Die Information durch Prantl war Krämer so
wichtig, weil er aus der täglichen Faktenselektion durch die
Neoliberalen vorher kaum wissen konnte, welche möglichen Zahlen sich wirklich hinter der
Ablehnung der Vermögensteuer durch ihre "Experten" und Meinungsmacher
verbergen. Der Großreeder und Multimillionär Krämer erklärte, dass er durch
diesen Artikel zu seiner Forderung nach höherer Besteuerung für
Multimillionäre und für Schlupflöcher-verwöhnte Reeder gekommen sei,
eine Forderung, die alle neoliberalen Meinungsmacher mit großem
Medienecho aufschreckte.
Im Grunde
ging es nur darum, dass Prantl einen internationalen Vergleich des
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) von 2002 zur
Vermögensbesteuerung aus der Versenkung geholt hatte (sh. dazu den
"Endbericht" von Stefan
Bach et. al. vom 27.8.2004 unter
diwkompakt_2004-001.pdf
mit neueren OECD-Zahlen). Aber andererseits
sucht man im Jahresbericht des vermögensteuerfeindlichen
Bundesfinanzministers Eichel trotz dessen sonstiger Detailfülle
vergeblich nach brauchbaren Informationen über die Länder, die die
Vermögen nach anderen Bemessungsgrundlagen besteuern als Deutschland. Dort heißt es nur lapidar: "In Belgien, Dänemark,
Deutschland, Estland ... [usw.] gibt es keine allgemeine Vermögensteuer.
In den USA und Kanada werden auf der Ebene der Gliedstaaten und
Gemeinden verschiedenartige 'property taxes" erhoben. Dabei handelt es
sich aber nicht um Vermögenssteuern im deutschen Sinne, sondern um der
Grundsteuer ähnliche Steuern. In Japan gibt es eine kommunale
Rohvermögensteuer" (sh.
BMF: Fachblick, Ausgabe 2004, S. 30).
Zur
Vermögensteuer ist noch folgendes anzumerken: Bei 3 Prozent Zinsertrag
vor Steuern wären 1 Prozent Vermögensteuer schon eine Grenzbelastung von
einem Drittel, also von 33 Prozent. Bei einem halbwegs akzeptablen
Spitzensteuersatz kämen z.B. noch 50 Prozent Einkommensteuer hinzu, so
dass die Grenzbelastung insgesamt bei 83 Prozent läge. Selbst bei 6
Prozent Zinsen läge sie noch bei 66,5 Prozent und damit in einem
Bereich, wo tatsächlich wieder von einer Enteignungssteuer (=
konfiskatorischen Steuer) geredet werden könnte. Das gleiche wäre der
Fall bei 3 Prozent Zinsen und 0,5 Prozent Vermögensteuer. Da man aber
die Sozialversicherungsbeiträge auf keinen Fall nur den Löhnen
aufbürden, sondern über Steuern finanzieren sollte, wäre zu den
genannten 50 Prozent noch eine Art "Bürgerversicherungszuschlag" zu
erheben. Damit wäre man etwa beim skandinavischen Niveau von knapp 60
Prozent Spitzensteuersatz (mit entsprechenden Grundfreibeträgen usw.),
so dass ein nennenswerter Vermögensteuerzuschlag erst recht
problematisch wäre. Daher wird hier gegenüber der Vermögensteuer
einer Erbschaft- und Schenkungsteuer nach dem Vorbild der genannten
Staaten eindeutig der Vorzug gegeben - in Verbindung mit einem
entsprechenden Spitzensteuersatz bei der Einkommensteuer. Beim
BVG-Urteil zur Vermögensteuer hatte Ernst Böckenförde zwar recht mit
seinem Minderheitsvotum gegen die Senatsmehrheit von Paul Kirchhof (sh.
oben), aber man könnte bei allzu extremen Zahlen trotzdem befürchten,
dass durch die Wiedereinführung der Vermögensteuer ein angemessener
Spitzensteuersatz mit Zuschlag für die Steuerfinanzierung von
Sozialversicherungsbeiträgen geradezu verfassungsrechtlich blockiert
würde!
10) Klassenkampf-Zitate
von
Warren Buffett
als Exkurs zu seinem
Klassenkampfzitat in rossaepfel-theorie.de, hier unten durch
Fettdruck und kursiv hervorgehoben
durch den Übersetzer.
Übersetzung aus dem
Bericht zum
Jahresabschluss 2003 der Berkshire Hathaway Inc., Seite
7, (Berkshire ist Buffetts Investment-Gesellschaft):
|
I can
understand why the Treasury is now frustrated with
Corporate America and prone to outbursts. But it
should look to Congress and the Administration for
redress, not to Berkshire.
|
|
Ich kann
verstehen, warum das Finanzministerium nun
frustriert und empört ist über die Großunternehmen
in den USA. Aber es sollte Abhilfe bei der Regierung
suchen, nicht bei Berkshire.
|
|
|
Corporate income taxes in fiscal 2003 accounted for
7.4% of all federal tax receipts, down from a
post-war peak of 32% in 1952. With one exception
(1983), last year’s percentage is the lowest
recorded since data was first published in 1934.
|
|
Die Unternehmenssteuern in Fiskaljahr 2003 beliefen
sich auf 7,4% aller Steuereinnahmen des Bundes nach
einem Nachkriegshöchststand von 32% im Jahre 1952.
Mit einer Ausnahme (1983), war der Prozentsatz des
letzten Jahres der niedrigste seit Beginn seiner
Veröffentlichungen im Jahre 1934.
|
|
|
Even so, tax breaks for corporations (and their
investors, particularly large ones) were a major
part of the Administration’s 2002 and 2003
initiatives. If class warfare is being
waged in America, my class is clearly winning.
Today, many large corporations – run by CEOs whose
fiddle-playing talents make your Chairman look like
he is all thumbs – pay nothing close to the stated
federal tax rate of 35%. |
|
Dennoch waren die Steuersätze für Unternehmen (und
für ihre Investoren, besonders die Großinvstoren)
ein Hauptgegenstand der Regierungsinitiativen in
2002 und 2003.
Wenn es in den USA einen Klassenkampf gibt, wird er
eindeutig von meiner Klasse gewonnen.
Heute zahlen viele
große Unternehmen - deren agile Vorstandsvorsitzende
Ihren Unternehmenschef wie einen Tolpatsch
erscheinen lassen - nicht im entferntesten den
föderalen Steuersatz von 35%.
|
|
|
In 1985, Berkshire paid $132 million in federal
income taxes, and all corporations paid $61 billion.
The comparable amounts in 1995 were $286 million and
$157 billion respectively. And, as mentioned, we
will pay about $3.3 billion for 2003, a year when
all corporations paid $132 billion. We hope our
taxes continue to rise in the future – it will mean
we are prospering – but we also hope that the rest
of Corporate America antes up along with us. This
might be a project for Ms. Olson to work on. |
|
Im Jahr 1985
zahlte Bershire 132 Millionen Dollar an föderaler
Einkommensteuer, und alle Unternehmen zusammen
zahlten 61 Milliarden Dollar. Die vergleichbaren
Beträge in 1995 waren 286 Millionen Dollar bzw. 157
Milliarden Dollar. Und, wie gesagt, werden wir 3,3
Milliarden Dollar für das Jahr 2003 zahlen, ein
Jahr, in dem alle Gesellschaften zusammen 132
Milliarden zahlten. Wir hoffen, dass unsere Steuern
in Zukunft weiter steigen werden - was ein Zeichen
für unsere Prosperität wäre - aber wir hoffen auch,
dass der Rest der US-Unternehmen uns darin nicht
nachsteht. Dies sollte eine Aufgabe für Frau Olson
sein, an der sie arbeiten könnte.
(Anmerkung des Übersetzers: Gemeint ist Pamela F.
Olson - sh. unten). |
|
Die
Fachanwältin für Steuerrecht
Pamela F. Olson wurde zur Steuerexpertin der Regierung von George W.
Bush ernannt als "Assistant Secretary of the Treasury for Tax Policy"
(sh. ihren Artikel "Dramatic Tax Simplification Could Ease Taxpayers'
Crisis of Confidence", in: Tax Features, September-October 2002, Volume
46, Number 4, Seite 4, zu erreichen über
taxfoundation.org. Allein die Überschrift entspricht schon den
vertrauten neoliberalen Propagandasprüchen: "Dramatische
Steuervereinfachung könnte die Vertrauenskrise der Steuerzahler
entspannen".
Man könnte fast Mitleid haben mit den
"agile(n) Vorstandsvorsitzende(n)" die "Ihren
Unternehmenschef wie einen Tolpatsch erscheinen lassen" (sh. oben).
Buffett bezeichnet diese Steuervermeidungskünstler genauer als
"talentierte Fidelspieler" im Vergleich zu jenen ehrlichen, deren Hände
"nur aus Daumen bestehen". Dabei hält er in dem Jahresbericht seinen
Sarkasmus gegenüber seinen oftmals ebenfalls "talentierten" Aktionären
kaum zurück und auch sein Hinweis auf Frau Pamela F. Olson dürfte reiner
Sarkasmus sein.
Diese Fidler werden hier in Deutschland auch durch die
Bierdeckel-Akrobaten als Vorwand genommen durch eine Radikalisierung der
Umverteilung nach oben mit propagierten Spitzensteuersätzen von 35 oder
gar 25 Prozent unter dem Deckmantel der Steuervereinfachung.
Auszüge aus dem Interview von Lou Dobbs,
CNN,
19.6.05, mit Warren Buffett:
|
DOBBS: ... the Congressional
Budget Office... has research that
suggests that the deficit in Social
Security would be only 0.4 percent of
our GDP over 75 years as compared to the
other large deficits percentages that
associated with trade in the budget
deficit. Do you have ... a quick
answer for Social Security?
|
|
DOBBS: ...Die Kongress-Behörde für den Staatshaushalt... hat
eine Untersuchung, wonach sich das Defizit unserer
Sozialversicherung im Laufe von 75 Jahren nur 0,4 Prozent unseres
Bruttoinlandsproduktes beläuft - im Gegensatz zu anderen großen
Defizit-Prozentsätzen, die im Zusammenhang stehen mit Handel und
Haushaltsdefizit. Haben Sie ... eine schnelle Antwort zur
Sozialversicherung? |
|
|
BUFFETT: I personally would
increase the taxable base above the
present $90,000. I pay very little in
the way of Social Security taxes because
I make a lot more than $90,000. And the
people in my office pay the full tax.
We're already edging up the retirement
age a bit. And I would means test ... I
get a check for $1,700 or $1,900 or
something every month. I'm 74. And I
cash it. But I'll eat without it.
|
|
BUFFETT: Ich persönlich würde die Beitragsbemessungsgrenze
über die derzeit 90.000 Dollar [jährlich] anheben. Ich zahle sehr
wenig Sozialversicherungsabgaben, weil ich sehr viel mehr verdiene
als 90.000 Dollar. Und die Leute in meinem Büro zahlen die vollen
Abgaben. Wir heben bereits das Rentenalter ein wenig an. Und ich
würde die Bedürftigkeitsprüfung... Ich erhalte jeden Monat einen
[Sozialrenten-]Scheck über 1.700 oder 1.900 Dollar oder so. Ich bin
74. Und ich kassiere ihn. Aber ich werde auch ohne ihn satt.
|
|
|
DOBBS: You will eat without it.
So will literally more than a million
other Americans, as well. Means testing,
the idea of raising taxes, the payroll
tax. In 1983, Alan Greenspan, the Fed
chairman, he had a very simple idea:
raise taxes. That's what you're saying
here.
|
|
DOBBS: Sie werden auch ohne ihn satt. So geht es buchstäblich
auch mehr als einer Million anderen Amerikanern. Bedürftigkeitsprüfung,
Steuererhöhungen, Lohnsteuern und Sozialversicherungsabgaben. Im Jahre 1983 hatte der
US-Notenbankchef Alan Greenspan eine sehr einfache Idee: Erhöht die
Steuern. Das sagen [auch] Sie gerade hier.
|
|
|
BUFFETT: Sure. But I wouldn't
raise the 12-point and a fraction
payroll tax, I would raise the taxable
base to above $90,000.
|
|
Buffett: Ja sicher. Aber ich würde nicht die die
zwölfkommasoundsoviel Prozent Lohnsteuer anheben, ich würde die
Beitragsbemessungsgrenze über 90.000 Dollar hinaus anheben.
|
|
|
DOBBS: That's a progressive idea.
In other words, the rich people would
pay more?
|
|
DOBBS: Das ist eine progressive Idee. In anderen Worten: Die
Reichen würden mehr zahlen?
|
|
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BUFFETT: Yeah. The rich people
are doing so well in this country. I
mean, we never had it so good.
|
|
BUFFET: Klar. Den Reichen geht es so gut in diesem Land.
Ich meine, wir hatten es nie so gut. |
|
|
DOBBS: What a radical idea.
BUFFETT: It's class warfare, my
class is winning, but they shouldn't be.
|
|
DOBBS: Was für eine radikale Idee.
BUFFETT:
Es herrscht Klassenkampf und meine Klasse gewinnt, aber sie sollte
es nicht.
|
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DOBBS: Exactly. Your class, as
you put it, is winning on estate taxes,
which I know you are opposed to. I don't
know how your son Howard feels about
that. I know you are opposed to it.
At the same week the House passed the
estate tax ...What is going on in this
country?
|
|
DOBBS: Genau. Ihre Klasse, wie Sie es nennen, gewinnt bei der
Erbschaftsteuer, aber Sie lehnen das ab, wie ich weiß. Ich weiß
nicht, wie Ihr Sohn Howard das findet, aber ich weiß, dass Sie das
ablehnen.
In derselben
Woche wurde vom Parlament das Gesetz über die [Aussetzung der]
Erbschaftsteuer verabschiedet... Was ist los in diesem Land?
|
|
|
BUFFETT: The rich are winning.
Just take the estate tax, less than 2
percent of all estates pay any tax. A
couple million people die every year,
40,000 or so estates get taxed.
We raise, what, $30 billion from the
estate tax. And, you know, I would like
to hear the congressman say where they
are going to get the $30 billion from if
they don't get it from the estate tax.
It's nice to say, you know, wipe out
this tax, but we're running a huge
deficit, so who does the $30 billion
come from?...
|
|
BUFFETT: Die Reichen gewinnen. Nehmen Sie nur die
Erbschaftsteuer: Weniger als 2 Prozent aller Nachlässe sind
überhaupt erbschaftsteuerpflichtig. Etliche Millionen Menschen sterben jedes
Jahr, nur etwa 40.000 Nachlässe werden besteuert.
Wir erheben
etwa 30 Milliarden Dollar aus der Erbschaftsteuer. Und, wissen Sie,
ich würde gern von den Kongressabgeordneten hören, wo sie die 30
Milliarden Doller hernehmen wollen, wenn sie sie nicht aus der
Erbschaftsteuer bekommen. Wissen Sie, es ist nett zu sagen: Beseitigt diese
Steuer. Aber wir haben ein riesiges Defizit. Also wer soll die 30
Milliarden Dollar bezahlen?...
|
|
|
DOBBS: Yet we hear the Business
Roundtable, the U.S. Chamber of
Commerce, whining that it's so onerous,
so difficult to obey the law and to meet
these regulations. What's your reaction?
|
|
DOBBS: Trotz allem hören wir von den Runden Tischen der
Geschäftswelt, von der US-Handelskammer das Gejammere, dass
es so drückend und schwierig sei, die Gesetze zu befolgen und die
Vorschriften einzuhalten. Was halten Sie davon?
|
|
|
BUFFETT: Well, right now
corporate profits as a percentage of GDP
in this country are right at the high.
Corporate taxes as a percentage of total
taxes raised are very close to the low. |
|
BUFFETT:
Nun, gerade jetzt sind die Gewinne der Großunternehmen als
Prozentsatz des Bruttoinlandsproduktes auf einem Höhepunkt angelangt.
Die Steuern der Großunternehmen als Prozentsatz der
Gesamtsteuereinnahmen sind fast am tiefsten Punkt.
|
|
|
DOBBS: Historically we're talking
about.
BUFFETT: Historically. So, you
know, corporate America is not
suffering, I'll put it that way...
|
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DOBBS: Sie meinen das historisch.
BUFFETT: Ja, historisch. Also wissen Sie, die
US-Großunternehmen leiden nicht - so will ich das einmal
ausdrücken...
|
|
|
DOBBS: And some of the people you
are going to meet are going to say,
perhaps this evening and otherwise in
business circles, are going to say,
Warren, what are you talking about,
raise our taxes.
|
|
DOBBS: Und einige der Leute, die Sie treffen, werden sagen -
vielleicht heute abend und auch sonst in Geschäftskreisen - sie
werden sagen, Warren, was reden Sie da, unsere Steuern erhöhen!
|
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|
BUFFETT: They are still friends
of mine, Lou.
DOBBS: You are going to get
along. I know you are going to get
along.
BUFFETT: Is there anyone I have
forgotten to offend? |
|
BUFFETT: Sie sind noch meine Freunde, Lou.
DOBBS: Sie kommen damit klar. Ich weiß, dass Sie damit
klarkommen.
BUFFETT: Habe ich noch irgend jemand vergessen vor den Kopf
zu stoßen? |
|
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|
|
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11) Warren Buffett zur Tolerierung von
Derivaten als
"finanziellen Massenvernichtungswaffen" -
nach Auszügen aus dem Geschäftsbericht für das Jahr 2002 von Buffetts
Investmentgesellschaft
Berkshire Hathaway, gespeichert unter
http://wfhummel.net/derivatives.html (mit Backup hier
unter
rossaepfel-exkurse.de/files/).
|
The derivatives genie is now well out
of the bottle, and these instruments
will almost certainly multiply in
variety and number until some event
makes their toxicity clear. Central
banks and governments have so
far found no effective way to control,
or even monitor, the risks posed by
these contracts. In my view, derivatives
are financial weapons of mass
destruction, carrying dangers that,
while now latent, are
potentially lethal. |
|
Der Geist der Derivate ist nun endgültig aus der Flasche, und diese
Instrumente werden sich nun gewiss vermehren nach Art und Anzahl,
bis irgendein Ereignis ihre verhängnisvolle Wirkung (ihre
"Giftigkeit") klar werden lässt. Zentralbanken und Regierungen haben
bisher kein wirksames Mittel bereitgestellt ("gefunden") zur
Kontrolle oder wenigstens zur Überwachung der Risiken durch solche
Spekulationsmittel ("Kontrakte"). Nach meiner Ansicht sind Derivate
finanzielle Massenvernichtungswaffen mit Gefahren, die jetzt noch
verborgen ("latent") bleiben, aber potentiell tödlich sind. |
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Sh. auch die ähnliche Formulierung zu den
"weapons of mass destruction" unter
"Berkshire
Hathaway Inc.: 2002 Annual Report", Omaha,
2003.
Zu diesen "finanziellen Massenvernichtungswaffen" heißt es in der Westdeutschen Zeitung vom
15.10.2008 unter
der Überschrift
"Die Mitschuld der Politiker":
"2004 hat die rot-grüne Bundesregierung Hedge-Fonds und
Derivate in Deutschland zugelassen. Die schwarz-rote Regierung hat dann
2005 in ihrem Koalitionsvertrag den Banken eine "Finanzaufsicht mit
Augenmaß" versprochen. Nach landläufigem Sprachverständnis ist das wohl
das Gegenteil von Fesseln anlegen."
Siehe aber die Erläuterungen dazu, dass diese "Deregulierungen" der CDU
und FDP noch nicht weit genug gingen, hier unter
rossaepfel-theorie/Steuer-Parasitismus.htm#Untersuchungsausschuss.
Zurück zu
rossaepfel-exkurse.de
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